Regionalliga: St. Pauli-Reserve unterliegt VfB Lübeck

Obwohl Mika Herrmann (links) hier mit einer Finte die Lübecker Julian Albrecht  (hinten rechts) und Keeper Gavin Didzilatis zu Boden befördert hat, verpasst er den 1:1-Ausgleich für den FC St. Pauli II.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Was wäre, wenn? Diese Frage stellte sich nach dem Regionalliga-Nachholspiel zwischen dem FC St. Pauli II und dem VfB Lübeck in Bezug auf zwei Szenen. Was wäre, wenn der St. Paulianer Jannis Turtschan in einen Schuss, den der Lübecker Manuel Farrona Pulido von halblinks aus abgab, nicht so hineingegrätscht wäre, dass der Ball seine Flugbahn komplett veränderte und unhaltbar für Torwart Ronny Seibt im rechten oberen Eck einschlug (21. Minute)? Und was wäre, wenn VfB-Akteur Leon Sommer einen Schuss von Mika Herrmann nicht kurz vor der eigenen Torlinie stehend für seinen bereits geschlagenen Keeper Gavin Didzilatis weggeköpft hätte (43.)?

Klar ist: Wären diese beiden Szenen anders herum ausgegangen, hätte die U23 der Kiezkicker zur Pause durchaus auch mit 1:0 führen können, anstatt mit 0:1 zurückzuliegen. "Wir haben in der ersten Halbzeit kein schlechtes Spiel gemacht, sondern geraten durch einen abgefälschten Schuss in Rückstand. Danach könnten das 1:1 machen und hatten gute Phasen", urteilte St. Paulis Trainer Benny Hoose. Tatsächlich begannen die Hausherren im Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion agil, konnten mit ihren ersten Abschlüssen aber Didzilatis nicht ernsthaft prüfen. Stattdessen jubelten die zahlreichen mitgereisten VfB-Anhänger, als sich Farrona Pulido links einen Steilpass erlief und wie eingangs beschrieben das 0:1 erzielte.

Farrona Pulido, der von 2006 bis 2014 noch für die Jugend und die zweiten Herren des Hamburger SV II gekickt und an der Ochsenzoller Straße zahlreiche Heimspiele absolviert hatte, schnupperte sogar am Doppelpack: Als er von halbrechts aus wuchtig abzog, brachte er die Latte zum Krachen (39.). Nach diesem hauchdünn verpassten 0:2 schrammten die Hamburger ebenso knapp am Ausgleich vorbei: Johann von Knebel behauptete sich rechts gegen Farrona Pulido und passte scharf in die Mitte, wo Romeo Aigbekaen den Ball weiterleitete zu Herrmann. Der ließ mit einer sehenswerten Körpertäuschung neben Julian Albrecht auch Didzilatis ins Leere rutschen, schoss dann aber von halblinks aus zehn Metern weder hart noch präzise genug, weshalb Sommer wie eingangs beschrieben per Kopf kurz vor der Linie den Einschlag verhinderte.

Nach der Pause duellierten sich die beiden Mannschaften weiter mit hohem Einsatz. Die Lübecker haderten mit Schiedsrichter Lennart Kernchen (vom TuS Wettbergen), der ihnen keinen Elfmeter zusprach, als der Ex-St. Paulianer John Posselt im Strafraum von Emil Staugaard geschubst wurde (60.). Der Ärger der Grün-Weißen war verflogen, weil Herdi Bukusu flach an Seibt vorbei zum 0:2 traf (72.). Als Kernchen ein Foul von Thieß Mahnel an Posselt mit einem Freistoß ahndete, verwandelte der eingewechselte Lübecker Felix Drinkuth diesen sehenswert direkt, was einer Vorentscheidung gleichkam (0:3/77.). Immerhin stach auch noch ein St. Pauli-"Joker": Baraze Adam eroberte einen Ball, zog an Didzilatis vorbei und verkürzte zum 1:3-Endstand (89.).

So konnten sich VfB-Verteidiger Luca Menke und Stürmer Posselt an ihrer früheren Wirkungsstätte über einen "Dreier" freuen und darüber, dass sie mit dem VfB nun schon seit fünf Partien ungeschlagen sind. Die vorherige Negativserie gerät langsam, aber sicher in Vergessenheit. Hätten die St. Paulianer die seit dem zweiten Spieltag offene Nachholpartie allerdings während dieser besagten Phase gegen die Lübecker gespielt, wären die beiden entscheidenden Szenen vielleicht zu ihren Gunsten ausgegangen.

(Johannes Speckner)

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