Bezirksliga 1: Christian Sommer tritt in Heidgraben zurück

Reichte am Freitagabend seinen Rücktritt ein: Christian Sommer.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Auf einen goldenen September mit drei Siegen am Stück folgten für den Heidgrabener SV in der Bezirksliga 1 sechs Punktspiele ohne „Dreier“. Nachdem es auch am vergangenen Freitag beim TV Haseldorf, der vor dem Anpfiff das Tabellenende geziert hatte, nur zu einem 1:1-Unentschieden gereicht hatte, bot Christian Sommer (44) dem Heidgrabener Fußball-Abteilungsleiter Yannick Schwadtke (28) noch am Abend seinen Rücktritt an. „Schwaddi“, der selbst für den „kleinen HSV“ als Verteidiger auf dem Platz steht, erbat sich eine Nacht als Bedenkzeit, ehe er Sommers Rücktritt am Sonnabend annahm.

Lennard Witt (36), der Sommer nicht nur in Heidgraben, sondern zuvor auch schon beim FC Union Tornesch II, bei Rasensport Uetersen II und beim TSV Uetersen II assistiert hatte, erklärte am Mittwoch gegenüber SportNord: „Das Haseldorf-Spiel lief nicht so, wie Sommer es sich vorgestellt hatte – und in den vorherigen Partien war es ähnlich.“ Sommer sei „immer schon sehr selbstkritisch gewesen“ und habe „in den vergangenen Wochen fortwährend sich selbst hinterfragt, als mit der Mannschaft zu hadern“, so Witt, der betonte: „Sommer und ich haben immer in einem engen Austausch gestanden – deshalb war ich von seinem Rücktritt auch nicht ganz so überrascht, wie die meisten anderen in unserem Verein.“

Als am Sonnabendvormittag klar war, dass der Trainerposten an der Uetersener Straße vakant ist, gelang es Schwadtke und Co. aber zügig, eine Nachfolgeregelung zu finden. Ove Hinrichsen (54), der die Heidgrabener Liga-Mannschaft bereits vom Sommer 2010 bis zum Sommer 2023 trainiert und in diesem Zeitraum aus der Kreisklasse in die Bezirksliga geführt hatte – in seiner letzten Saison gemeinsam mit Sommer und Witt –, erklärte sich bereit, einzuspringen. „Er hat aber ganz klar gesagt, dass er als Interimslösung nur bis zur Winterpause zur Verfügung steht“, erklärte Witt, der weiß: „Das ist eine unkomplizierte Lösung, die uns Zeit verschafft für die Planung, wie es mittel- bis langfristig weitergehen soll.“ Auch Daniel Burmester (46), der seine aktive Karriere beim „kleinen HSV“ ausklingen ließ und anschließend Hinrichsen schon einmal assistiert hatte, wird in den vier bis zum Jahresende noch anstehenden Punktspielen sowie im Lotto-Pokal-Achtelfinale gegen den SC Wentorf (Bezirksliga 3) aushelfen.

Um die Suche nach einem neuen Übungsleiter wird sich Witt kümmern, der nun als HSV-Liga-Manager fungiert. Dass er dem Verein auch nach dem Abschied seines langjährigen Trainerpartners treu bleibt, erklärte der 36-Jährige wie folgt: „Ich habe mich schon in den vergangenen Monaten in Heidgraben neben meiner Co-Trainer-Tätigkeit um viele andere Dinge, wie etwa den Aufbau des Supporters-Clubs, gekümmert.“ Deshalb sei er schon vor einigen Wochen mit der Bitte an Schwadtke herangetreten, einen neuen Co-Trainer zu suchen. „Deshalb haben wir am Dienstag in einem finalen Gespräch beschlossen, dass ich ab sofort als Liga-Manager fungiere“, so Witt.

Sollte Sommer irgendwann bei einem anderen Verein das Traineramt übernehmen und ihn anrufen, würde er sich das „sicher aufgrund unserer langjährigen Verbundenheit anhören“, räumte Witt auf SportNord-Nachfrage ein. Der 36-Jährige stellte aber auch klar: „Mein Fokus liegt ganz klar auf dem Heidgrabener SV, mit dem ich durch meine verschiedenen Ämter sehr fest verwurzelt bin.“ Aktuell könne er sich „nicht vorstellen, dass nach dem Heidgrabener SV noch eine neue Aufgabe im Fußball kommen könnte, die mich reizt“, brachte er nochmals seine Verbundenheit mit dem „kleinen HSV“ zum Ausdruck.

Nach Sommers Rücktritt ist klar, dass an der Uetersener Straße die Mannschaft in der Pflicht steht. Daran, dass sie besser ist, als ihr aktueller zwölfter Tabellenplatz, den sie mit 13 Punkten aus ebenso vielen Spielen erreichte, bestehe innerhalb des Vereins „kein Zweifel“, wie Witt betonte: „Alle Beteiligten sind sich einig darin, dass genug Potential vorhanden ist, um besser zu sein, als es unsere aktuelle Platzierung aussagt.“ Als Ursache für die Misere machte Witt neben vielen Verletzten die fehlende Torgefahr aus: „Anders, als in den vergangenen Jahren, kassieren wir in der aktuellen Spielzeit relativ wenig Gegentreffer – aber wir schießen auch selbst kaum Tore.“ Hier müssen Hinrichsen und Burmester folglich den Hebel ansetzen, wenn es zu ihrem Wiedereinstand auf der HSV-Bank am Sonntag, 16. November, gegen das Schlusslicht Duvenstedter SV geht (13.30 Uhr/Uetersener Straße).

„Wir haben auch schon in den letzten Wochen gute Spiele gemacht“, betonte Witt, der hierbei etwa an die Auftritte bei der SV Blankenese (3:3 nach 3:1-Führung und langer Überzahl) sowie gegen Union Tornesch II – 2:2 nach 2:0-Vorsprung – dachte. „Wir bewegen uns mindestens auf dem Niveau unserer Gegner und investieren viel, kriegen es dann aber nicht zu Ende“, klagte der Liga-Manager. Zwar sei in Heidgraben „jeder davon überzeugt, dass wir es schaffen, schnell da unten heraus zu kommen“, so Witt, der aber angesichts von nur noch vier Zählern Vorsprung auf die Abstiegszone auch warnte: „Wir dürfen die Situation nicht unterschätzen.“ Der nun erfolgte Trainer-Rücktritt, der für den „kleinen HSV“ alles andere als typisch ist, könnte somit auch als Weckruf dienen.

(Johannes Speckner)

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