Raiba-Cup: Das torreichste Eröffnungsspiel aller Zeiten

Nicht nur in dieser Szene enteilte Paul Smit (links), Vierfach-Torschütze des TSV Heist, dem Moorreger Verteidiger Sascha Schepelew.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Paul Smit machte am Montagabend da weiter, wo er im letzten Sommer aufgehört hatte, als er mit sieben Treffern Raiba-Cup-Torschützenkönig geworden war. Beim diesjährigen Eröffnungsspiel des Vorbereitungsturniers um den Wanderpokal der Raiffeisenbank Elbmarsch eG schnürte der Stürmer einen Viererpack. Damit hatte er großen Anteil daran, dass der Titelverteidiger TSV Heist den Gastgeber Moorreger SV im torreichsten Raiba-Cup-Eröffnungsspiel aller Zeiten mit 6:3 schlug. „Das hat Spaß gemacht“, strahlte Smit nach dem Abpfiff mit der Abendsonne um die Wette – wohl wissend, dass er nun beste Chancen hat, zum dritten Mal in Folge Torschützenkönig des Turniers zu werden.

Beim Anpfiff um 18.45 Uhr waren noch nicht alle der insgesamt 870 zahlenden Zuschauer, die am ersten Spieltag im Sportzentrum An’n Himmelsbarg für eine grandiose Kulisse sorgten, vor Ort. In der Anfangsphase verpassten sie auch nichts: „Die ersten zehn Minuten waren ziemlich zerfahren“, urteilte TSV-Trainer Benjamin Wörmcke, der zu bedenken gab: „Aus der Liga sind wir es nicht gewohnt, vor so einer Kulisse aufzulaufen – und als Titelverteidiger gleich im ersten Spiel gegen den Gastgeber ran zu müssen, der im eigenen Dorf etwas zeigen möchte, macht es doppelt schwer.“ So gab es den ersten Aufreger erst in der 13. Minute, als der Heistmer Max Schmidt im Luftkampf gegen Sascha Schepelew seinen Ellenbogen einsetzte, wofür ihm Schiedsrichter Kevin Averhoff (TSV Seestermüher Marsch) die Gelbe Karte zeigte.

Nach 21 Zeigerumdrehungen gingen die Gäste in Führung: Smit wurde links steilgeschickt und traf flach in das lange Eck – die Grätsche von MSV-Akteur Mike Zitzer kam zu spät. Trotz dieser frühen Führung war Wörmcke nicht zufrieden mit dem Auftritt seiner Elf: „Es war nicht eingeplant, dass die Moorreger das Spiel machen und wir kein Mittel finden, selbst spielerisch nach vorne zu kommen“, so der Coach, der haderte: „Deshalb blieb es bei langen Bällen, was sicher nicht unser Plan war.“ Der Ausgleich der Hausherren dämpfte Wörmckes Laune zusätzlich: Der Moorreger Henning Jensen trat links fast von der Außenlinie zum Freistoß an und zirkelte diesen auf das lange Eck, wo TSV-Torwart Marvin Scholz mit dem Ball ins Netz flog (32. Minute).

„Den Ausgleich haben wir uns selbst eingeschenkt“, stöhnte Wörmcke, dessen Elf aber die richtige Reaktion zeigte und gleich wieder auf die Führung drängte. Bei einer misslungenen Rettungsaktion von Etienne Hardtke verhinderte MSV-Keeper Niklas Puttmann soeben noch ein Eigentor (33.), dann zielte der Heistmer Jakob Schmidt aus 20 Metern hauchdünn links vorbei (34.). Doch in der 35. und letzten Minute der ersten Halbzeit eroberte Smit vor dem Moorreger Strafraum den Ball und fand mit einem Steckpass René Gill, der von halbrechts flach traf (35.). „Dass wir zur Pause mit 2:1 geführt haben, würde ich nicht unbedingt als verdient bezeichnen, weil die Moorreger gut gepresst und mehr Biss gezeigt haben“, urteilte Wörmcke.

Nach dem Seitenwechsel erwischte der Titelverteidiger den besseren Wiederbeginn. Zunächst staubte Max Schmidt nach einem abgeprallten Schuss von Jakob Schmidt aus Nahdistanz erfolgreich ab (3:1/38.). Dann setzte Smit in der eigenen Spielfeldhälfte zu einem unwiderstehlichen Alleingang an, den kein Moorreger stoppen konnte: Auch der finale Rettungsversuch von MSV-Kapitän Finn-Ole Cornils kam zu spät, Smit schoss zum 4:1 ein (45.) und erklärte nach dem Abpfiff: „Ich habe ein bisschen Glück gehabt, denn ein Gegenspieler hätte mich um ein Haar umgetreten.“ Kurz darauf schnupperte Smit am schnellen Dreierpack, doch seinen Fernschuss lenkte der zurück eilende Niklas Puttmann soeben noch über die Latte (48.).

Statt 5:1 stand es kurz darauf plötzlich nur noch 4:3, weil den Hausherren ein Doppelschlag gelang: Zunächst versenkte Neuzugang Max Seubert einen abgeprallten Schuss von Dominik Körner von halbrechts aus (2:4/50.), was der in Moorrege lebende Stadionsprecher Michael Schubert wie folgt kommentierte: „Der MSV lebt noch!“ Und damit sollte er Recht haben, denn nicht einmal 60 Sekunden später erlief sich Jayson Bielefeldt rechts einen langen Pass und verkürzte auf 3:4. „Direkt vor den beiden Treffern hatte ich mich in den Wagen der Turnierleitung gesetzt – also habe ich beschlossen, dort zu bleiben“, erklärte MSV-Fußball-Abteilungsleiter Stefan Puttmann. Um ein Haar hätte er sogar den 4:4-Ausgleich sehen können, doch einen Freistoß, den der agile Sam Holz von halblinks auf das lange Eck jagte, lenkte Scholz soeben noch über die Latte (60.).

Zu diesem Zeitpunkt war René Gill schon nicht mehr auf dem Platz. Der Heistmer Stürmer war im MSV-Strafraum von Jannis Franke getroffen, anschließend gestützt vom Feld geleitet worden – und nach dem Abpfiff auf einer Krücke unterwegs. Mit Verweis darauf, dass der Moorreger „zuerst den Ball gespielt“ habe, verweigerte Kevin Averhoff den „Heistmer Jungs“ in dieser Szene einen Strafstoß (55.). Den gab es dafür acht Zeigerumdrehungen später, als Leon Prange „lediglich seine Hände am Oberkörper von Max Schmidt hatte“, so die Ausdrucksweise von Stefan Puttmann, der deshalb mit dem Elfmeterpfiff haderte. Fakt ist: Smit verwandelte aus seiner Sicht rechts halbhoch zum 5:3, während Niklas Puttmann in die andere Ecke sprang (63.).

Dies kam im Duell der beiden Nachbarn und Rivalen aus der Kreisliga 1, wo sie am 2. November in Heist im Kampf um Achtliga-Punkte erneut aufeinander treffen, einer Vorentscheidung gleich. Smit hatte aber noch nicht genug vom Toreschießen, sondern traf zum 6:3, nachdem er  auf engstem Raum mehrere MSV-Verteidiger ausgetanzt hatte (69.). In der letzten Minute verhinderte Niklas Puttmann den siebten Gegentreffer, indem er spektakulär gegen den aus kurzer Distanz zum Schuss gekommenen Max Schmidt parierte. „Immerhin haben wir nach dem 1:4-Rückstand Moral gezeigt“, versuchte Stefan Puttmann, das Positive hervorzukehren. Derweil analysierte Wörmcke, dass für sein Team „in der zweiten Halbzeit die Räume größer geworden“ seien. Mit dem 4:1 „hätte eigentlich Ruhe einkehren müssen“, so der TSV-Trainer, der aber feststellen musste: „Wir schaffen es immer wieder, es noch einmal spannend zu machen.“

Die Gegentreffer zwei und drei führte Wörmcke auf „zu wenig Konsequenz im Abwehrverhalten“ zurück. Dass seiner Mannschaft trotzdem der erste Schritt in Richtung erfolgreicher Titelverteidigung gelang, habe daran gelegen, dass sie „am Ende mehr Körner zur Verfügung hatte“, so Wörmcke, der betonte: „Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir auch verdient gewonnen.“ Würde beim Raiba-Cup so, wie zuletzt bei der Klub-Weltmeisterschaft, ein „Mann des Spiels“ gekürt worden, wäre dies definitiv Smit geworden. So gebührte dem 27-Jährigen zumindest das Schlusswort: „In unseren letzten Spielen beim Rathje-Cup in Holm bin ich torlos geblieben – deshalb musste ich heute liefern“, war der Angreifer froh, dass er nicht dort weitermachte, wo er am ersten Juli-Vorwochenende aufgehört hatte.

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(Johannes Speckner)

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