Regionalliga: Altona verliert trotz früher Führung


(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Am Mittwochabend schloss sich der Kreis. Der SC Weiche Flensburg 08 absolvierte sein erstes Regionalliga-Saisonspiel – am ersten Spieltag hatten die „Nordlichter“ spielfrei – in Hamburg, wo e am 1. November 2020 auch ihre letzte Viertliga-Partie vor der erneuten Corona-Zwangspause bestritten hatte (2:1-Sieg beim FC Teutonia 05). Gegen jene Teutonen hatte Altona 93 am 7. Oktober 2020 sein bis dato erstes Liga-Heimspiel mit 1:4 verloren – nun konnten die treuen Altonaer Anhänger nach exakt 45-wöchiger Zwangspause endlich wieder ein Pflichtspiel auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn besuchen. 650 Zuschauer kamen zu der Partie des zweiten Spieltages, der im Rahmen einer „Englischen Woche“ ausgetragen wurde.

An der Griegstraße erwischten die Hausherren den besseren Beginn. Zwar hatten die Flensburger von der ersten Minute an mehr Ballbesitz, doch nach sechs Zeigerumdrehungen gingen die Hausherren in Front: Der starke Dennis Rosin zirkelte einen Freistoß von der linken Seite in den Gäste-Strafraum, wo Kevin Krottke schneller als die Weiche-Akteure antizipierte und den halbhoch kommenden Ball zum 1:0 eindrückte. Der schnelle Ausgleich wäre möglich gewesen, doch Marcel Cornils jagte den Abpraller nach einem langen Einwurf von Torge Paetow in die dritte Etage (11.). Kurz darauf versuchte es Patrick Herrmann, der Anfang August vom Zweitligisten SV Darmstadt 98 an die Flensburger Förde gekommen war, mit einer satten Direktabnahme, die von halbrechts aus aber knapp am langen Pfosten vorbeistrich (14.). Der neue 93-Torwart Jasin Jashari zeigte erstmals sein Können, als er dem frei vor ihm auftauchenden Dominic Hartmann entgegenstürzte und den Schuss parierte (16.).

Und die Altonaer? Die setzten mit der frühen Führung im Rücken auf Konter. Und bei einem solchen verpasste es Aladjie Barrie, auf 2:0 zu erhöhen, als er mit seinem Schuss an einem Flensburger Abwehrbein hängen blieb (22.). Kurz darauf zog Armel Gohoua aus 20 Metern ab, fand aber in Weiche-Keeper Florian Kirschke seinen Meister. Etwas bitter für die 93ziger war es, dass sie direkt nach ihrer Doppelchance, auf 2:0 zu stellen, stattdessen den 1:1-Ausgleich hinnehmen mussten: Christopher Kramer nutzte das Durcheinander in der Deckung der Hamburger, um von halblinks aus zum 1:1 einzuköpfen – Jasari war chancenlos (23.). Dafür reagierte der Schlussmann umso besser gegen Cornils, der nach einem schönen Spielzug der Gäste freie Bahn gehabt hatte (25.), und Jonah Gieseler, der nach einem Konter flach abgezogen hatte (39.).

Den nächsten Rückschlag für die Flensburger gab es, als Kevin Njie umknickte und sich Weiche-Trainer Thomas Seeliger an seiner früheren Wirkungsstätte zu einem frühen Wechsel veranlasst sah. Die Hamburger kamen noch zu zwei aussichtsreichen Freistoßmöglichkeiten, bei denen der agile Rosin aber zunächst an Kirschkes Fähigkeiten verzweifelte (36.), ehe er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit einen Tick zu hoch zielte. So ging es mit einem 1:1-Gleichstand in die Pause, worüber sich der Außenseiter Altona durchaus glücklich schätzen konnte. Nach dem Seitenwechsel schlug das Pendel dann aber schnell zugunsten des Favoriten aus: Paetows von der rechten Seite heranfliegenden „Torpedo-Einwurf“, der in seiner Schärfe fast schon einem Eckstoß gleichkam, konnte kein Altonaer klären, woraufhin am zweiten Pfosten erneut Kramer traf (47.).

So gut die erste Halbzeit für die Heim-Elf begonnen hatte, so schlecht war sie damit in den zweiten Durchgang gestartet. Im Bemühen, in die Partie zurückzufinden, gab Peer Mahncke einen Torschuss ab, der aber ein Stück zu hoch geriet (55.). Im Gegenzug ließ sich Jashari an der Strafraumkante den Ball abnehmen von Kramer, dessen Schuss dann aber 93-Kapitön Benjamin Safo-Mensah abblockte. Der Verteidiger, der vom Juli 2015 bis zum Dezember 2018 noch für die Flensburger gekickt hatte, verletzte sich kurz darauf, als er bei einer Flanke mit einem Gegenspieler zusammenprallte, und musste verletzt ausgewechselt werden. Ohne den 25-Jährigen wackelte die 93-Abwehr gleich wieder, doch Herrmanns Direktabnahme parierte Jashari stark (66.). Dann ließen sich die Hamburger aber davon überrumpeln, dass Kevin Schulz links im Mittelfeld einen Freistoß schnell ausführte: Florian Meyer passte steil zu Cornils und dessen Ablage versenkte Hartmann brachial zum 1:3 – just in dem Moment, als der verletzt gen Kabine stapfende Safo-Mensah von den Zuschauern auf der Tribüne mit Applaus verabschiedet wurde (68.).

Die daraus resultierende Zwei-Tore-Hypothek war zu hoch für die Altonaer, die zwar immer wieder den Weg nach vorne suchten, dabei aber die nötige Präzision vermissen ließen. Sinnbildlich dafür war eine Aktion von Gohoua, der zunächst einen Ball gut eroberte, dann aber von rechts in das Toraus flankte (84.). Auf der Gegenseite rettete Jashari zunächst gut mit einem Arm gegen Cornils, der es von rechts aus spitzem Winkel mit einem Lupfer gegen den zu Boden gehenden Keeper versuchen wollte, ehe der Nordmazedonier auch einen Schuss von Hartmann abwehrte (87.). Doch trotzdem konnte sich Seeliger, der bis 1987 noch selbst für die Altonaer gekickt und vom Februar 2009 bis zum Juni 2011 seine erste höherklassige Trainerstation an der Griegstraße gehabt hatte, über einen verdienten 3:1-Sieg bei seinem Ex-Klub freuen.

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