
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
„Ich hatte ein Déjà-vu.“ So schilderte Benjamin Kälberloh seine Gefühle am Donnerstagabend in der Pause, als sein TV Haseldorf gegen den Moorreger SV mit 3:0 führte. Genauso war es nämlich am 4. Juli beim Vorbereitungsturnier des Heidgrabener SV II auch gewesen – und der TVH am Ende noch als 3:4-Verlierer vom Platz gegangen. 13 Tage später machte der Bezirksliga-Neuling es besser: Am vierten und vorletzten Raiba-Cup-Spieltag feierte er einen 5:0-Kantersieg gegen die gastgebenden Moorreger und wahrte damit seine minimale Chance darauf, den Wanderpokal der Raiffeisenbank Elbmarsch eG zu gewinnen.
Pünktlich mit dem Anpfiff begann es zu regnen. „Das ist nur eine kleine Regenwolke, die jetzt gerade über Moorrege runter kommt – es wird bald wieder trocken“, beruhigte Frank Bielfeldt, langjähriger Liga-Trainer des MSV und nun in dessen Umfeld tätig, nach einem Blick auf die virtuelle Wetterkarte seines Mobiltelefons. Dass es auf dem Platz trotzdem eine „kalte Dusche“ gab für die Moorreger, lag sicher auch daran, dass sie am vierten Tag in Folge auf dem Platz standen. „Das geht einfach an die Substanz“, erklärte MSV-Coach Hakan Harmanci, dessen Elf bereits in der fünften Minute in Rückstand geriet: Bei einem herrlichen Haseldorfer Angriff fand Michel Lienau rechts per Schnittstellenpass Linus Lastella, dessen Flanke Marten Fülscher am zweiten Pfosten einköpfte. „Das war wirklich ein schön herausgespielter Treffer“, frohlockte Kälberloh.
In der Folge nahmen die Hausherren aktiv am Spielgeschehen teil und tauchten auch mehrmals gefährlich am und im TVH-Strafraum auf. Deshalb räumte Kälberloh ein, dass das 2:0 „aus dem Nichts gefallen“ sei: Nach einem Einwurf von der linken Seite in Höhe der Strafraumgrenze steckte Heiko Jedamski den Ball durch zu Lastella, der aus der Drehung per 16-Meter-Schuss flach rechts den Vorsprung seines Teams verdoppelte (28.). Das bisher vielleicht schönste Tor des diesjährigen Turniers erzielte dann Noah Lüchau, der den Ball von halbrechts aus 25 Metern in den rechten Winkel jagte – für MSV-Keeper Niklas Puttmann gab es hier nichts zu halten (32.). Anders war es, als erneut Lastella von halbrechts aus frei vor dem Torwart auftauchte, der den Ball noch auf die Latte lenkte (34.).
Kurz nach dem Seitenwechsel hieß es aber 4:0, als Lienau eine Linksflanke am langen Pfosten einköpfte (40.). Niklas Puttmann, der vom Vortag und der 0:4-Niederlage gegen den Hetlinger MTV noch unter Knieschmerzen litt, berührte den Ball, fiel dann aber mit ihm ins Netz . Wenig später war TVH-Torwart Joschua Heinsohn im Glück, als er links neben seinem Strafraum den frei vor ihm auftauchenden Max Seubert foulte und dafür von Schiedsrichter Ridha Gabsi (TBS Pinneberg), der sich noch mit seinem Assistenten Robert Shosha (Holsatia im Elmshorner MTV) ausgetauscht hatte, „nur“ die Gelbe Karte sah (43.). „Ja, es gibt Schiedsrichter, die dafür Rot zücken“, räumte Kälberloh ein.
Hielten sich die Proteste der Moorreger hier noch in Grenzen – selbst in Überzahl hätten sie den Vier-Tore-Rückstand wohl nicht mehr gedreht -, sorgte eine Szene in der 63. Minute für erhitzte Gemüter. Nach einem Eckstoß wurde Niklas Puttmann von Joris Lüchau attackiert und ging zu Boden. „Er wollte in dieser Szene nur den Ball spielen“, nahm Kälberloh seinen Spieler in Schutz, während MSV-Fußball-Abteilungsleiter Stefan Puttmann „wirklich erbost“ über das Einsteigen des Haseldorfers gegen seinen Sohn war. Niklas Puttmann spielte zunächst benommen weiter und konnte in der 67. Minute einen Ball nicht richtig kontrollieren, was Jonte Laudahn zum 5:0 nutzte. Daraufhin wechselte sich der MSV-Keeper selbst aus und sprintete mit Übelkeitsgefühlen in die Kabine.
Mangels etatmäßigem Ersatzkeeper hütete in der Schlussphase der gelernte Verteidiger Sascha Schepelew das MSV-Gehäuse. Allzu viel zu tun bekam er nicht mehr: Es blieb beim 5:0, was beim diesjährigen Turnier der bisher höchste Ergebnis bedeutete, aber laut Kälberloh nicht überbewertet werden darf: „Die Moorreger waren platt, während wir nach dem spielfeien Mittwoch ausgeruht in die Partie gegangen ist.“ Eine kleine Chance, erstmals seit 2013 wieder den Raiba-Cup zu gewinnen, haben die Schlosspark-Kicker noch. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Kälberloh am Freitagabend ein Déjà-vu hat und auch bei seiner sechsten Turnierteilnahme einem anderen Team (in diesem Fall dem Hetlinger MTV) gratulieren muss.
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(Johannes Speckner)