
Am Sonnabend um 22.30 Uhr klingelte das Telefon von Mustafa Artar, dem Trainer des FC Union Tornesch II: Hasan Özdemir, Präsident und Coach des 1. Rellinger FC 2010, fragte, ob das für Sonntag, 10 Uhr angesetzte Punktspiel verlegt werden könne, da sein Team verletzungsbedingt sehr dezimiert sei und ansonsten nicht antreten könne. „Prinzipiell wären wir zu einer Verlegung bereit gewesen, aber so kurzfristig war es uns kaum noch möglich, alle Spieler zu erreichen“, sagte Artar. Ärgerlich war zudem, dass Özdemir ohne Rufnummern-Übertragung angerufen hatte und Artar unter allen ihm bekannten Telefonnummern von RFC-Verantwortlichen am Samstagabend niemanden mehr erreichte.
Am Sonntag um 10 Uhr standen deshalb 17 spielfähige Tornescher auf dem Rellinger Gemeindesportplatz: „Wir wollten nicht riskieren, dass es, wenn wir nicht hinfahren, am Ende so aussieht, als wären wir nicht angetreten“, erklärte Artar das vollständige Erscheinen seines Teams. Der verletzungsgeplagte RFC hatte dagegen zur eigentlichen Anstoßzeit nur vier (!) einsatzfähige Spieler beisammen. Alles deutete auf einen Spielausfall hin. Da die Rellinger aber in dieser Saison bereits zu zwei Spielen nicht antraten (gegen TBS Pinneberg II und gegen die Sportfreunde Pinneberg II), wäre die RFC-Mannschaft bei einem dritten Nichtantreten vom Hamburger Fußball-Verband vom Spielbetrieb der Kreisklasse 4 ausgeschlossen worden. Im Wissen um dieses Problem, baten die äußerst fairen Tornescher Schiedsrichter Rados Biorac darum, noch zu warten. Tatsächlich standen um 10.55 Uhr sieben Rellinger auf dem Platz und der Anpfiff erfolgte.
Auch, wenn die Tornescher Liga-Leihgabe Florian Grosse sich in Erwartung eines Spielausfalls bereits wieder vom Ellerbeker Weg verabschiedet hatte, waren die elf Union-Spieler den sieben Rellingern natürlich deutlich überlegen. Akin Ayten traf schnell doppelt (zunächst nach einer Flanke von Andre Kanwischer/3., dann nach einem Pass von Jan Fröhlich/6.). Dann sorgten Salvatore Urso auf Vorlage von Kanwischer (9.), Marcel Lambert per Alleingang (11.) sowie Kanwischer ins kurze Eck (13.) für eine 5:0-Führung, ehe sich der RFC-Keeper an der Bandscheibe verletzte und das Spiel nach 16 Minuten abgebrochen wurde. „Es war merkwürdiges Spiel mit einer Verletzung, die keiner wollte und die dezimierten, tapferen Rellinger, die mit nur sieben Mann antraten, nur noch zu sechst waren“, so Artar, der betonte: „Wir wünschen dem Rellinger Torwart gute Besserung!“
Hasan Özdemir betonte gegenüber SportNord: „Wir möchten die Saison auf jeden Fall durchziehen und uns nicht vom Spielbetrieb zurückziehen!“ Momentan seien die Verletzungsprobleme jedoch gravierend: „Wir haben unglaubliches Pech mit schweren und langfristigen Verletzungen gehabt“, klagte Özdemir. Dass die Rellinger aktuell erst einen Punkt auf ihrem Konto haben und Schlusslicht sind, nachdem sie in der vergangenen Saison in der Kreisklasse 1 immerhin 35 Zähler sammelten und den zehnten Platz belegten, erklärte Özdemir wie folgt: „Neben den Verletzungen hat sich unser Kader bereits im Laufe der vergangenen Spielzeit ausgedünnt!“ Dies lag daran, dass der RFC im Sommer 2012 einige Spieler bei sich aufgenommen hatte, die bei anderen Klubs aus disziplinarischen Gründen aussortiert worden waren. „Bei uns haben diese Spieler ihre letzte Chance bekommen – aber leider haben sie auch diese nicht genutzt, sondern sich erneut Verfehlungen geleistet, so dass wir uns von ihnen trennen mussten“, erklärte Özdemir.
(JSp)