
Bestens gelaunt war Michael Fischer bei seinem ersten Testspiel als Trainer des Hamburger Oberligisten SV Rugenbergen. Als er in der 70. Minute vier Spieler wieder einwechseln wollte, rief er nach deren Namen auch noch „und Heiko Barthel“ über den Platz. Der jetzige Coach der SV Halstenbek-Rellingen, der beim Wedeler TSV und VfL Pinneberg lange Jahre unter Fischers Regie gekickt hatte, entgegnete schlagfertig: „Ich bin noch nicht so weit – ich kann erst im Halbfinale.“ Um einen Platz in jenem Lotto-Pokal-Halbfinale duellieren sich am kommenden Sonntag die Kreis-Rivalen Halstenbek-Rellingen und Rugenbergen, weshalb Barthel in Heidenau unter den Zuschauern weilte. Er sah, wie die SVR-Kicker den Bezirksliga-Neuling FTSV Komet Blankenese am Ende klar mit 4:0 schlugen.
Zunächst spielten die Komet-Kicker, die zahlreiche erfahrene Akteure in ihren Reihen haben, passabel mit. „Genauso deshalb hatte ich sie mir als Gegner ausgesucht“, erklärte Fischer. Zwar hatte der Fünftligist mehr Spielanteile und Offensivaktionen, doch kamen auch die Blankeneser zu aussichtsreichen Szenen. Während Andrew Banoub und der agile Leon Neumann zunächst mehrmals an Komet-Keeper Simon Wiechmann hängen blieben, konnte auf der Gegenseite der Blankeneser Toptorjäger Steven Schönfeld seine erste Gelegenheit nicht nutzen. In der 41. Minute ging der Favorit dann in Führung: Nach guter Vorarbeit von Jan Schrage schoss Kilian Utcke von halbrechts aus das 1:0 (41. Minute). Wenig später wollte der Torschütze einen Ball hochheben und wurde dabei von einem Insekt, das auf dem Spielgerät saß, in den Finger gestochen. „Ich glaube, dass es eine Biene war – denn ich hatte schon einmal einen Wespenstich, der deutlich mehr wehtat“, erklärte der Angreifer, der bis zur Pause auf der Bank Platz nahm und die Einstichstelle kühlte. Trotz Unterzahl hätte Banoub zweimal auf 2:0 erhöhen können, ja müssen – doch erst schoss er aus zwei Metern links vorbei (43.) und dann aus der Drehung knapp über die Latte (44.). So schnupperte der Außenseiter direkt vor dem Pausenpfiff am Ausgleich, als Schönfeld nach einer Linksflanke zum Kopfball kam, den SVR-Keeper Patrick Hartmann aber spektakulär entschärfte (45.). „Im Stile eines Handball-Torhüters“, wie der 24-Jährige selbst erklärte.
Nach dem Seitenwechsel ließen bei einigen Komet-Kickern die Kräfte nach. Dies nutzten die Bönningstedter, bei denen Fischer fleißig gewechselt hatte, um ihren Vorsprung zügig auszubauen. Bemerkenswert war dabei, dass der jüngste SVR-Neuzugang Caleb Awuah (26, kam vom Nord-Bezirksligisten SC Sperber) zwar nicht seinen ersten, wohl aber seinen zweiten Ballkontakt gleich zum 2:0 nutzte (48.). Zuvor hatte sich Hendrik Rühmann links stark behauptet und Enzo Simon den Pass gut durchgelassen. Kurz darauf wehrte Simon Wiechmann einen Lupfer von Enzo Simon außerhalb seines eigenen Strafraums per Hand ab. „Ich wollte mich nicht so überlupfen lassen“, gestand der Torwart, der Glück hatte, dass ihm Schiedsrichter Simon Schleupner (vom Breloher SC) dafür nur die Gelbe Karte zückte – in einem Pflichtspiel hätte er wohl „Rot“ gesehen. Allerdings gab es quasi eine „Doppelbestrafung“ für den Schlussmann, da Utcke den fälligen 18-Meter-Freistoß flach rechts an der nicht ganz optimal stehenden Abwehrmauer vorbei zum 3:0 versenkte (50.). Auch für den 4:0-Endstand war Utcke verantwortlich, als er nach einem Foul von Ex-SVR-Kicker Sören Lühr an Marlon Stannis beim verhängten Elfmeter Simon Wiechmann verlud und flach rechts einschob (60.).
Neumann, Awuah, Mika-Benjamin Feigenspan und Edouard Mesenholl verpassten es in der Folge, einen noch höheren Sieg herauszuschießen. „Am Ende war nicht das Ergebnis entscheidend, sondern dass wir souverän aufgetreten sind“, erklärte Fischer, der den Ausflug in die Gemeinde im Landkreis Harburg für seine Elf unter das Motto „Findungsphase Fußballplatz“ gestellt hatte. Denn nachdem die SVR-Kicker zunächst so, wie alle anderen Amateur-Teams, nur in Zehner-Gruppen gegen den Ball treten durften, bekamen sie erst in der letzten Woche vom Kreis Pinneberg die Sondergenehmigung, in voller Mannschaftsstärke zu trainieren, da sie noch im Pokal-Wettbewerb dabei sind. „Daraufhin haben wir von einem Strafraum bis zum anderen trainiert, ehe wir nun wieder die volle Länge des Spielfeldes in Anspruch genommen haben“, erklärte Fischer seine Vorgehensweise. Spielpraxis sammelten übrigens auch die SVR-Kicker Tim Homfeldt und Sven Worthmann, die Fischer in der zweiten Halbzeit an die personell dezimierten Blankeneser „verlieh“.