(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Es gibt wahrlich Angenehmeres, als an einem Wochentag abends aus dem Norden Niedersachsens durch den Elbtunnel in den Kreis Pinneberg zu fahren und dort ein Fußballspiel bestreiten zu müssen. Der TSV Buchholz 08 steckte diese widrigen Bedingungen aber gut weg und gewann am Dienstagabend das Nachholspiel beim FC Union Tornesch mit 2:0. Damit spitzt sich die Situation im Kampf um die Meisterrunden-Qualifikation in der Oberliga 2 noch weiter zu: Die Buchholzer sind nun punktgleich mit dem TuS Osdorf und mit dem HEBC.
Auch Schiedsrichter Dennis Voß, der für die TuS Dassendorf pfeift, sowie seinen Assistenten Marvin Vogt und Mike Franke steckte eine lange Anreise in den Knochen. Dies hielt sie aber nicht davon ab, bei der Platzbegehung ganz genau hinzuschauen. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Kunstrasenplatz zwei – der mittlere der der Plätze im „Torneum Fußballpark“ –, auf dem die Partie eigentlich stattfinden sollte, nicht ausreichend ausgeleuchtet sei. Weil der Rasenplatz eins, die eigentliche Heimspielstätte der Liga-Mannschaft des FC Union, nicht über Flutlicht verfügt, blieb nur ein Ausweichen auf den hinteren Kunstrasenplatz drei. Dieses Geläuf dient eigentlich den Dritten Tornescher Herren (A-Kreisklasse 1) als Spielstätte und erlebte nun, zwei Jahre und acht Monate nach dem Aufstieg der Union-Kicker in Hamburgs höchste Spielklasse, seine Oberliga-Premiere.
Vor rund 150 Zuschauern entwickelte sich zwar keine hochklassige Partie, aber es gab Chancen auf beiden Seiten. So hätte Chris Heuermann früh die Heim-Elf in Front bringen können, doch nach einem von links kommenden Querpass von Björn Dohrn trat er in guter Position über den Ball (7. Minute). Kurz darauf flankte Patrice Meyer gefährlich und hoch von rechts in die Mitte, wo der Buchholzer Jakob Schulz aber soeben noch vor dem lauernden Dohrn klärte. Nach zwölf Zeigerumdrehungen jubelten dann stattdessen die Gäste: Alexandar Mucunski flankte von rechts in die Mitte, wo Dominik Fornfeist schneller als alle Tornescher schaltete und am kurzen Pfosten zum 0:1 einschoss.
Mit dem, was seine Schützlinge anschließend bis zur Pause zeigten, war Union-Trainer Thorben Reibe „gar nicht zufrieden“. Der 39-Jährige ging sogar soweit, von „der schlechtesten ersten Halbzeit überhaupt“ zu sprechen. Dass die Nordheider beim Gang in die Kabine führten, war also verdient. Sogar ein höherer Vorsprung wäre möglich gewesen, aber Luca-Robin Knobloch konnte eine halbhohe Rechtsflanke freistehend nicht gen Gehäuse verlängern, ehe Union-Verteidiger Jari Maack den Nachschuss, den der Buchholzer Maximilian Fischer von halblinks aus 16 Metern gen langes Eck abgefeuert hatte, vor der eigenen Torlinie stehend wegschlug (31.).
Nach dem Seitenwechsel steigerten sich die Hausherren dann. „Aber so stark, wie es uns in der Vergangenheit schon in einigen Partien in der zweiten Halbzeit gelungen ist, konnten wir dem Geschehen dieses Mal leider nicht den Stempel aufdrücken“, dachte Reibe wehmütig etwa an den 6:2-Kantersieg, den es im letzten Auftritt vor der Winterpause gegen den Hamburger SV III gegeben hatte, zurück. Trotzdem hätte während einer Druckphase zu Beginn des zweiten Durchgangs der Ausgleich fallen können, ja müssen. Doch Jan Eggers köpfte eine Meyer-Rechtsflanke aus Nahdistanz nicht hart und platziert genug, weshalb TSV-Torwart Tim Burgemeister retten konnte (54). Als Burgemeister den folgenden Eckstoß unterlief, bekam Jari Maack mit seinem Oberschenkel keinen richtigen Torschuss zustande, so dass ein Gäste-Akteur noch vor der Linie klärte. Und dann spitzelte Dohrn einen Ball knapp am Ziel vorbei, nachdem er bei einem Missverständnis zwischen Luca Wiechers und Burgemeister gut antizipiert hatte (58.).
In der letzten halben Stunde sah Reibe dann aber nur noch „einige Halbchancen“ seines Teams. Die Buchholzer waren bei ihren Kontern dem zweiten Tor näher als die Tornescher dem Ausgleich. Als Union-Verteidiger Jan-Philipp Zimmermann im Bemühen, einen solchen Gegenstoß zu unterbinden, nur seinen Gegenspieler und nicht den Ball traf, wertete Voß dies als Notbremse und zückte „Rot“ (85.). Zimmermann war schon am 5. November 2021 im Lotto-Pokal-Viertrunden-Spiel beim Harburger SC (Bezirksliga 5) wegen desselben Vergehens vom Feld geflogen. Und wie seiner Zeit an der Baererstraße mit dem 1:2, so kassierten die Union-Kicker auch nun in Unterzahl ein Gegentor. In der Nachspielzeit fand Fornfeist bei einem 5:2-Überzahlkonter seins Teams den eingewechselten Fahamoudini Kolou, der den 0:2-Endstand besiegelte (90.+2).
(Johannes Speckner)
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