Aktuell: St. Pauli stellt Schultz und Favé frei

Die Hürde, mit dem FC St. Pauli den Klassenerhalt zu schaffen, kann Timo Schultz nicht mehr nehmen: Er wurde am Dienstagmittag freigestellt.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Würde die Fußball-Saison mit dem Kalenderjahr enden, wäre der FC St. Pauli am Jahresende 2021 sehr sicher aufgestiegen: Den 39 Punkten, die die Kiez-Kicker aus 22 Liga-Partien vom Januar bis zum Mai holten, ließen sie in den ersten 18 Begegnungen der Serie 2021/2022 bis zum Dezember 2021 starke 36 Punkte folgen. Als Halbzeitmeister verpassten die Hamburger jedoch im Mai 2022 den Direkt-Aufstieg in die Erste Liga um sechs und die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation um drei Punkte. Denn aus den 16 Duellen vom Januar bis zum Mai holten sie nur noch 21 Zähler.

Dieser Abwärtstrend setzte sich in der bisherigen aktuellen Saison 2022/2023 fort: Mit 17 Punkten aus ebenso vielen Partien überwintern die St. Paulianer nur dank der besseren Tordifferenz gegenüber dem DSC Arminia Bielefeld und dem 1. FC Magdeburg nicht auf dem Abstiegsrelegations- beziehungsweise einem direkten Abstiegsplatz. Nun zogen die FCSP-Verantwortlichen „Konsequenzen aus der negativen sportlichen Entwicklung im Kalenderjahr 2022“ und gaben am Dienstagmittag um 11.45 Uhr bekannt, dass sie Cheftrainer Timo Schultz und Co-Trainer Loic Favé „von ihren Aufgaben entbunden“ hätten. „Zuvor hatte es intern eine Analyse der vergangenen zwölf Monate und eine Diskussion über die Optionen für die Rückrunde sowie das kommende Jahr gegeben“, hieß es weiter in der Mitteilung.

In dieser bezeichneten Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann die Trennung als „eine schwere, aber notwendige Entscheidung“. Göttlich präzisierte: „Schultz ist ein verdienter und echter St. Paulianer. Wir müssen das Gesamtwohl des FC St. Pauli immer im Blick haben – und unsere sportliche Bilanz im Kalenderjahr 2022 ist die eines Absteigers. Das muss sich umgehend und nachhaltig ändern, damit wir alle Maßnahmen ergreifen, um die Klasse zu halten. Schon die Corona-Pandemie und die explodierenden Energiekosten stellen den Verein vor massive Probleme.“ Bornemann wurde wie folgt zitiert: „Wir haben die vergangenen Monate intensiv analysiert sowie diskutiert und sehen uns leider gezwungen, nun zu handeln. Wir haben schon seit Längerem verschiedene Muster bei den sportlichen Problemen erkannt, dazu gehören die fatale Auswärtsschwäche, eine fehlende Balance zwischen Defensive und Offensive, mangelnde Weiterentwicklung, aber auch die fehlende Fähigkeit, Spiele nach Rückstand zu drehen.“

 

Allerdings darf nicht vergessen werden, dass neben Schultz (45), der 2005 als Spieler von Holstein Kiel ans Millerntor gekommen und im Juli 2020 vom A-Jugend-Bundesliga- zum Profi-Trainer befördert worden war, auch Bornemann für die Entwicklung mitverantwortlich ist. Hatte der Sportchef in der Winterpause der Saison 2020/2021 noch mit der (leihweisen) Verpflichtung starker, neuer Spieler noch entscheidend zum eingangs erwähnten Aufschwung beigetragen, so ließ er in diesem Sommer mit Guido Burgstaller (18 Treffer) und Daniel-Kofi Kyereh (zwölf) die beiden besten Torschützen der vergangenen Saison ziehen. Obwohl deren neue Vereine, der SC Freiburg beziehungsweise Rapid Wien, dafür insgesamt schätzungsweise rund fünf Millionen Euro gen Elbe überwiesen, gelang es Bornemann nicht, adäquaten Ersatz zu verpflichten.

Das Training wird zunächst Co-Trainer Fabian Hürzeler leiten. „Hürzeler hat bereits gezeigt, wie wertvoll sein Fachwissen und seine Konsequenz für das Team sind“, lobte Bornemann den 29-Jährigen, der ebenfalls im Sommer 2020 seine Arbeit am Millerntor aufgenommen hatte. Für die St. Pauli-Profis steht am Freitag, 9. Dezember der Trainingsauftakt an.

(Johannes Speckner)

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