
Geradezu hellseherische Fähigkeiten bewies Michael Schippmann am Freitagabend: „Du gehst jetzt rein und sorgst mit dem 4:1 für endgültige Klarheit“, sagte der Trainer von Rasensport Uetersen III zu seinem „Joker“ Tobias Schreiber, den er kurz vor Ultimo einwechselte. Schreiber tat, wie ihm befohlen: Er erhöhte im Derby der Rasensportler bei der SV Lieth III zum 4:1-Endstand. Damit gewannen die Rosenstädter auch ihr viertes Saisonspiel und bleiben Spitzenreiter in der A-Kreisklasse 5.
Auf dem Klaus-Waskow-Kunstrasenplatz am Klein Nordender Butterberg verlief die erste Halbzeit ausgeglichen: „Beide Teams hatten ähnlich viele Spielanteile“, berichtete Schippmann. So stand es noch 0:0 beim Pausenpfiff von Referee Timo Rehder, dessen Leistung von mehreren seiner Mitspieler vom Heidgrabener SV II in Augenschein genommen wurde. Kurz nach dem Seitenwechsel gingen die Uetersener dann in Führung: Im Anschluss an einen Freistoß, den Nando Habekost flach ausführte und den die Liether gegen die entschlossen nachsetzenden Gäste mehrmals nicht klären konnten, schoss Marley Gothe über den herausstürzenden SVL-Keeper Leon Stieler hinweg zum 0:1 ein (49. Minute).
Doch die Hausherren ließen sich davon keinesfalls beirren, sondern sie glichen zügig aus: Nach einer Freistoßflanke aus dem linken Halbfeld stand Gäste-Verteidiger Yannic Krass zu weit weg vom Liether Kapitän Henrik Tobies, dessen von der Strafraumgrenze aus und gegen die Laufrichtung von Rasensport-Torwart Alexej Schmidt abgegebener Kopfball zum 1:1 im linken unteren Eck zappelte (54./Foto). Schmidt sah dabei nicht gut aus und kauerte nach dem Gegentreffer unglücklich am Boden, doch Schippmann stellte klar: „Das soll seine ansonsten hervorragende Leistung nicht schmälern.“ In der Folge hatte die Heim-Elf mehr Spielanteile und übte Druck aus, doch in der 70. Minute ging der Tabellenführer erneut in Front: Nach einem Eckstoß legte Alexander Willbrand den Ball uneigennützig quer und Marcus von Drathen schoss unbedrängt zum 1:2 in das lange Eck ein.
In der Schlussphase wogte das Derby dann hin und her: Zunächst wurde Gothe im SVL-Strafraum gefoult und Krass verwandelte den fälligen Elfmeter sicher zum 1:3 (88.). Im direkten Gegenzug verwirkte auch der Uetersener Niklas Ziegenhagen einen Strafstoß − doch Schmidt sprang in die richtige Ecke und parierte. „Wenn der Ball reingegangen wäre, wäre es noch einmal eng geworden“, gab Schippmann zu. Dann stach, wie bereits eingangs beschrieben, „Joker“ Schreiber: Frisch eingewechselt, lief er Stieler an, wurde von ihm angeschossen und erhöhte zum 1:4-Endstand (90.). „Wer vier Tore schießt, hat verdient gewonnen“, sagte Schippmann, der in Erinnerung an frühere Spiele sagte: „Ich weiß aus eigenen Erfahrungen, wie es ist, optisch gleichwertig zu sein, aber am Ende trotzdem als Verlierer da zustehen.“