
Das Spiel zwischen den beiden Aufsteigern, dem VfL 93 und dem USC Paloma, zeigte zwar selten die richtig feine Klinge, aber bot den Zuschauern am Borgweg speziell im zweiten Spielabschnitt fast alles, was das Fußballer-Herz begehrt. Rassiger Kampf, umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, Tore und schließlich mit dem USC Paloma einen glücklichen Sieger, dessen Trainer Marius Nitsch auch hinterher zugab, dass ein Remis „wohl gerechter“ gewesen wäre.
Mit fast 20minütiger Verspätung (Schiedsrichter Thomas Hübner) hatte im Stau gestanden!) ging es endlich los. Palomas Alexander Graf brachte nach zwei Minuten mit einem Kopfball erste Unruhe in die Abwehr der Gastgeber, die dann aber das Spiel an sich rissen und durch Ole Schüler gleich zweimal die Chance zur Führung vergaben (4./16.). Überhaupt war dem Tabellenschlusslicht (zwei Zähler) der Ehrgeiz anzumerken, im siebten Spiel endlich den ersten Dreier einzufahren, agierte dabei aber im letzten Drittel des Spielfelds häufig zu unkonzentriert. Paloma kam zunächst kaum zum Zuge, wobei immer wieder – vielleicht ein wenig zu häufig – Torjäger Mel Morawitz in der Spitze gesucht wurde. Jener Morawitz war es dann aber, der von einem gewonnenen Kopfballduell von Robin Broksch 25 Meter vor dem VfL-Tor profitierte, wobei ihm der Ball ihm im Sechzehner vor die Füße fiel, er sich dann mit einem Haken um einen Gegenspieler drehte und dann mittig durch die Beine von Keeper Oliver Winkmann zur 1:0 Gäste-Führung abschloss (27.). So sehen Knipser aus!.
Wenig geschockt versuchten die Hausherren bis zur Pause, den Rückstand zu egalisieren. DIE Chance dazu bot sich ein weiteres Mal Ole Schüler, der neun Meter vor dem USC-Tor völlig frei zum Abschluss kam, der dann aber doch noch von einem „Palomaten“ auf die Torlatte geblockt werden konnte (32.). Direkt zuvor sorgte auch der Referee für Unterhaltung, als er Palomas Keeper wegen Zeitspiels die Gelbe Karte zeigte!
Mit der knappen Führung des USC ging es in die Kabinen, aus denen die Hausherren mit erhöhtem Druck auf die Paloma-Abwehr zurückkehrten. Eine Kopfballabwehr aus dem Fünfmeterraum landete direkt in den Füßen von Jan-Hendrik Rathmann, der sogleich aus acht Metern, leicht links versetzt, abzog, dabei aber knapp links am Tor vorbeischoss (47.), Zwei Zeigerumdrehungen später bediente dann USC-Schlussmann Jonas Köhler mit einem verkorksten Abstoß vom Strafraumrand Ole Schüler, der das Geschenk annahm und ohne zu zögern aus 23 Metern über Köhler hinweg zum verdienten 1:1 Ausgleich in die Maschen traf. Auf der anderen Seite war dann wieder Morawitz-Time. Der dem Ligakader angehörende 19jährige nutzte eine Konfusion in der VfL-Abwehr und brachte sein Team mit gedankenschnellem Abschluss aus 13 Metern erneut in Führung (53.).
Dies änderte aber nichts am eigentlichen Geschehen, das sich fast ausschließlich in der Hälfte der Gäste abspielte. Wieder war es Ole Schüler, der mit einem von Torwart Gansel parierten Schuss auf sich aufmerksam machte (57.). Palomas Abwehr wurde ordentlich durcheinandergerüttelt. Dafür sorgten auch Freistöße der Gastgeber. So auch nach 64 Minuten, als Jonathan Dinse einen solchen Standard von halbrechts in den Sechzehner schlug, wo Rathmann den Ball am langen Pfosten auf den eingewechselten Jonas Liedtke ablegte und dieser schließlich aus zwei Metern zum 2:2 Ausgleich über die Linie drückte. Weiter ging es mit robuster Zweikampfführung beider Teams, die sich nichts schenkten und Schiedsrichter Thomas Hübner, dem der Stau wohl noch in den Knochen steckte, bei seinen Bewertungen allenthalben für einiges Unverständnis sorgte.
Als vieles für einen Führungstreffer des VfL sprach, der sich an Kampf, Willen und Leidenschaft nichts vorzuwerfen hatte, streute Paloma einen Eckball von der rechten Seite ein. Über Umwege landete die Kugel bei Alexander Graf, der links im Strafraum lauerte, dann den Ball zwar nicht richtig, dafür aber doch zum 3:2 der Gäste im Tor unterbringen konnte (79.). Dies sollte aber in einer packenden Partie noch lange nicht das Ende gewesen sein. Erst einmal zückte Referee Hübner glatt Rot für Palomas Tamino Kröger und Gelb-Rot für den vorverwarnten Jonas Liedtke, als sich beide im USC-Strafraum ins Gehege gekommen waren (81.). Kurz nachdem fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt worden waren, führte ein weiterer Freistoß aus dem rechten Halbfeld von Robin Hinzmann zum 3:3 Ausgleich durch Ole Schüler (90.), der gegen eine unsortierte Paloma-Abwehr aus drei Metern ins Tor traf. Palomas Antwort sollte aber nicht ausbleiben. Ein langer, eher ungefährlich daherkommender Ball führte zu einem Missverständnis eines VfL-Abwehrspielers und seinem Torwart. Robin Broksch war zur Stelle, umkurvte beide Spieler und schob den Ball zum 4:3 für Paloma ins leere Tor (90.+2). Dramatik pur am Borgweg, als dann Joker Gregor Radden den Ball aus zwei Metern über und eben nicht ins Tor setzte (90.+4). Dass dann im Gegenzug ein Treffer von Mel Morawitz aufgrund angeblichen Handspiels die Anerkennung versagt blieb, verdarb dem Youngste zwar seinen 13. Saisontreffer, sollte aber am letztlich glücklichen Sieg der U23-Tauben auch nichts mehr ändern.
Der nach 62 Minuten ausgewechselte Florian Richter vom USC Paloma meinte zum spannungsgeladenen Derby: „Für so etwas spielt man Fußball. Einfach nur geil, was hier ablief. Das war so ein Spiel, über das man auch nach der Saison noch sprechen wird“. Damit traf er wohl den Nagel auf den Kopf, auch wenn es für die unglücklich unterlegenen Kicker vom Borgweg eben nicht ganz so geil endete.
hvp