
Obwohl er erst 24 Jahre alt ist, kann Kevin Reichmann schon auf einige interessante Trainerstationen zurückblicken. „Begonnen hat alles beim SC Concordia“, so Reichmann, der sich erinnerte: „Als ich bei ‚Cordi‘ selbst als Jugendspieler aktiv war, mich dann aber am Kreuzband verletzt hatte, wurde ich gefragt, ob ich nicht Jugendtrainer werden möchte.“ Reichmann übernahm den damaligen 96ziger-Jahrgang, den er bis 2009 gute zwei Jahre lang betreute. „Dabei habe ich erkannt, dass mir das liegt und Spaß macht“, so Reichmann, der zum 1. Januar 2010 zum SV Eidelstedt wechselte. Dort blieb Reichmann drei Spielzeiten und hatte in seinem dritten Jahr seinen ersten Trainerposten im Erwachsenen-Bereich, als er in der Kreisklasse 5 die Dritten Herren des SVE trainierte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
Nachdem er aus beruflichen Gründen nach Elmshorn gezogen war, stieg Reichmann im März 2013 beim FC Elmshorn als Jugendtrainer ein. Nachdem er zu Beginn der aktuellen Saison bei der FCE-Reserve in der Landesliga als Torwart aushalf („Dabei war ich früher Feldspieler“, muss Reichmann noch heute über seine Aktivitäten zwischen den Pfosten schmunzeln), orientierte er sich als Übungsleiter neu und wurde Co-Trainer bei den Herren des TSV Sparrieshoop, wo er Chefcoach Chris Kullock (Reichmann: „Ich schätze ihn sehr!“) assistiert. Seinen Abschied von der FCE-Jugend erklärte Reichmann wie folgt: „Das lag einerseits an der Trainingsbeteiligung, aber es gab auch einige andere Dinge, die nicht gepasst haben. Trotzdem hatte ich mich zuerst noch überreden lassen, zu bleiben. Aber mit dem Team war klar abgesprochen, dass ich, wenn ich ein interessantes Angebot bekomme, den Verein verlasse – und dann kam Sparrieshoop!“
In Klein Offenseth läuft Reichmanns Co-Trainer-Vertrag mit dem Ende dieser Saison aus. Gespräche über eine mögliche Verlängerung will Reichmann momentan nicht führen: „Ich möchte erst einmal bis zum März 2015 abwarten, was der Markt bietet. Ich sehe mich zukünftig als Cheftrainer.“ Für potentielle Anfragen im Hinblick auf die kommende Saison sei er, betonte Reichmann, „immer gesprächsbereit“, und präzisierte: „In welcher Spielklasse die Mannschaft spielt, ist mir dabei nicht so wichtig – entscheidend ist, dass es Ambitionen gibt und man erfolgreich sein will“. Dabei komme es, so Reichmann, auf eine gesunde Mischung zwischen Erfolgshunger und Spaß an: „Jedem sollte klar sein, dass es, wenn man erfolgreich arbeiten will, gerade im Training nicht immer nur spaßig zugehen kann, sondern man sich den Erfolg erarbeiten muss. Andererseits bewegen wir uns aber im Amateur-Bereich, und da sollten alle Beteiligten auch Spaß am Fußball haben!“
Zum bisherigen Saisonverlauf seiner Sparrieshooper sagte Reichmann: „Als ich geholt worden bin, ist ein einstelliger Tabellenplatz als Ziel ausgegeben worden – und ich denke, das ist noch immer eine realistische Zielsetzung!“ Da die Schwarz-Weißen in der Bezirksliga West als Viertletzter nur hauchdünn vor einem Abstiegsplatz überwintern, stellte Reichmann allerdings klar: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir uns mitten im Abstiegskampf befinden. Ein tatsächlicher Absturz in die Kreisliga wäre natürlich furchtbar für den Verein und wir werden alles daran setzen, uns im Frühjahr so zeitig wie möglich zu retten!“ Auf dem Weg zum Klassenerhalt hofft Reichmann auf möglichst viele personelle Alternativen: „Es wäre wünschenswert, dass wir nach dem Winter wieder mit voller Besetzung dastehen und nicht nur mit acht oder neun Spielern!“ Reichmann wäre „froh, wenn wir noch in die Top-Zehn kommen“, würde momentan aber „auch den 13. Platz am Saisonende sofort unterschreiben“.
Nach den Gründen für den Niedergang befragt, entgegnete Reichmann: „Der unbefriedigende Saisonverlauf ist definitiv auch unseren Personalproblemen geschuldet. Wir sind mit einem 16-Mann-Kader in die Saison gegangen und wenn davon drei, vier Spieler ausfallen, wird es eben eng.“ Reichmann hat „beobachtet, dass vielen Vereinen in Elmshorn die nötige Breite im Kader fehlt“ – in Hamburg sei dies „meistens anders“. Allerdings sind die Sparrieshooper Probleme laut Reichmann nicht nur personellen Engpässen geschuldet: „Wir haben auch einige Partien verloren, weil die nötige Einstellung fehlte“, so Reichmann, der trotzdem zuversichtlich in die Zukunft blickt: „Wir haben eine junge Mannschaft und gerade unsere 18-Jährigen haben im Herbst gute Leistungen abgerufen. Die Spieler, die da gewesen sind, haben sowieso Gas gegeben. Wenn das eine Rad nicht ins andere greift, wird alles zu schleppend – aber bei unserem 1:0-Sieg gegen den Spitzenreiter HEBC haben wir gezeigt, dass wir es können!“
Nach den Zielen für seine eigene Zukunft befragt, sagte Reichmann unumwunden, dass er hoch hinaus will. „Ich sehe mich zukünftig auf jeden Fall als Cheftrainer im Herren-Bereich und möchte, bis ich 45 Jahre alt bin, in der Oberliga Hamburg angekommen sein“, so Reichmann, der abschließend betonte: „Ich finde, man sollte sich im Leben hohe Ziele stecken!“