Oberliga: Gianluca Przondziono schießt Altona 93 zur Meisterschaft

So wurde Gianluca Przondziono (unten) nach seinem dritten Tor für Altona 93, dem sogleich der Schlusspfiff folgte, von seinen Mitspielern gefeiert.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Was für ein Drama! Zweimal, nämlich von der 19. bis zur 27. Minute und kurzzeitig noch einmal von der 85. bis zur 86. Minute, hatte die TuS Dassendorf am Freitagabend die Tabellenführung inne. Am Ende aber verteidigte Altona 93 mit einem 5:1-Sieg beim ETSV Hamburg die Hamburger Meisterschaft: Im Abschlussklassement der Oberliga Hamburg wiesen die Altonaer bei Punktgleichheit eine um zwei Treffer bessere Tordifferenz auf als die Dassendorfer, die zeitgleich TuRa Harksheide mit 6:1 abgefertigt hatten.

Ungeduldig scharrten die Dassendorfer Spieler auf der Tartanbahn, die den Rasenplatz am Wendelweg umgibt, schon um 18.57 Uhr mit den Hufen. Sie warteten auf die Spieler ihres Gegners und signalisierten mit dem frühen Erscheinen noch einmal, dass sie sich etwas vorgenommen hatten – nämlich, ihr gegenüber den Altonaern um vier Treffer schlechteres Torverhältnis wettzumachen. Folglich schlugen sie von Beginn an den Weg nach vorne ein. Schon in der ersten Minute gab Martin Harnik einen Flugkopfball ab, den TuRa-Torwart Niklas Grünitz – in der Saison 2019/2020 bei Altona 93 – noch parieren konnte. Aber in der Folge schnürte Harnik einen lupenreinen Hattrick (19., 23., 31. Minute), wobei sein 1:0 ein verwandelter Elfmeter war.

Wie eingangs beschrieben, kletterten die Dassendorfer kurzzeitig mit zwei Punkten Vorsprung auf die Altonaer auf den ersten Platz, ehe die 93-Kicker zurückschlugen. Ezra Ampofo sorgte am Mittleren Landweg, wohin das Team von zahlreichen Anhängern begleitet worden war, für die 1:0-Führung gegen den ETSV Hamburg (27.). Das 3:0 am Wendelweg und das 1:0 am Mittleren Landweg hatten bis zur Pause Bestand, wodurch die Dassendorfer ihren ursprünglichen Vier-Tore-Rückstand beim Gang in die Kabine auf zwei Treffer halbiert hatten. Doch er wuchs nach dem Seitenwechsel rasch wieder auf vier Treffer an, weil Veli Sulejmani für die Altonaer auf 2:0 erhöhte (47.) und Niko Hasselbusch für die Harksheider auf 1:3 verkürzte (54.).

Dieser „Doppelschlag“ schien die Dassendorfer aber anzustacheln. Sie starteten einen weiteren Sturmlauf, den Fabian Graudenz (53.), Erciyes Firat Palo (69.) und Sven Möller (77.) zu weiteren drei Toren nutzten. Am Mittleren Landweg verhinderte 93-Keeper Dennis Lohmann derweil mit einer starken Beinabwehr gegen Vedat Düzgüner zunächst den Anschlusstreffer der Eisenbahner (70.), der nach einem Eckstoß aber doch fiel: Ede Zimmermann verkürzte für „Eise“ auf 1:2 (85.). Und dies bescherte den Dassendorfern tatsächlich die Tabellenführung, weil sie bei gleicher Tordifferenz (plus 66) zwei Tore mehr erzielt – 98 gegenüber 96 – hatten.

Die Altonaer Spieler, die nicht im Kader, sondern als Zuschauer neben ihrer Ersatzbank standen, rauften sich die Haare. Sie verfolgten die Dassendorfer Partie im Liveticker und haderten mit der Leistung der Harksheider: „Unglaublich, dass die sich so abschießen lassen …“ Aber es gelang dem Team von 93-Trainer Andreas Bergmann, den Schalter in der Schlussphase noch einmal umzulegen, wobei sich Gianluca Przondziono zum „Mann des Tages“ aufschwang. Er traf erst nach einer flachen Ampofo-Rechtsflanke per Direktabnahme (87.), dann im Duell mit Yannick Siemsen von halbrechts in das lange Eck (89.) und schließlich nach einem weiteren Ampofo-Pass noch von halblinks mit einem 20-Meter-Schuss, den ETSV-Kapitän Tjorben Uphoff so abfälschte, dass der Ball unter der Latte einschlug.

Dieser Blitz-Hattrick von Przondziono bescherte den Altonaern den Titelgewinn. Die Dassendorfer, die in der Nachspielzeit auch noch einmal trafen, wobei Schiedsrichter-Assistent Thomas Bauer (Rahlstedrer SC) aber eine Abseitsstellung monierte, mussten sich mit einer um drei Treffer schlechteren Tordifferenz mit der Vizemeisterschaft begnügen. Übrigens: Hätte Przondziono einmal weniger getroffen, dafür aber das ETSV-Team noch zwei Tore erzielt, sprich am Mittleren Landweg am Ende ein 4:3 für die Altonaer gestanden, wären die Dassendorfer und die 93ziger am Ende exakt punkt- und torgleich gewesen, was den Statuten des Hamburger Fußball-Verbandes nach ein Entscheidungsspiel bedeutet hätte.

So aber überreichte HFV-Präsident Christian Okun die Meisterschale den Altonaern. „Das ist die originale Schale, ein Duplikat haben wir nicht“, versicherte Okun auf Nachfrage von SportNord. Falls die Dassendorfer am Ende die Nase vorne gehabt hätten, „wäre ich ins Auto gestiegen und nach Dassendorf gefahren“, ergänzte Okun, der die knappe Titel-Entscheidung „mit großer Spannung“ verfolgte: „Das war beste Werbung für den Fußball.“ Die Altonaer feierten derweil vor allem ihren Dreierpacker Przondziono, der erklärte, dass sein letzter Hattrick schon ein paar Jahre zurückliegen würde: „Das müsste in der E-Jugend gewesen sein …“

(Johannes Speckner)

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