Oberliga: Historischer Sieg – der Düneberger SV schreibt Geschichte

Der überragende Düneberger Tarik Cosgun (links) wurde für Taylan Güvenir und den SV Rugenbergen zum personifizierten Albtraum.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Raus mit Applaus, hieß es in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als Tarik Cosgun bei stehenden Ovationen der Zuschauer ausgewechselt wurde. Als Schiedsrichter Kevin Klüver (FC Eintracht Norderstedt) kurz darauf zum letzten Mal in seine Pfeife blies, war er perfekt, der allererste Sieg des Düneberger SV in der Oberliga Hamburg. Die Geesthachter hatten sich auch von einem 1:3-Rückstand gegen den SV Rugenbergen nicht beirren lassen, sondern den Gegner aus dem Kreis Pinneberg noch mit 4:3 niedergekämpft – und damit Geschichte geschrieben.

Dieser historische Erfolg schien sich früh anzubahnen: Acht Tage nach der furchtbaren, beim FC Süderelbe erlittenen 0:8-Klatsche, gingen die Düneberger nach einer Viertelstunde nämlich mit 1:0 in Führung. Dass Tarik Cosgun eine Rechtsflanke aus elf Metern annehmen und dann versenken konnte, wurmte SVR-Coach Nils Hachmann: „Das haben wir nicht gut verteidigt.“ Hachmanns Miene hellte sich auf, da seine Schützlinge in der Folge das Heft in die Hand nahmen und von zahlreichen Torchancen immerhin drei nutzten. Erst wurde Pascal Haase von DSV-Keeper Mark Ellenschläger gefoult und den Elfmeter, über dessen Berechtigung nicht diskutiert werden musste, verwandelte Aleksa Basta (1:1/31.). Dann schlug Neuzugang Max Düwel (20), den die Bönningstedter vom SV Todesfelde (Oberliga Schleswig-Holstein) verpflichteten, zweimal zu: Erst traf er nach einem schönen Spielzug und finaler Vorarbeit von Mark Zimmermann (33.), dann aus 16 Metern mit einem satten Schuss (34.).

„Eigentlich hätten wir zur Pause schon mit 5:1 führen müssen – und dann wäre auch nichts mehr angebrannt“, vermutete Hachmann. Es stand aber „nur“ 3:1 – und der Vorsprung seines Teams schmolz kurz nach dem Seitenwechsel auf ein Tor zusammen, als Shawn Rudat nach einem Eckstoß verkürzte (2:3/48.). Während dies für die Geesthachter einem Weckruf gleichkam, schienen die Gäste wie gelähmt zu sein, was vor allem Cosgun nutzte. Der 30-Jährige, einst für den VfB Lübeck in der Regionalliga am Ball, wurde für die Bönningstedter zum personifizierten Albtraum. Das 3:3 erzielte er mit einer Linksflanke, die SVR-Rechtsverteidiger Jan Schrage so abfälschte, dass der Ball im kurzen Eck zappelte (57.). Zehn Zeigerumdrehungen später – in diesem Zeitraum war Cosgun einmal an SVR-Keeper Patrick Hartmann gescheitert und hatte dann knapp links vorbei gezielt – tankte sich der 30-Jährige rechts im Gäste-Strafraum durch und schoss zum 4:3 ein.

Wer damit rechnete, dass die Bönningstedter auf diesen neuerlichen Rückstand ähnlich reagieren würden wie auf das 0:1, irrte sich. Ein Kopfball von Schrage nach Haases Eckball war nicht platziert genug und somit kein Problem für Ellenschläger (72.). Nachdem Cosgun – wer sonst, ist der Leser geneigt, zu fragen – von halblinks aus knapp am kurzen Eck vorbeigezielt hatte (80.), war der eingewechselte Mika Steensen noch an den letzten beiden Gelegenheiten der Gäste zum 4:4 beteiligt. Als er von rechts scharf in die Mitte spielte, um den am zweiten Pfosten lauernden Haase zu finden, begrub Ellenschläger den Ball aber unter sich (81.). Und als Steensen selbst von rechts nach innen marschierte und aus 17 Metern satt abzog, hielt der Torwart den Ball sogar fest (87.).

In der Nachspielzeit überstanden die Düneberger auch noch zwei Eckbälle, bei denen sich inklusive Hartmann alle SVR-Akteure vor ihrem Gehäuse tummelten. Auf den Abpfiff folgte ausgelassener Jubel – und mit nun vier Punkten aus sechs Partien zogen die DSV-Kicker an ihrem Gegner vorbei auf den bestenfalls zur Rettung genügenden 15. Tabellenplatz. Selbst, wenn es am Saisonende nicht zum Klassenerhalt reichen sollte – folgen weitere Auftritte wie gegen Rugenbergen, würde es für die Düneberger nach einem Fünftliga-Jahr zumindest heißen: Raus mit Applaus.

(Johannes Speckner)

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