Aktuell: Ketelsens Forderung: „Der HFV soll Eier zeigen“


Wie kein Zweiter verkörpert Jan Ketelsen den 1. FC Quickborn, zu dessen Gründungsmitgliedern er am 26. Mai 1999 zählte und dessen Liga-Mannschaft er seit dem Sommer 2015 wieder trainiert (SportNord berichtete). So erfolgreich der Weg ist, den die FCQ-Kicker (aktuell Tabellen-Zehnter der Bezirksliga West) unter Ketelsens Regie einschlugen, so klar ist auch die Meinung, die der 43-Jährige in Bezug auf die aktuelle Zwangspause sowie eine mögliche Fortsetzung und Wertung der aktuellen Saison hat.


Im Gespräch mit SportNord erklärte Jan Ketelsen:

„Ich habe die ganz klare Meinung, dass wir die Saison nie im Leben zu Ende spielen können. Selbst, wenn wir davon ausgehen, dass der Ball ab Anfang Mai wieder rollen kann – wahrscheinlicher ist aber leider eine längere Zwangspause –, könnten die Amateur-Fußballer aufgrund der Tatsache, dass sie zuvor über sechs Wochen nicht trainieren konnten, nicht innerhalb von wenigen Wochen den Rest der Saison im Rhythmus Sonntag-Mittwoch-Sonntag bewältigen. Das Verletzungsrisiko wäre hierbei sehr hoch. Und neben dem sportlichen Aspekt, der vielleicht noch in Kauf genommen werden könnte, darf nicht vergessen werden, dass die Menschen, sobald sie ihr Leben wieder normal gestalten können, auch noch andere Aufgaben haben, als Fußball zu spielen. Kurzum: Unter diesen Bedingungen sehe ich nicht, dass es möglich oder gar sinnvoll wäre, im Mai und Juni zwölf Saisonspiele – und so viele Partien sind ja für einige Teams noch offen – durchzuziehen.

Es kann und darf jetzt nur darum gehen, wie wir die aktuelle Saison werten, damit wir uns, wenn es wieder ein normales Leben gibt, darauf und auf den Start der neuen Spielzeit konzentrieren können. Denn, seien wir doch einmal ehrlich: Wenn wir die aktuelle Serie nun verlängern, bis zum 30. Juni oder sogar bis zum 31. Juli, dann verschieben wir die Probleme doch nur in die kommende Saison hinein, denn in diesem Fall würde es in der Serie 2020/2021 zu einer Termin-Not kommen. Ich drücke es einmal ganz drastisch aus: Die Verantwortlichen des Hamburger Fußball-Verbandes müssen jetzt Eier zeigen, die Saison für beendet erklären und dann einen möglichst breiten Konsens in Bezug auf die Auf- und Abstiegsregelung finden.

Meiner Meinung nach wäre der größte gemeinsame Nenner, dass die Saison annulliert wird und wir so verfahren, als wäre sie nie gespielt worden: Sprich, es gibt keine Auf- und Absteiger, sondern alle Teams starten noch einmal in derselben Spielklasse. Dies kann natürlich nicht gelten für die Mannschaften, die sich während der bisherigen Saison vom Spielbetrieb zurückgezogen haben oder ausgeschlossen wurden, weil sie sich etwas zu Schulden kommen lassen haben – da müsste dann eine Sonderregelung gefunden werden. Eine Wertung der Hinrunde oder anhand des aktuellen Tabellenstands wäre meiner Meinung fatal, weil es da immer Teams geben würde, die massiv benachteiligt werden. Zu sagen, dass es keine Absteiger, aber Aufsteiger gibt, hätte zur Folge, dass die Staffelgrößen erhöht und wir dann wieder in der kommenden Saison vor Termin-Probleme gestellt werden.

Abschließend möchte ich betonen, dass die aktuelle Zwangspause natürlich richtig ist, um das Coronavirus einzudämmen. Andererseits nervt es mich aber auch, dass wir zurzeit nicht nur selbst keinen Fußball spielen können, sondern es dann noch nicht einmal im Stadion oder im TV – sei es aus England oder Spanien – Fußball zu sehen gibt. Komplett ohne Sport zu leben, ist wirklich ganz großer Mist. Mir persönlich wäre es jetzt ehrlich gesagt sogar egal, in welcher Spielklasse es nun für uns weiter geht – ob nun Bezirksliga oder Kreisliga, mein Hauptanliegen wäre es, dass wir spätestens im Juli mit dem Beginn der neuen Saison wieder Sport treiben können.“

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