
Nur drei Tage nach der in der Höhe sicherlich zu deftig ausgefallenen 0:4 Niederlage gegen die TuS Dassendorf erlöste Abdel Hathat den HSV Barmbek-Uhlenhorst mit seinem späten Treffer und sorgte so für den siebten Saisonsieg der Truppe von Trainer Marco Stier.
Die Trainer-Entscheidung, diesmal Stefan Hölscher als Torwart für die zuletzt schwächelnden Kaspars Plendiskis und Oliver Gaedtke zwischen die Pfosten zu stellen, überraschte sicherlich die Mehrzahl der gut 300 Zuschauer, war aber für Insider auch irgendwie nachvollziehbar. Der 37jährige Hölscher, der seine Karriere nach einer Vielzahl von Einsätzen in der Oberliga zwischen 2008 und 2012 und anschließend in der Bezirksligamannschaft der „Anfielder“ vor eineinhalb Jahren hatte ausklingen lassen, hatte sich zuletzt beim Training der Oberligatruppe fit gehalten und erhielt nun als überaus erfahrener und immer noch reaktionsschneller Torwart das Vertrauen. Um es vorweg zu nehmen, Hölscher dankte es dem Trainerteam mit einer unaufgeregten und jederzeit zuverlässigen Leistung. Unter ihm blieb die Mannschacht tatsächlich das erste Mal in dieser Oberligasaison ohne Gegentreffer.
Speziell in den ersten 45 Minuten blieb Hölscher allerdings nahezu beschäftigungslos, was gleichermaßen für seinen Gegenüber Leo Hebbeler gelten sollte. Das Spiel erstickte nahezu in Mittelfeldaktionen, aus denen keinerlei echte Torgelegenheiten entsprangen. Die „Raubvögel“ vom Berner Heerweg, die mit einem rundum neu aufgestellten Kader in die Saison gegangen waren und sich derzeit mit nur 11 Zählern auf einem Abstiegsplatz wiederfinden, zeigten sich nach dem überaus ärgerlichen 2:3 am Sonntag gegen den SC Victoria, defensiv höchst engagiert und konzentriert und unterbanden die Angriffsversuche der Barmbeker bereits frühzeitig. Aber auch ihre unübersehbaren Offensivbemühungen verpufften brotlos, wenn es in die Nähe des Strafraums ging. Mehr als ein 22-Meter-Schuss von Adrian Sousa, den Keeper Hölscher locker aufnehmen konnte, sprang nicht heraus. Erst in den letzten Minuten des ersten überaus zäh verlaufenden Durchgangs zeigte sich BU ein wenig griffiger, nachdem zuvor fast jedes in die Spitze gezielte Anspiel keinen Abnehmer gefunden hatte. Als sich dann Ian Claus den Ball für einen Freistoß, links versetzt vor der Condor-Box, zurechtlegte, keimte Hoffnung bei den BU-Fans auf, die dann aber, nachdem das rechte Lattenkreuz den Weg ins Tor versperrte, erlosch (38.). Kurz darauf sollte noch eine kurz getretene Ecke für Gefahr sorgen, aber Abnehmer Samuel Hosseini zirkelte den Ball knapp am langen Eck vorbei (45.).
Nach dem Seitenwechsel stieg der Unterhaltungswert dann deutlich, denn beide Teams legten ihre zuvor an den Tag gelegte Zurückhaltung ab. Während die Gäste aber zunächst zu keinen nennenswerten Abschlüssen kamen, bot sich BU gleich dreimal die Gelegenheit, in Führung zu gehen. Den Anfang macht Claus erneut mit einem Freistoß, bei dem Condors Keeper Leo Hebbeler den Ball so gerade noch aus dem bedrohten Eck kratzen konnte (52.). Dann fiel dem für Chris Heuermann in die Spitze eingewechselten Tim Jeske mehr zufällig der Ball vor die Füße und war schon fast an Hebbeler vorbei, der dann aber doch mit letztem Einsatz zur Ecke parierte (60.). Fünf Minuten später zeigte Claus auf der linken Außenbahn den Gegnern die Hacken, drängte in den Sechzehner, wurde schließlich aber von Sean Viberg am finalen Abschluss gehindert.
Auf der anderen Seite stellte ein ums andere Mal Adrian Sousa die BU-Abwehr vor Probleme, blieb aber in letzter Instanz glücklos.
Die letzten 10 Spielminuten hatten es dann allerdings noch einmal in sich. Ein Freistoß von Condors Incheol Choi 22 Meter vor dem Tor wurde zunächst von der Mauer abgefälscht, dann landete der Ball über einen kurzen Umweg bei Melvin Bonewald, der aus zwei Metern, links im Fünfmeterraum positioniert, das Kunststück fertigbrachte den Ball halbhoch am langen Pfosten vorbeizuziehen (82.). Nun schien das torlose Remis schon wie ausgemacht, aber BU’s Abdel Hathat hatte etwas dagegen, als er von der rechten Seite mit Tempo ins Zentrum zog und schließlich aus 16 Metern abzog. BU-Joker Janis Korczanowski und ein Gäste-Abwehrspieler versperrten Torwart Leo Hebbeler die Sicht, so dass der Ball mittig zum 1:0 in die Maschen ging (85.). Abseits-Reklamationen der Gäste bezüglich Korczanowski (passiv) blieben von Referee Daniel Gawron unerhört.
Nur 60 Sekunden später geriet die knappe Führung dann doch noch in Gefahr. Sean Viberg stand rechts im BU-Strafraum sträflich frei, scheiterte dann aber am erstmals richtig geprüften Torwart Stefan Hölscher.
BU-Trainer Marco Stier sprach nach dem knappen Sieg von einem „verdienten Erfolg“ seiner Truppe, „aufgrund des klaren Chancen-Plus“ in den zweiten 45 Minuten und sparte auch nicht an Lob für Gäste, die sich als „schwerer Gegner“ präsentiert hatten.
Sein Gegenüber Olufemi Smith meinte nach der 10. Saisonniederlage: „Das Lob freut mich, aber was können wir uns dafür kaufen. Nichts. Wieder haben wir gut gespielt, aber keine Punkte geholt. Ich meine schon, dass wir hier mindestens einen Punkt verdient gehabt hätten. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir die nötigen Zähler, um die Klasse zu halten, noch einfahren werden.
Condors Innenverteidiger Ken Niederstadt verließ mit gesenktem Haupt den Platz und brachte die missliche Situation seines Teams auf den Punkt: „Hast du Scheiße am Schuh, hast du Scheiße am Schuh.“
hvp