Oberliga-Abstiegsrunde: Nach Pinis Fehlschuss kippt die Partie

Patrick Hoppe (SV Rugenbergen, rechts), hier gegen den Lohbrügger Marvin Karow, schnürte zum zweiten Mal in Folge einen Dreierpack.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

In seiner Karriere hat Erdogan Pini schon viel erlebt. Im Sommer 2009 etwa wurde er beim damaligen Deutschen Meister VfL Wolfsburg aus der B- in die A-Jugend-Bundesliga-Mannschaft befördert, zwei Jahre später kehrte er zum FC St. Pauli heim nach Hamburg. Den möglicherweise bittersten Moment in Pinis Laufbahn gab es am Freitagabend: Als es im letzten Oberliga-Saisonspiel seines VfL Lohbrügge beim SV Rugenbergen 1:1 stand, vergab der eingewechselte Stürmer eine Riesenchance zur 2:1-Führung. Anschließend verlor das Team vom Binnenfeldredder noch mit 1:4, wodurch es im Klassement hinter den Hamm United FC (zeitgleich 5:2-Sieger beim FC Union Tornesch) zurückfiel und als Tabellen-Siebter der Abstiegsrunde der Oberliga Hamburg nach dem Meiendorfer SV, dem Bramfelder SV sowie dem HSV Barmbek-Uhlenhorst, deren Absturz in die Landesliga bereits zuvor traurige Gewissheit gewesen war, als vierter Regelabsteiger feststeht.

Im Werner-Bornholdt-Sportzentrum trafen die Lohbrügger auf ein Team, dessen Trainer keinen Hehl aus seiner Antipathie für den VfL machte: „Die Lohbrügger haben es nach unserem Hinspiel-Sieg nicht geschafft, und zu gratulieren. Sie haben es auch nicht hinbekommen, uns zu begrüßen – und wer solche vernünftigen Umgangsformen nicht beherrscht, gegen den gehen wir dann doppelt motiviert zu Werke“, so Michael Fischer, der dem eigenen Bekunden nach zudem HUFC-Coach Sidnei Marschall vorab in einem Telefongespräch „Schützenhilfe versprochen“ hatte. Und diese schien früh Form anzunehmen: Nach einem herrlichen Spielzug mit schnellen Direktpässen über Hendrik Rühmann und Leon Neumann fand der Letztgenannte von links aus mit einer scharfen Hereingabe an VfL-Keeper Arne Hantusch vorbei Patrick Hoppe, der zum 1:0 in das verwaiste Gehäuse vollendete (13. Minute).

Die Gäste glichen aber postwendend aus: Nach einem schnellen Gegenangriff über die rechte Seite und einem Querpass war es Pascal Bäker, der am langen Pfosten einschob (1:1/14.). „Bäker, Bäker“, verschafften sich nun auch die mitgereisten VfL-Sympathisanten Gehör, nachdem in der Anfangsphase vornehmlich zahlreiche SVR-Jugend-Spieler, die unter den Zuschauern weilten, „ihr“ Team angefeuert hatten. Mit der guten Stimmung abseits des Rasens konnte das, was auf dem Spielfeld geboten wurde, bedauerlicherweise nach den beiden Treffern nicht mehr mithalten: „Es gab eine unfassbar hohe Fehlpass-Quote, was dazu führte, dass unsere Flügelspieler nicht greifen konnten und die Stürmer in der Luft hingen“, gab Fischer zu, dass es „nach dem großartig herausgespielten 1:0 ein eher schwächerer Auftritt“ seiner Elf gewesen sei.

In der Kabine appellierte Fischer an die Einstellung seiner Schützlinge – mit Erfolg, denn sie agierten fortan deutlich verbessert. Trotzdem hätte für die Gäste „Joker“ Pini, den VfL-Trainer Elvis Nikolic nach 68 Minuten für Marvin Karow einwechselte, wie eingangs erwähnt fast gestochen: Bei einem Lohbrügger Konter über die rechte Seite nahm der agile Bäker den Ball im Zentrum gut an gegen Marco Rohde und fand dann halblinks den einlaufenden Pini, der sich die Ecke aus zehn Metern aussuchen konnte. Allerdings zögerte der 30-Jährige einen Moment, was es Rohde ermöglichte, sich in die Schussbahn zu werfen und den Ball mit seinem Schienbein über die Latte zu lenken (75.). „Das war ein Monster-Block, eine sagenhafte Rettungstat“, sagte Fischer begeistert, während Pini und seinen Mitspielern die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand – zumal sie wussten, dass Hamm United in Tornesch führt.

In der letzten Viertelstunde spielten dann fast nur noch die Bönningstedter, die mit einem schnellen Doppelschlag auf die Siegerstraße einbogen. Erst köpfte Marcel Schöttke einen Freistoß von Sascha Richert zum 2:1 ein (82.), dann fand Richert von links mit einem Querpass Patrick hoppe, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte (85.) und neben der Partie auch die Frage nach dem vierten Regelabsteiger entschied. Dass sogar noch das 4:1 fiel, war keinesfalls nur statistisches Beiwerk, sondern machte für den nun scheidenden Richert (zurück zum Bezirksligisten FTSV Komet Blankenese) den „Vorlagen-Hattrick“) und für Hoppe, der Richerts Linksflanke einköpfe, den zweiten Dreierpack innerhalb von vier Tagen perfekt (87.).

(Johannes Speckner)

 Redaktion
Redaktion Artikel