Regionalliga: Rückkehr des VfB Lübeck ist perfekt


Der VfB Lübeck hat in souveräner Manier den sofortigen Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord perfekt gemacht. Nachdem die Lübecker die reguläre Saison in der Schleswig-Holstein-Liga mit 31 Siegen und drei Unentschieden ungeschlagen als souveräner Meister abgeschlossen hatten, gewannen sie am Sonnabend auch ihr zweites und letztes Aufstiegsrunden-Spiel: Beim Bremer SV triumphierten sie mit 4:3 und gewannen damit die Dreier-Aufstiegsrunde.

Die Lübecker hätten zum Abschluss der Aufstiegsrunde sogar mit vier Toren Differenz verlieren können, und wären trotzdem noch aufgestiegen. Die Bremer hätten dagegen mit vier Treffern Differenz gewinnen und mindestens fünf Tore schießen müssen, um noch aufzusteigen. Bei diesem Unterfangen musste BSV-Coach Klaus Gelsdorf auch noch auf seinen Top-Torjäger verzichten: Iman Bi-Ria, der in der Bremen-Liga mit 48 (!) Treffern souverän Torschützenkönig geworden war, fehlte mit einem Pferdekuss am Oberschenkel. Auch Gökhan Aktas (Wadenverletzung), Maik Behrens (Muskelfaserriss) und Michel Haskamp (Sehnenriss in der Schulter) fielen aus. Fabrizio Muzzicato (nach einer Bänderdehnung im Knie) und Andreas Radke (nach einer Leistenzerrung) nahmen nur auf der Ersatzbank Platz. Dass im „Stadion Platz 11“ im Schatten des Weserstadions und nicht am Panzenberg, der eigentlichen Heimspielstätte des Bremer SV, gekickt wurde, war ebenfalls kein Vorteil für das Gelsdorf-Team. Beim VfB fehlte mit Stefan Richter (28 Treffer) allerdings ebenfalls der beste Saison-Torschütze.

In dem Stadion, in dem eigentlich die Zweite Mannschaft des SV Werder Bremen ihre Regionalliga-Heimspiele bestreitet, gab Sven Theißen den ersten Torschuss ab: Als der Lübecker vom Strafraumeck aus das lange Eck anvisierte, ging der Ball aber deutlich vorbei (8.). Zwei Minuten später gingen die Gäste aber schon in Führung: André Senger drang in den BSV-Strafraum ein, wo ihn Christian Schwarz nur mit einem Foul stoppen konnte. Den von Schiedsrichter Robert Schröder (vom Hannoverschen SC) verhängten Foulelfmeter verwandelte VfB-Kapitän Moritz Marheineke rechts halbhoch zum frühen 0:1. Durch dieses Tor hatte sich freilich für die Hausherren nichts an ihrer Ausgangsposition verändert: Sie benötigten weiterhin einen 5:1-Sieg, um noch aufsteigen zu können (dieses Ergebnis hätte, aufgrund der mehr erzielten Treffer gegenüber den Braunschweigern, dann übrigens auch dem VfB zum Aufstieg genügt). Die nächste Chance gehörte den Hausherren, als Schwarz versuchte, seinen Fehler wieder wettzumachen, sein Schuss aber abgeblockt wurde (15.).

Dann wurde Sebastian Kmiec zum Pechvogel aus BSV-Sicht: Zunächst jagte der 23-Jährige einen Freistoß, den ihm Necati Uluisik per Lupfer aufgelegt hatte, per Direktabnahme klar am VfB-Gehäuse vorbei (24.). Im direkten Gegenzug fabrizierte Kmiec dann ein Eigentor: Unter dem Druck von Senger beförderte er den Ball gen eigenes Gehäuse und ein Missverständnis mit seinem Keeper Christian Ahlers-Ceglarek sorgte dafür, dass er zum 0:2 über die Linie rollte (25.). Besser hätte die Partie für die Schleswig-Holsteiner nicht beginnen können – nun hätten sie noch sieben (!) Gegentore kassieren müssen, um nicht aufzusteigen. Den damit quasi besiegelten Aufstieg feierten die rund 500 mitgereisten VfB-Anhänger unter den insgesamt leider nur 911 zahlenden Zuschauern natürlich lautstark. In der 29. Minute hätte Senger bereits auf 0:3 erhöhen können, ja müssen – nach einer Flanke von Sascha Steinfeldt nahm er den Ball aus elf Metern direkt, setzte ihn aber knapp über die Latte. Als Theißen nach einem Steilpass abzog, stellte dies für Ahlers-Ceglarek kein Problem dar (33.).

Drei Minuten später gelang den Hausherren dann der Anschlusstreffer gegen zu diesem Zeitpunkt nur zehn Lübecker (Steinfeldt musste verletzt behandelt werden): Sebastian Kurkiewicz zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern zum 1:2 ins Netz – das bis dato schönste Tor des Tages. Dennis Voss hätte den alten Zwei-Tore-Abstand schnell wieder herstellen können, als er knapp vor der Strafraumgrenze zum Torschuss kam – dieser wurde aber sichere Beute von Ahlers-Ceglarek (40.). So wäre den Bremern kurz vor der Pause beinahe noch der Ausgleich gelungen: Kurkiewicz, der in Abwesenheit von Iman Bi-Ria der gefährlichste BSV-Offensivspieler war, behauptete sich schön gegen Steinfeldt und visierte von rechts aus das lange Eck an – sein Schuss strich aber knapp am linken Pfosten vorbei (44.). Der zweite Durchgang begann dann leider damit, dass einige unverbesserliche VfB-Sympathisanten sich mit dem Abbrennen von Pyro-Technik daneben benahmen.

Als die Sichtverhältnisse wieder besser waren, hätten die Zuschauer beinahe ein weiteres Bremer Selbsttor gesehen: Schwarz brachte Ahrens-Ceglarek mit seinem Rückpass in arge Not, der Torwart konnte die Situation aber soeben noch bereinigen (50.). Nun war es ein offenes Spiel: Als die Gäste nach einem Bremer Eckstoß nicht energisch genug klärten, glich Ahmet Gül aus kurzer Distanz zum 2:2 aus. Die postwendende Antwort verpasste Sebastian Heidel, der nach einem Traumpass von Henrik Sirmais an einer guten Fußabwehr von Ahlers-Ceglarek hängen blieb (55.). Eine Minute später waren aber alle Bremer Gedanken an ein mögliches 6:2, was zum Aufstieg genügt hätte, endgültig verflogen: Als die von der BSV-Abwehr aufgestellte Abseitsfalle nicht zuschnappte, brachte Ahmet Arslan die Lübecker wieder in Führung. Damit war der letzte Wille der Hausherren gebrochen und die Gäste hätten sich zeitig einen höheren Vorsprung herausspielen können: Der aufgerückte Marheineke kam im Anschluss an einen Eckstoß aber per Kopf nicht richtig an den Ball (60.), dann köpfte Heidel nach einer Flanke von Arslan knapp am Ziel vorbei (67.).

Weil der eingewechselte BSV-Stürmer Boris Kaizer sich aushilfsweise als Torwart versuchte und einen Schuss per Hand abwehrte, bekam er die Rote Karte. Mit dem fälligen Handelfmeter scheiterte Heidel allerdings an Ahlers-Ceglarek (81.). Nachdem ein Voss-Versuch noch auf der Linie geklärt wurde, war Heidel abermals kein Abschieds-Tor vergönnt, als er mit einer schönen Direktabnahme nur die Latte traf (86.). Als der agile Steinfeldt von Ahlers-Ceglarek gefoult wurde, durfte Peter Lennart Koth den dritten Strafstoß der Partie schießen – und verwandelte zum 2:4. In der Nachspielzeit verkürzte Uluisik, der vom Juli 2004 bis zum Januar 2006 noch für den VfB-Nachbarn NTSV Strand 08 kickte, per Lupfer über VfB-Keeper Jonas Toboll hinweg noch zum 3:4-Endstand. Nach dem Abpfiff feierten die VfB-Spieler mit ihren Fans auf der Tribüne ausgelassen den Aufstieg, durch den der frühere Zweitligist zumindest in die Viertklassigkeit zurückkehrt. Grund zur Freude hat auch der Stadtrivale FC Dornbreite Lübeck: Durch den VfB-Aufstieg genügt den Dornbreitern ihr 14. Platz in der Schleswig-Holstein-Liga zum Klassenerhalt.

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