„SSV – Sommerschlussverkauf.“ So antworteten einige spitzfindige Anhänger von Altona 93 auf die Anfeuerungsrufe der Sympathisanten des SSV Rantzau. „20 Prozent auf alles, auch auf Tore“, fügte ein 93-Fan hinzu. Treffer aus dem Spiel heraus waren allerdings am Dienstagabend vergriffen. In der regulären Spielzeit gelang sowohl dem Rang-Dritten der Landesliga Hammonia als auch dem Tabellen-Zweiten der Oberliga Hamburg jeweils lediglich ein Elfmeter-Tor, wobei der Altonaer Narek Abrahamyan seinen Strafstoß erst im Nachschuss verwandelte.
Das daraus resultierende 1:1 nach 90 Minuten hatte zur Folge, dass der Sieger des Lotto-Pokal-Viertrunden-Nachholspiels im Elfmeterschießen ermittelt werden musste. Hier schwang sich dann SSV-Keeper Malte Ladehof zum „Helden“ auf, indem er den Versuch des fünften Altonaer Schützen Bujar Sejdija parierte. So erreichte der Außenseiter aus Barmstedt das Achtelfinale, in dem er bereits am Dienstag, 31. Oktober mit dem amtierenden Hamburger Meister TSV Sasel erneut einen Oberligisten herausfordert (Anpfiff: 15 Uhr/Düsterlohe).
Der Saseler Trainer Marco Stier weilte unter den rund 350 Zuschauern – darunter 291 zahlende Besucher –, als Lennart Keßner schon in der zehnten Minute am 1:0 schnupperte und eine Rechtsflanke von Onur Tiryaki an den rechten Pfosten köpfte. In der Folge hatten die Gäste ein klares Übergewicht. Ihr Plus an Ballbesitz mündete in der 19. Minute in der ersten guten Torchance, bei der Selim Ajkic aber von halblinks an Ladehof scheiterte.
In der 25. Minute sprach Schiedsrichter Dominik Kopmann (FC Eintracht Norderstedt) dem Favoriten dann einen Elfmeter zu, was SSV-Verteidiger Sebastian Krabbes mit den Worten „Wie albern ist das denn?“ kommentierte. Fakt ist: Lawrence Schön ging nach einem Kontakt mit Jorrit Thieme gerne und schnell zu Boden, aber eine minimale Berührung lag vor. Abrahamyan scheiterte mit seinem Strafstoß flach rechts zunächst an Ladehof, der den Ball aber nicht festhalten konnte, woraufhin Ajkic im Nachsetzen das 0:1 gelang.
Der Führung zum Trotz war 93-Trainer Andreas Bergmann mit dem Auftritt seiner Schützlinge keinesfalls zufrieden. Er bemängelte Fehlpässe und Stellungsfehler. Als Pascal El-Nemr mit dem Pausenpfiff von links nicht am erneut prächtig reagierenden Ladehof vorbeikam, erhielt er aber Lob von Bergmann: „Das war eine gute Aktion, nur der Winkel war sehr spitz.“ Alles andere als gut war eine Aktion von drei Altonaer Verteidigern kurz nach dem Seitenwechsel: Sie servierten den Ball maßgerecht für Keßner, der davon überrascht aber von halblinks aus am langen Pfosten vorbeizielte (48.).
Im Gegenzug scheiterte El-Nemr von rechts aus abermals an Ladehof (49.). „In der Folge haben wir kaum noch Altonaer Torchancen zugelassen“, stellte SSV-Coach Marcus Fürstenberg zufrieden fest. In der 66. Minute kippte die Partie dann endgültig zugunsten des Außenseiters: Lukas Raphael zirkelte einen Eckstoß von rechts direkt mit Effet auf den langen Pfosten, wo ihn ein Altonaer im Stile eines Beachvolleyballers wegbaggerte. Allerdings war dies nicht 93-Keeper Dennis Lohmann gewesen, sondern Verteidiger Moritz Grosche. Deshalb entschied Kopmann auf Rote Karte und Handelfmeter, den Raphael sicher links halbhoch zum 1:1 verwandelte (67.).
Dass er in Überzahl nicht alles auf die Karte Offensive setzte, begründete Fürstenberg neben der Stärke des Gegners auch damit, dass er „sicher war, dass wir im Elfmeterschießen gewinnen würden“. Ähnliche Worte hatte der 49-Jährige schon nach dem Drittrunden-Duell beim Hetlinger MTV (Bezirksliga West) gewählt, wo zwei Ladehof-Paraden einen am 15. August einen 4:2-Sieg im Entscheidungsschießen ergeben hatten. Auch Otto Hartlieb, Sportlicher Leiter der Barmstedter, stellte klar: „Unser Plan sah vor, dass Elfmeterschießen zu erreichen und zu gewinnen.“
So lief das Elfmeterschießen:
1:0 Marvin Jensen trifft oben rechts, Lohmann springt in die falsche Ecke.
1:1 Gianluca Przondziono trifft links halbhoch, Ladehof springt in die richtige Ecke.
2:1 Raphael trifft rechts halbhoch, Lohmann springt in die falsche Ecke.
2:2 Steffen Neelsen trifft flach links, Ladehof bleibt stehen.
3:2 Pepe Hartlieb trifft mittig, Ladehof springt in die von ihm aus gesehen linke Ecke.
3:3 Lenny Glissmann trifft flach links, Ladehof springt in die falsche Ecke.
4:3 Keßner trifft rechts halbhoch, Lohmann springt in die falsche Ecke.
4:4 Veli Sulejmani trifft flach links, Ladehof springt in die falsche Ecke.
5:4 Alexandros Kotzapanagiotou trifft flach rechts, Lohmann springt in die falsche Ecke.
Sejdija scheitert flach links an Ladehof.
(Johannes Speckner)