
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
66:0. Nein, das war am Sonntag kein Eingabefehler im DFB-Net, sondern tatsächlich das Endergebnis, als in der Kreisklasse 4 der sportlich verlustpunktfreie Spitzenreiter SVS Mesopotamien II das punktlose Schlusslicht Moorburger TSV empfing, das mit nur sieben Aktiven antrat. SportNord sprach anschließend mit SVS-Trainer Michel Aydogdu und Ömer Yildirim, der als Verteidiger von „Meso“ alleine 17 (!) Tore erzielte.
Yildirim erklärte, dass das Schützenfest „schon Spaß gemacht“ habe. „Wir waren echt heiß auf das Spiel und dann kurz vor dem Anpfiff haben wir mitbekommen, dass der Gegner nicht vollzählig antritt.“ Am Ende sei, das stellte Yildirim ehrlich fest, „die Unterlegenheit deutlich zu hoch gewesen“. Lobende Worte fand er für die Moorburger: „Ich finde es krass, dass die Spieler unseres Gegners bis zur 90. Minute noch voll mitgezogen haben – damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.“
Auch Trainer Aydogdu lobte die eine Spielerin und die sechs Spieler, die MTSV-Trikot trugen: „Ich habe ganz, ganz großen Respekt vor den Moorburgern, dass sie Größe gezeigt und das Spiel bis zum Ende durchgezogen haben.“ Zudem sei die Partie, betonte Aydogdu, „von der ersten bis zur letzten Minute komplett fair gewesen“. Weil ihm das immer höher werdende Ergebnis „mit Blick auf den Gegner fast schon leid tat“, so Aydogdu, habe er „den Moorburgern mehrmals angeboten, dass wir die Partie vorzeitig abpfeifen und das als Endergebnis eintragen können“.
Dies lehnten die MTSV-Verantwortlichen allerdings ab – laut Aydogdu auch aufgrund der Tatsache, dass sie am 22. August bereits ihr Heimspiel gegen den Störtebeker SV in der Pause abgebrochen hatten, woraufhin sie das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes zum 0:3-Verlierer erklärt hatte. „Deshalb gab es von Moorburger Seite die Sorge, dass ein zweiter Abbruch dem Ausschluss vom Spielbetrieb zur Folge haben könnte“, so Aydogdu, dem mit seinem Team genau dieses Schicksal im Frühjahr in der Kreisliga 2 ereilt hatte.
In dieser Saison fungiert die bisherige Liga-Mannschaft von „Meso“ in der Kreisklasse 4 offiziell als zweite Herren und gewann ihre bisherigen neun Punktspiele allesamt. Allerdings stehen nicht 27, sondern „nur“ 24 Zähler auf der Habenseite. „Uns wurden drei Punkte abgezogen“, klagte Aydogdu. Die zusätzliche Strafe verhängte das HFV-Sportgericht, nachdem ein SVS-Akteur, der am 28. September beim 9:6-Sieg gegen den MSV Hamburg III wegen einer angeblichen Tätlichkeit die Rote Karte gesehen hatte, für ein halbes Jahr gesperrt wurde.
„Wir ärgern uns sehr über diese Kollektivstrafe, zumal das unsere erste und bisher einzige Rote Karte in dieser Saison war – aber wir haben darauf verzichtet, Protest einzulegen“, erklärte Aydogdu. Das Urteil ist damit rechtskräftig – und „Meso“ kann die drei verlorenen Punkte verkraften, bleibt es doch Spitzenreiter. Dass nach dem am 14. September errungenen 21:0-Erfolg gegen Indian Football Hamburg nun sogar 66 Tore gelangen, nannte auch Aydogdu „unglaublich“ und lobte seine Spieler: „Sie haben das bis zum Ende gut und engagiert durchgespielt.“
In der ersten Halbzeit hätten sich die Moorburger „noch nach Kräften gewehrt“, berichtete Aydogdu. Trotzdem stand es schon nach sieben Minuten 5:0 und bereits nach 14 Zeigerumdrehungen war die Zehn-Tore-Marke geknackt worden. Zur Pause hieß es 32:0 und am Ende wurde es für die Moorburger eine noch heftigere Niederlage als in den letzten beiden Spielzeiten im Lotto-Pokal, wo sie ihre Erstrunden-Duelle gegen die Oberligisten FC Süderelbe (2:40) beziehungsweise TSV Buchholz 08 (2:53) überdeutlich verloren hatten.
Neben Yildirim waren auch Radouan Troudi (zehn Tore), Ibrahim Chaaban (neun), Luka Milan Makocevic (sieben), Razak Mako Alassani und Hicham El Youbi (je vier), Gabriel Cakir (drei), Walid Chaaban (zwei) und Jaan Garip de Sousa Baptista (ein Treffer) erfolgreich. Zudem traf ein SVS-Stürmer, der laut Aydogdu „namentlich nicht genannt werden möchte“, achtmal; MTSV-Spielertrainer Patrick Stritzki unterlief ein Eigentor.
(Johannes Speckner)