Lotto-Pokal: Teutonia 05 ist der erste Achtelfinalist

Teutonias Doppel-Torschütze Linus Meyer (rechts) im Duell mit dem Egenbütteler Maik Martin.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

„Geh schnell unter die Dusche.“ Besorgt, dass Gazi Siala sich erkälten könnte, war Trainer David Bergner, als er den Mittelfeldmotor eine Viertelstunde vor Ultimo ausgewechselt hatte – schließlich war es am Mittwochabend sehr kalt. Wirklich erwärmend war auch das, was der FC Teutonia 05 auf dem Platz zeigte, nicht. Trotzdem gewann der Nord-Regionalligist das erste Lotto-Pokal-Viertrunden-Duell beim West-Bezirksligisten SC Egenbüttel am Ende klar mit 5:0 und löste das erste Achtelfinal-Ticket.

Heiß her ging es zwischen den Fan-Gruppen der beiden Vereine. Die „SCE-Ultras“, die – überwiegend in schwarz gewandet – auf der den Trainerbänken gegenüberliegenden Seite standen, waren von der Anzahl und der Stimmgewalt in der Überzahl. „Teutonia, habt ihr eigentlich Fans?“ und „Für ‘ne Regio seid ihr ganz schön schlecht“ waren zwei der Sprechchöre – hin und wieder verschafften sich aber auch die Gäste-Anhänger, die größtenteils zwischen den Trainerbänken standen, Gehör.

Während sich die Spieler des drei Klassen tieferen Teams also über hervorragende Unterstützung von außen freuen konnten, passierte ihnen auf dem Platz genau das, was ein Außenseiter in einem Pokal-Duell tunlichst vermeiden sollte: Sie gerieten früh in Rückstand. Es lief noch die zweite Spielminute, als Teutonias Kapitän Jannik Jesgarzewski von rechts halbhoch in den SCE-Strafraum flankte, wo Eugenio Junior Lopes den Ball am langen Pfosten aus zwölf Metern mit vollem Risiko direkt nahm und versenkte.

„Schlechter hätte es für uns natürlich nicht losgehen können – aber wir haben danach alles rausgehauen, was ging“, erklärte SCE-Coach Jörg Repenning, der seinen Schützlingen während der 90 Minuten immer wieder zurief, dass sie „ruhig bleiben“ und sich „nicht hinten herauslocken lassen“ sollten. Das letzte Zitat lässt es bereits erahnen: Die Heim-Elf stand sehr tief in der eigenen Spielfeldhälfte und vornehmlich dicht gestaffelt um den eigenen Strafraum herum, was es den zu rund 90 Prozent in Ballbesitz befindlichen Akteuren des Viertligisten erschwerte, Lücken zu finden.

Trotzdem hätte es um ein Haar schnell das 0:2 gegeben, doch als Linus Meyer nach einem Pass von Ridel Varela Monteiro traf, wurde er von einem Abseitspfiff am Torjubel gehindert (4. Minute). Die Gäste griffen in der Folge immer wieder über die Flügel an und versuchten, das Spiel breit zu machen. Als der Egenbütteler Simon Feldgen eine Rechtsflanke von Mohamed Abd El Aal Ali gen eigenes Gehäuse lenkte, fing SCE-Keeper Marcel Ahrendt den Ball und verhinderte ein Eigentor seines zuletzt auf der „richtigen“ Seite sehr treffsicheren Mitspielers (19.).

In der 24. Minute war es dann aber soweit und der Favorit verdoppelte seinen Vorsprung: Nach einem Pass von Godjes Yeboah war es ausgerechnet Fabian Graudenz, der von halblinks aus flach in das lange Eck traf. Ausgerechnet insofern, als dass Graudenz von 2001 bis 2006 noch der Jugend des SCE-Nachbarn Blau-Weiß 96 Schenefeld das Fußballspielen erlernt hatte – und zwar unter Trainer Jörg Repenning, dem heutigen SCE-Coach. Als Graudenz bei seiner nächsten Aktion im Vierkampf mit den Egenbüttelern Alexander Wulf, Paul Jürs und Simon Feldgen zu Boden ging, reklamierte er aber vergeblich auf einen Freistoß (32.).

Hatte Schiedsrichter René Hölker (TuRa Harksheide) die Partie hier zurecht weiterlaufen lassen, so entschied er drei Zeigerumdrehungen später nach einem Foul an Siala auf Freistoß für die Gäste. Diesen zirkelte Monteiro an die Unterkante der Latte, von wo aus der Ball leicht nach vorne auf den Boden und dann wieder hochsprang, ehe Ahrendt ihn fangen konnte (35.). Weil Ahrendt anschließend einen Schuss von Abd El Aal Ali hielt (38.) sowie Versuche von Sebastian Hertner (nach einem Graudenz-Querpass/40.) und Meyer (nach Abd El Aal Alis Ablage/42.) von der vielbeinigen SCE-Deckung abgewehrt wurden, blieb es bis zum Pausenpfiff beim 0:2.

Den zweiten Durchgang gingen die Hausherren mit einem neuen Akteur (Maik Martin ersetzte Rekonvaleszent Michael Gehrmann) und die Gäste sogar mit zwei neuen Gesichtern – Ismael Mansaray sowie Jurek Stoeck kamen für Monteiro und Yannick Zummack – an. Sportlich ging so da weiter, wie der erste Abschnitt aufgehört hatte: Der erst 17-Jährige Yeboah gab einen Torschuss ab, den Ahrendt parierte (47.). In der 50. Minute bot sich Jürs dann plötzlich die Großchance zum Anschlusstreffer für die Egenbütteler – doch nach einem Missverständnis zwischen dem eingewechselten Gäste-Keeper Stoeck und Siala schoss er überhastet klar oben rechts vorbei.

Statt 1:2 hätte es im direkten Gegenzug beinahe 0:3 geheißen, aber als Meyer eine Hertner-Linksflanke über die Linie grätschte, soll er im Abseits gewesen sein (55.). Dann wurde bei den Hausherren Fynn-Niklas Thies eingewechselt – und bevor er den Platz betrat von den Teutonia-Anhängern gefragt: „Wieso steht auf deinem Trikot kein Name?“ Thies entgegnete, dass er normalerweise das Dress mit der Nummer 13 tragen würde, an diesem Abend aber die 28 bekommen habe. Derweil hielt Ahrendt auch einen von Graudenz aus 20 Metern abgefeuerten Ball im Nachfassen (62.).

Nachdem SCE-„Urgestein“ Hossein Zolfaghari – der inzwischen 39-Jährige kickt seit 2001 für die Egenbütteler Liga-Mannschaft – eine gefühlte Ewigkeit an der Mittellinie stehen und auf seine Einwechslung warten musste, weil der Ball einfach nicht ins Aus ging, hatten die Hausherren eine gute Konterchance. Marc Böttcher unterlief aber aus dem linken Halbfeld ein Fehlpass (69.). Im direkten Gegenzug erzielte der Favorit dann sein drittes Tor: Zunächst blieb Graudenz hängen, doch er setzte nach und passte von rechts in die Mitte, wo sich Meyer drehte und in das verwaiste Gehäuse einschoss (70.).

„Auswärtssieg, Auswärtssieg“, skandierten die hartgesottensten Teutonia-Anhänger. Und dieser sollte, nachdem Yeboah nach einem von der Heim-Elf zu kurz geklärten Eckstoß an Ahrendt gescheitert war (77.), in der Schlussphase noch deutlicher ausfallen. Zolfaghari mit einem unglücklichen Eigentor (82.) sowie erneut Meyer (87.) erhöhten zum 0:5-Endstand. Erfreulich: Das Duell verlief von der ersten bis zur letzten Minute überaus fair, so dass der souveräne Hölker keine einzige Gelbe Karte zeigen geschweige denn einen Akteur unter die Dusche schicken musste.

(Johannes Speckner)

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