
Am Mittwochabend verhandelte das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes den Protest, den der SC Bosna gegen die 2:9-Niederlage, die er am 16. August 2009 im Rahmen des dritten Spieltages der Kreisliga 2 beim Störtebeker SV kassiert hatte, eingelegte. Das Ergebnis: Weil Störtebeker mit Sascha Neubert einen nicht spielberechtigten Akteur einsetzte, wurde die Partie in einen 3:0-Sieg für Bosna umgewertet.
„Mit der Umwertung können wir leben, zumal Neubert zum Glück nicht gesperrt wurde, wir aber eine Strafe von 150,00 Euro bezahlen müssen“, so SSV-Coach Christian Chodura, der aber aus zwei Gründen sehr wütend auf den bosnischen Klub und das Sportgericht war: „Dass der HFV dem SC Bosna die drei Punkte zuspricht, ist eine Farce, eine absolute Frechheit!“ Zum einen regte sich Chodura darüber auf, dass seiner Ansicht nach ein eigentlich nicht spielberechtigter Akteur mit dem Pass eines Mitspielers mitwirkte: „Der Spieler, der auf dem Platz stand, hieß nicht Albin, sondern Adem – aber den HFV hat unsere Beweisführung nicht interessiert ...“
Die fünf Störtebeker-Verantwortlichen hatten dem Sportgericht ein beim Spiel gegen Bosna geschossenes Foto vorgelegt, das den besagten Spieler in Aktion zeigt. „Der Spieler selbst hatte es aber nicht nötig, vor dem Sportgericht zu erscheinen. Ich verstehe nicht, wieso die Herren vom HFV-Sportgericht die Entscheidung, Bosna drei Punkte und 3:0-Tore zu schenken, dann nicht verschieben und dem Spieler beispielsweise zwei Wochen Zeit geben, mit Personalausweis beim HFV vorstellig zu werden – dann hätten sie den Herren mit dem Spieler auf dem Foto vergleichen können und festgestellt, dass wir mit unserem Einspruch auch Recht haben!“
Der zweite Punkt, der Chodura erregt, ist die Unterschrift unter dem Einspruch, den der SC Bosna dem HFV zukommen ließ. „Unterschriftsberechtigt ist nur Herr Irfan Demirovic als Obmann des Vereins – als ich von Bosnas Einspruch erfuhr und Herrn Demirovic anrufen wollte, erreichte ich nur seine Frau, die mir sagte, dass ihr Mann noch in Kroatien wäre“, so Chodura. Endgültig stutzig wurde der Störtebeker-Trainer dann, als er eine Kopie vom Protestschreiben des bosnischen Klubs an den Verband sah: „Der Zettel war nur mit ‚Demirovic‘, ohne Vorname, unterschrieben – und die Schrift sah für mich sehr, sehr weiblich aus ...“
Tatsächlich befasste sich das HFV-Sportgericht mit dem von den Störtebeker-Offiziellen geäußerten Verdacht, dass das Protestschreiben von einer nicht vertretungsberechtigten Person unterschrieben worden sei. Chodura berichtete: „Der Richter fragte Herrn Irfan Demirovic, wie er denn unterschreiben würde, und dieser entgegnete: ‚Mit Irfan Demirovic‘! Auf Nachfrage des Richters, ob er denn immer so unterschreiben würde, sagte Herr Demirovic: ‚Ja, oder mit Demirovic Irfan, oder manchmal auch nur mit meinen Initialen!‘ Die Variante, dass er nur mit ‚Demirovic‘ unterschreibt, nannte Herr Demirovic definitiv nicht!“
Als das HFV-Sportgericht anschließend die Verantwortlichen von Störtebeker und Bosna aus dem Raum bat und sich besprach, war Chodura noch guter Dinge: „Ich ging davon aus, dass der Richter nun bemerkt hatte, dass er Herrn Demirovic überführt hat – doch dann wurde Herr Demirovic alleine hereingerufen, und als wir wenig später auch hinzugerufen wurden, sagte der Richter: ‚Wir glauben Herrn Demirovic, dass er den Zettel unterschrieben hat!‘ ... Da fühle ich mich einfach nur noch veräppelt!“ Auf Choduras Vorschlag, die Unterschrift einem Graphologen vorzulegen, gingen die Verantwortlichen des HFV-Sportgerichtes nicht ein.
Irfan Demirovic erklärte auf Nachfrage von SportNord: „Wir sind glücklich, dass die Partie umgewertet wurde, denn Gerechtigkeit muss sich immer durchsetzen, gerade im Sport. Der Störtebeker SV hat in den ersten drei Punktspielen mit Neubert definitiv einen Spieler eingesetzt, der nicht spielberechtigt war!“ Die Vorwürfe, bei Bosna habe mit Adem ebenfalls ein nicht spielberechtigter Akteur mitgewirkt, tat Demirovic als „Verschleierungsversuche des Störtebeker SV“ ab und betonte: „Bei uns haben nur spielberechtigte Akteure, mit ihrem richtigen Pass, mitgespielt - und das Protestschreiben habe natürlich ich selbst unterschrieben!“
Chodura überlegt unterdessen, ob er einen Protest gegen das Sportgerichtsurteil einlegt,