
Am Sonntag wurde die Partie des siebten Spieltages der Landesliga Hansa zwischen dem diesjährigen Neuling FC Elazig Spor (neunter Platz, neun Punkte) und dem SC Schwarzenbek (elfter Rang, sieben Zähler) beim Stand von 0:10 (!) in der 89. Minute von Schiedsrichter Benjamin Stello (vom SC Egenbüttel) abgebrochen. Zuvor waren vier (!) Spieler des FC Elazig vom Platz geflogen und ein weiterer Elazig-Akteur war verletzt vom Grandplatz an der Wendenstraße gehumpelt.
SportNord sprach mit Verantwortlichen beider Teams über die Geschehnisse ...
... Ayhan Türkkan, Coach des FC Elazig, erklärte:
„Insgesamt sind vier unserer Spieler vom Platz geflogen. Zweimal hat der Schiedsrichter ein Foulspiel als ,Notbremse' ausgelegt, wozu ich sage: Man kann diese Roten Karten geben, aber man muss sie nicht geben ... Der Schiedsrichter, der auch nur ein Mensch ist, hat nun einmal so entschieden. Dann gab es einmal glatt ,Rot' wegen einer angeblichen Beleidigung und dann ist auch noch ein Spieler mit der Gelb-Roten Karte vom Platz geflogen. Aus unserer Sicht ist es unglücklich gelaufen, aber man kennt ja diesen Referee ... Weil dann noch einer unserer Spieler verletzt passen musste, als wir schon dreimal gewechselt hatten, waren wir nur noch zu sechst auf dem Platz. Daraufhin ist der Schiedsrichter zu unserem Kapitän gegangen und hat ihn gefragt, ob wir weiterspielen wollen oder er das Spiel abbrechen soll. Unser Kapitän hat entgegnet, dass eine Spielfortsetzung so aus unserer Sicht keinen Sinn machen würde. Deshalb hat Stello die Partie dann abgebrochen und auch ,Abbruch' im DFB-Net eingetragen. Ob der Hamburger Fußball-Verband das Spiel jetzt so, wie es bei einem Abbruch meiner Meinung nach üblich ist, nämlich mit 0:3, wertet, oder doch so, wie es zum Zeitpunkt des Abbruches stand, weiß ich nicht. Klar ist aber, dass die Schwarzenbeker zum Sieger erklärt und die drei Punkte bekommen werden ‒ und das haben sie auch verdient!“
... Frank Flatau, Sportlicher Leiter der Schwarzenbeker, erklärte:
„Aus meiner Sicht war es ein vollkommen normales Fußballspiel, in dem wir in der 20. Minute mit 1:0 in Führung gegangen sind. In der 42. Minute ist einer unserer Spieler, als er alleine auf das gegnerische Tor zulief, im Strafraum von einem Elazig-Akteur gefoult worden. Dies war die Verhinderung einer klaren Torchance, was nun einmal, so besagt es das Regelwerk, die Rote Karte nach sich zieht ... Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir alle diese Dreifach-Bestrafung als unschön empfinden ‒ aber der Schiedsrichter muss sich an die Regeln halten und hatte deshalb keine andere Wahl, als hier die Rote Karte zu zücken. Dies haben die Elazig-Spieler auch ohne große Tumulte so akzeptiert. Den ebenfalls verhängten Elfmeter haben wir zum 2:0 verwandelt und dann nach der Pause das dritte sowie das vierte Tor nachgelegt. Daraufhin gab es einen Auflauf von Elazig-Spielern, die sich mit dem Schiedsrichter unterhielten; einer der Akteure, die sich beim Referee beschwert hatten, hat dann in der 56. Minute die zweite Rote Karte gesehen. Die dritte Rote Karte in der 64. Minute gab es wieder für eine ,Notbremse'.
Danach haben wir vier weitere Tore nachgelegt und als ein Elazig-Spieler nach unserem 8:0 höhnisch applaudiert und gemeckert hat, hat ihm der Unparteiische zunächst die Gelbe Karte gegeben. Weil der Spieler keine Ruhe gegeben, sondern weiter gemeckert hat, hat es dann in der 79. Minute ,Gelb-Rot' bekommen. Gegen nur noch sechs Spieler von Elazig haben wir das neunte und zehnte Tor nachgelegt, ehe ein Akteur des Gegners verletzt vom Platz musste. Zu diesem Zeitpunkt waren laut meiner Uhr, mit der ich mitgestoppt hatte, 88 Minuten und 30 Sekunden absolviert worden. Dann ist der inzwischen dritte Kapitän des FC Elazig zum Schiedsrichter gegangen; was genau er zu ihm gesagt hat, wissen wir nicht ‒ aber er wird wohl um einen Abbruch gebeten haben, denn der Referee hat die Partie dann abgebrochen. Darüber sind wir alle etwas verwirrt gewesen: Meiner Meinung nach wäre es für alle Beteiligten sinnvoller gewesen, dass der Einwurf noch ausgeführt worden wäre und dann der Ball noch eine Minute durch die eigenen Reihen gelaufen wäre, ehe die Partie regulär hätte beendet werden können. Denn ein Spielabbruch zieht nicht nur eine Verhandlung vor dem HFV-Sportgericht, sondern auch eine Geldstrafe gegen den verursachenden Verein nach sich ...
Aus unserer Sicht war der Spielabbruch total unnötig. Bis zum 5:0 war es meiner Meinung nach ein gutes Fußballspiel, in dem wir uns die Tore hart erkämpft haben. Dass danach noch weitere Treffer wie reife Früchte gefallen sind, lag natürlich an unserer Überzahl-Situation. Wir haben uns aber im gesamten Spiel über fair verhalten und uns nichts vorzuwerfen, was die Platzverweise und den Spielabbruch betrifft. Auch die Spieler und die Verantwortlichen des FC Elazig sind ruhig geblieben ‒ ich würde sagen, es ist einfach unglücklich gelaufen!“