Bezirksliga West: Bichel macht im Sommer Schluss


Mehrmals ließ sich Holger Bichel in den vergangenen Jahren dazu breitschlagen, seine Trainertätigkeit beim SC Hansa 11 zu verlängern. „Eigentlich hatte ich schon vor fünf Jahren gesagt, dass ich Schluss machen möchte“, erinnert sich Bichel, der im Sommer 2010 zu Hansa zurückgekehrt war (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Im Frühjahr 2015 ließ sich Bichel vom damaligen Ersten Vorsitzenden Uwe Großmann überreden, noch ein Jahr dranzuhängen. „Dann ist Großmann verstorben und ich fühlte mich in gewisser Weise verpflichtet, dem Verein, den Sponsoren und Engin Tuzcu, der als Liga-Manager in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat, weiter zu dienen“, so Bichel. Doch nun ist das Ausscheiden des Langzeit-Trainers fix: „Mit dem Ende dieser Saison höre ich definitiv auf ‒ nach dann neun Jahren muss wirklich mal ein Anderer ran“, erklärte Bichel am Montag im Gespräch mit SportNord.

Der „Andere“, sprich Bichels Nachfolger, ist sein aktueller Trainerpartner Ercan Sancak. Der 37-Jährige, der zuvor den Süd-Bezirksligisten HEBC II betreut hatte, zu Beginn dieser Saison den Platz an Bichels Seite eingenommen, den zuvor bis zum Mai Ingo Desombre (56/jetzt beim HFC Falke II) innehatte. „Bei Sancak weiß ich die Mannschaft in guten Händen“, betonte Bichel, der davon überzeugt ist, dass das Hansa-Team ohne ihn „gut zurechtkommen wird“, was er wie folgt begründete: „Die Spieler kennen mich in- und auswendig ‒ sie wissen, wie ich wann reagiere ... Deshalb ist es an der Zeit für eine Veränderung.“ Die Stimmung, das stellte Bichel klar, sei „hervorragend“, was natürlich auch daran liegt, dass Hansa 16 seiner bisherigen 18 Saisonspiele gewann: „Die Arbeit mit den Jungs macht großen Spaß, weil sie hervorragend mitziehen“, lobte Bichel.

Es ist unbestritten, dass Bichel große Fußstapfen hinterlässt. Denn so, wie einst in der Jugend des FC St. Pauli, als er sein Team fünfmal in Folge zur Hamburger Meisterschaft führte, hatte er auch bei Hansa 11 beachtlichen Erfolg. Im Sommer 2011 verpasste er als Kreisliga-Vizemeister den Sprung in die Bezirksliga in der Aufstiegsrunde noch knapp, der ein Jahr später mit dem Titelgewinn in der Kreisliga 2 aber auf direktem Wege wurde. 2013 wurde Hansa dann auch in der Bezirksliga Vizemeister, verpasste aber den Durchmarsch in die Landesliga in der Aufstiegsrunde. Auch 2015 (als Vierter), 2016 (Dritter) und 2017 (Fünfter) wurden laut Bichel „hervorragende Platzierungen“ erreicht.

Da das Hansa-Team aktuell als Spitzenreiter mit sechs Zählern Vorsprung auf den Tabellen-Zweiten Blau-Weiß 96 Schenefeld und einem 17-Punkte-Polster auf den Rang-Dritten SV Lurup überwintert, sieht auch Bichel „sehr gute Chancen, dass der Aufstieg in die Landesliga gelingt“. Da der Tabellen-Zweite der West-Staffel im Vergleich mit den Vertretern der anderen drei Bezirksliga-Staffeln „einen vergleichsweise guten Quotienten hat“, so Bichel, „reicht sehr wahrscheinlich auch der zweite Rang zum Aufstieg“, rechnete der Coach vor und sagte selbstbewusst: „Um den zweiten Platz noch zu verspielen, müssten wir schon sechsmal verlieren und die Luruper alles gewinnen, was unwahrscheinlich ist.“ Für ihn wäre es „auf jeden Fall ein perfekter Abschied, Hansa zum erstmaligen Aufstieg in die Landesliga zu führen“, betonte Bichel.

Dabei mithelfen soll auch Stürmern Ezequiel Bautista Barbera, der mit 27 Treffern aktuell die Torjägerliste der Bezirksliga West anführt. „An ihm haben schon mehrere Oberligisten ihr Interesse bekundet ‒ aber solange ich etwas zu sagen habe, bekommen unsere Spieler keine Freigabe für einen Wechsel im Winter“, stellte Bichel klar. Der Coach, der einst selbst in Hamburgs höchster Klasse aktiv war, traut es Bautista Barbera aber durchaus zu, höherklassig auf Torejagd zu gehen: „Er ist immer die tausendstel Sekunde eher am Ball und in Spanien auch schon in der Dritten Liga aktiv gewesen“, sagte Bichel, der als Jugend-Trainer des Kiez-Klubs unter anderem die späteren Bundesliga-Profis Zlatan Bajramovic und Ivan Klasnic unter seinen Fittichen hatte. „Barbera ist nicht schlechter und ich möchte versuchen, ihn für die kommende Saison an einen Regionalligisten zu vermitteln“, stellte Bichel einen Transfer des Angreifers für den Sommer in Aussicht.

Auf die Frage nach seiner Zukunftsplanung entgegnete Bichel: „Ich werde wohl erst einmal eine Fußball-Pause einlegen und lediglich einen benachbarten Verein etwas unterstützen.“ So ganz ohne das runde Leder geht es dann eben doch nicht ‒ und auch eine Rückkehr auf die Trainerbank wollte Bichel „definitiv nicht ausschließen“. Sollten ihn die Verantwortlichen eines anderen Vereins kontaktieren, sei dessen derzeitige Spielklasse „keinesfalls entscheidend“, so Bichel, dem es „viel wichtiger ist, dass es im Umfeld stimmt und die Spieler eine schöne Gemeinschaft bilden“. Werte wie Freundschaft und Kameradschaft sind Bichel viel mehr wert als monetäre Anreize: „Bei Hansa gibt es für die Akteure eine minimale Aufwandsentschädigung ‒ aber in erster Linie spielen sie zusammen, weil sie sich mögen und zusammen Spaß haben.“

Unabhängig von seinem im Sommer 2019 anstehenden Abschied sagte Bichel: „Hansa wird für mich immer mein Verein bleiben.“ Deshalb kündigte der Übungseiter auch an, dass er „sicher noch zahlreiche Hansa-Partien als Zuschauer verfolgen und die Spieler anfeuern“ werde. Bevor es soweit ist, gilt aber erst einmal die volle Konzentration der Restrunde: „Auf die leichte Schulter nehmen dürfen wir die noch offenen Begegnungen nicht ‒ ich habe schließlich schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen“, sagte Bichel etwa in Erinnerung an den Mai 2016, als sein Team lange auf Aufstiegs-Kurs lag, am letzten Spieltag aber noch hinter den FC Union Tornesch auf den undankbaren dritten Rang abrutschte. Dass nun Winterpause ist, begrüßte Bichel insofern, als dass seine Schützlinge „zuletzt auf dem Zahnfleisch gegangen“ seien. Im neuen Jahr würden „einige Verletzte zurückkehren“, so Bichel, der abschließend betonte: „Auch deshalb freue ich mich auf mein letztes Halbjahr bei Hansa.“

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