
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Am Mittwoch um 11.30 Uhr wurde das für Sonntag, 4. Mai, terminierte Wiederholungsspiel der Landesliga Hammonia zwischen dem FC Union Tornesch und TBS Pinneberg, dessen Neuansetzung vom Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes nach dem abgebrochenen, ersten Duell angeordnet worden war, im DFB-Net abgesetzt. Dem Grund dafür lieferte Frank Mettal aus dem Union-Vorstand auf Nachfrage von SportNord: „Wir haben dem HFV am Mittwochvormittag schriftlich mitgeteilt, dass wir zu der Partie gegen TBS nicht antreten werden.“
Dies bedeutet, dass die Partie, die wohlgemerkt beim Stand von 2:0 für die Tornescher in der 87. Minute abgebrochen worden war, mit 3:0 für die Pinneberger gewertet wird. Zudem werden dem FC Union drei Punkte abgezogen und eine Strafzahlung von 150 Euro ist fällig. Warum also handeln die Tornescher so? „Weil es sich beim Wiederholungsspiel aus unserer Sicht um ein Hochsicherheitsrisikospiel handelt, und dieses Risiko wollen wir nicht eingehen“, so Mettal, der dem eigenen Bekunden nach „in den vergangenen Tagen und Wochen Anrufe und Nachrichten von zahlreichen Personen bekam, die empört waren über den Protest von TBS sowie das Urteil des Verbandsgericht und uns deshalb im Spiel lautstark unterstützen wollten“.
Daraus hätte sich eine laut Mettal „unklare und gefährliche Lage ergeben“, die er wie folgt präzisierte: „Wir können im Vorfeld nicht einschätzen, ob 150 oder 500 Zuschauer kommen – und wie einige dieser Zuschauer sich unter Umständen während oder nach der Partie verhalten.“ Den ehrenamtlichen Tornescher Ordnern sei dies „nicht zuzumuten“, so Mettal, für den es „auch keine Lösung gewesen wäre, Polizeischutz zu beantragen“. Denn, so Mettal: „Fakt ist, wenn bei dieser Partie irgendetwas passiert wäre, dann wäre der FC Union zum dritten Mal der Geschädigte gewesen – nachdem wir beim ersten Duell geschlagen und dann der sportlich erreichten drei Punkte beraubt worden sind.“
Im Umfeld wie in der Mannschaft habe es „natürlich auch Stimmen gegeben, die gesagt haben, dass wir versuchen sollten, TBS auf dem Platz noch ein zweites Mal zu schlagen“, so Mettal. Dass Union-Trainer Martin Schwabe bei diesem Unterfangen auf mehrere Stammkräfte hätte verzichten müssen, die entweder gesperrt oder am eigentlich spielfreien, ersten Mai-Wochenende im Urlaub weilen, habe „bei der Entscheidung, nicht anzutreten, keine Rolle gespielt“, versicherte Mettal: „Wir wären trotz der Ausfälle dazu in der Lage gewesen, eine Mannschaft aufzubieten, die TBS Paroli hätte bieten können – aber wir wollten dieses Sicherheitsrisiko einfach nicht eingehen, und weiteren Schaden für unseren Verein zu verhindern.“
Die schriftliche Urteilsbegründung des HFV-Verbandsgerichts für die Revidierung des Sportgerichtsurteils, die Partie so zu werten, wie sie zum Zeitpunkt des Abbruches stand – also mit 2:0 für Tornesch –, ging den Union-Verantwortlichen erst am Dienstag nach Ostern zu. „Die Urteilsbegründung enthält einige Punkte, die sachlich nicht korrekt sind, und das haben wir dem HFV auch mitgeteilt“, so Mettal, dessen Verein aber keine Möglichkeit mehr hatte, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen: „Das ist letztinstanzlich so gefällt worden“, so Mettal, der sich „schwer enttäuscht“ vom Verhalten der TBS-Verantwortlichen zeigte: „Nach dem Spiel haben sie bei Instagram geschrieben, dass sie uns ‚zum verdienten Sieg gratulieren‘, diese Nachricht aber später wieder entfernt. Es wäre nur fair gewesen, wenn sie auf die erneute Austragung der Partie verzichtet hätten.“
Fakt ist: Durch den kampflosen 3:0-Sieg übernimmt TBS Pinneberg mit nun 63 Punkten und 84:35 (plus 49) Toren wieder die Tabellenführung vom FK Nikola Tesla, der auf 61 Zähler und 70:31 (plus 39) Treffer kommt. Die Teslaner können sich den Platz an der Sonne aber am Sonntag, 4. Mai, wieder zurückerobern, wenn sie den Drittletzten SC Victoria Hamburg II schlagen (Anpfiff: 14 Uhr/Baurstraße). Am letzten Spieltag gastiert Nikola Tesla am Sonntag, 11. Mai, um 15 Uhr beim Vorletzten Kummerfelder SV, während TBS Pinneberg zeitgleich beim Rang-Elften HSV Barmbek-Uhlenhorst gefordert ist.
Leidtragender des Tornescher Nichtantritts ist der Rang-Dritte SV Rugenbergen (58 Punkte/84:42-Tore), dessen Chancen auf die Vizemeisterschaft nun auf ein absolutes Minimum gesunken sind: Nur, wenn Nikola Tesla seine beiden noch offenen Partien verlieren sollten und die Bönningstedter am 11. Mai den Tabellen-Achten FC Eintracht Lokstedt schlagen, würden sie noch auf den Silber-Rang klettern. Die Tornescher indes können den Abzug von drei Punkten verschmerzen: „Ob wir am Ende Sechster, Achter oder Zehnter werden, ist nicht so wichtig wie der Umstand, dass es im Torneum auf keinen Fall erneut zu unschönen Szenen und einer Schlägerei kommen soll“, betonte Mettal abschließend.
(Johannes Speckner)