Gedanken an d as zweite und bis dato letzte Phantom-Tor der Bundesliga kamen am Sonntag an der Baurstraße auf. "Aber Stefan Kießling hat sein Phantom-Tor mit dem Kopf erzielt", erinnerte sich Mohet Wadhwa, Trainer des FK Nikola Tesla. Ein weiterer Unterschied: War Kießlings Kopfball damals am Tor vorbeigegangen, dann aber durch ein Loch im Tornetz in das Gehäuse gesprungen, so ging nun ein 20-Meter-Schuss von Erdinc Asar ins Tor, ehe er durch ein Loch im Netz aus diesem heraussprang.
"War der Ball wirklich drin?", fragten sich deshalb nicht nur einige Ersatzspieler der Teslaner. Ja, der Ball war drin, was auch vom Gegner Altona 93 II kaum angezweifelt wurde. Allerdings kamen Fragen an Schiedsrichter-Assistent Robert Waigant (Kickers Halstenbek), ob das Gespann die Tornetze vorab nicht kontrolliert habe. "Als wir ankamen, war auf dem Platz noch ein Spiel", sagte Waigant mit Verweis auf die vorherige Kreisliga-Partie der Tesla-Reserve gegen den Bahrenfelder SV 19 (3:0), die allerdings gegen 13.50 Uhr abgepfiffen wurde - Zeit genug also, bis zum Anpfiff des Landesliga-Duells um 14.30 Uhr die Tornetze zu kontrollieren. "Und das haben wir auch getan", versicherte Waigant, der zuvor bereits beim Oberliga-Derby HEBC gegen FC Alsterbrüder (4:0, Abpfiff 12.35 Uhr) an der Linie gestanden hatte.
Die ebenfalls aufkommende Frage, ob die Partie fortgesetzt werden könne, bevor das Loch geflickt wurde, beantwortete Schiedsrichter Lennart Vincent Lehmann (SV Halstenbek-Rellingen) nach einer kurzen Unterredung mit seinen Assistenten Waigant ("Das musst du entscheiden!") und Kevin Averhoff (TSV Seestermüher Marsch) mit "Ja". Einem Altonaer Angreifer missfiel dies zwar, aber 93-Trainer Philipp Körner sagte deutlich hörbar: "Ja, das ist okay". Schließlich hatte sich auch schon ein Verantwortlicher der Teslaner, die im Platz-Derby die Heim-Mannschaft waren, auf den Weg gemacht, um Kabelbinder zu holen. Damit konnte er das Tornetz am Gestänge so befestigen, dass es kein Loch mehr gab, durch das der Ball hätte hindurch flutschen können.
Sportlich waren die Fronten schnell geklärt: Nach dem eingangs beschriebenen 1:0 von Asar (14. Minute) zog Damian Ilic von halblinks aus 18 Metern am Altonaer Jethro Owusu vorbei so satt ab, dass sich Keeper Julian Quaack, die an diesem Tag einzige Liga-Leihgabe der 93-Reserve, vergeblich streckte (22.). Direkt danach war eine Trinkpause. Angetrieben von William Wachowski, der von 2017 bis 2022 noch für die Altonaer Liga-Mannschaft aktiv war, wollten die Teslaner mehr - und sie bekamen mehr: Hassan Zarei fand mit einem Steckpass Stefan Winkel, der gegen seinen Ex-Klub (in der Saison 2012/2013 trug er das 93-Trikot in 22 Oberliga-Spielen) freistehend zum 3:0 einschob (34.).
Im zweiten Durchgang gelang es der Altonaer Reserve vor den Augen von 93-Präsident Dirk Barthel und Liga-Trainer Andreas Bergmann, das Geschehen etwas ausgeglichener zu gestalten. Mehr als das 1:3 durch den eingewechselten Lennic Felder (81.) gelang aber nicht. Kurz vor Ultimo stellte der agile Zarei mit seinem 4:1-Endstand den alten Drei-Tore-Abstand wieder her. Damit gewannen die Teslaner nach vier Auswärtsspielen und dem Ausfall ihres Heim-Auftritts gegen TBS Pinneberg ihr erstes Saison-Heimspiel. Dagegen verloren die Altonaer zum dritten Mal in den letzten vier Runden und gewannen die Erkenntnis, dass es ohne Oberliga-Unterstützung schwer werden könnte, die Hammonia-Staffel zu halten.
(Johannes Speckner)