Landesliga Hammonia: Rantzau gewinnt dramatisch auf der Jahnhöhe

Hier enteilt der Rantzauer Bennet von Schassen (links) dem Harburger Benjamin Osmanovic.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Die nicht immer einfache Fahrt durch den Elbtunnel nahmen am Sonnabend kurzfristig auch Kevin Gibau und Marvin-Jay Gibau auf sich. Eigentlich hatten sie sich für das Landesliga-Spiel ihres SSV Rantzau beim Harburger TB abgemeldet, weil sie zu einem Geburtstag eingeladen waren. „Aber dann haben sie sich aufgrund unseres knappen Kaders doch zur Verfügung gestellt, wofür ich ihnen sehr dankbar bin“, lobte SSV-Coach Marcus Fürstenberg die beiden Brüder, die als „Joker“ dazu beitrugen, dass die Barmstedter auf der Jahnhöhe mit 4:3 gewannen.

In der ersten Halbzeit sah Otto Hartlieb, Sportlicher Leiter der SSV-Kicker, von seinem Team „Fußball wie vom anderen Stern“. Der Lohn dafür war eine 4:0-Pausenführung, mit der die Partie bereits entschieden zu sein schien. „Aber bei uns gibt es ja ab und zu sehr verrückte Ergebnisse“, dachte der Rantzauer Ersatzkeeper Niclas Pischel an die vergangene Saison, in der sein Team beim FTSV Altenwerder einen 4:0-Vorsprung hergeschenkt (Endstand 4:4) und beim SC Nienstedten nach einer 3:1-Führung noch mit 3:4 verloren hatte.

Die Rantzauer starteten forsch in die Partie und gingen früh in Führung: Als Alexandros Kotzapanagiotou und Bennet von Schassen vorne gut pressten, eroberten sie den Ball und bedienten in der Mitte Lennart Keßner, der einschoss (0:1/8. Minute). Keßner war von den Harburgern auch in der Folge nicht zu stoppen – und wenn, dann nur mit unfairen Mitteln. So in der 20. Minute, als er im Strafraum gefoult wurde und Lukas Raphael den verhängten Elfmeter verwandelte (0:2). Sogar 0:3 hieß es, als die Gäste einen Freistoß der Heim-Elf abfingen und über ihre linke Seite einen schnellen Gegenangriff vortrugen: Keßner bediente Sebastian Krabbes, der sicher vollstreckte (30.). Den Schlusspunkt unter die erste Halbzeit setzte dann wiederum Keßner, der davon profitierte, dass HTB-Torwart Marcel Corrieri, als er einen langen Pass von Pepe Hartlieb vor seinem Strafraum klären wollte, am Ball vorbeiköpfte – so konnte Keßner zum 0:4-Pausenstand einschieben (41.).

Obwohl Fürstenberg seine Schützlinge in der Kabine gewarnt hatte, dass sie „nicht nachlassen und keinen Schlendrian aufkommen lassen dürften“, taten sie genau dies. Im Gegenzug bliesen die Hausherren nach dem Seitenwechsel zur Aufholjagd. Niklas Schulz schoss nach einem schnellen Angriff über die rechte Seite zum 1:4 ein (58.). Kurz darauf ahndete Schiedsrichter Lars Christian Rosengarth (vom SC Hamm 02) ein Einsteigen von SSV-Verteidiger Pepe Hartlieb im eigenen Strafraum mit einem Elfmeter. Diesen verwandelte Niklas Schulz aus seiner Sicht flach links, Gäste-Keeper Semir Svraka – wohnt in Eißendorf unweit der Jahnhöhe – hatte sich für einen Sprung in die andere Ecke entschieden (60.). Als Mirsad Farizi dann eine Rechtsflanke am langen Pfosten zum 3:4 einköpfte, wobei Svraka den Ball noch berührte, ein Einschlagen im kurzen Eck aber nicht verhindern konnte (72.), war dies der Auftakt zu einer hitzigen Schlussphase.

Die Rantzauer haderten mit Rosengarth und vor allem mit dessen Assistent Luis Filipe Albino dos Santos (Juventude), der ihnen nach 70 Minuten den Wunsch eines Wechsels verwehrt haben soll. Fürstenberg brachte seine darauffolgende Beschwerde die Gelb-Rote Karte ein, woraufhin er den Rest der Partie von der Tribüne aus, aber dicht neben seiner Trainerbank stehend, verfolgte. Heiß her ging es auch, als Kevin Gibau vor der HTB-Bank Vincent Bürger foulte und der Harburger Fatih Aytekin anschließend von Schassen umschubste. „Eine klare Tätlichkeit, das ist ‚Rot‘“, schrie Fürstenberg von der Tribüne. Doch Rosengarth zeigte sowohl Kevin Gibau als auch Aytekin die Gelbe Karte. Die Heim-Elf kam noch zu einigen Angriffen, aber nicht mehr zum Ausgleich, so dass ihre Aufholjagd ohne Krönung blieb. Nach dem Abpfiff verweigerte Luis Filipe Albino dos Santos den SSV-Kickern noch den obligatorischen Handschlag, ehe sich die Gemüter aller Beteiligten wieder beruhigten.

(Johannes Speckner)

 Redaktion
Redaktion Artikel