„Warum tust du das?“, fragte Philipp Obloch einen Spieler der SV Blankenese (Kreisliga 5), der am Dienstagabend im Testspiel beim Kummerfelder SV von hinten ohne Chance, den Ball zu spielen, in Jannik Eggerstedt hineingesprungen war. Dies hatte zur Folge, dass Schiedsrichter Andreas Voß (VfL Pinneberg) dem Blankeneser die Gelb-Rote Karte gab (Obloch: „In jedem Pflichtspiel wäre es glatt Rot gewesen.“) und Eggerstedts Knöchel dick anschwoll. „Ich hoffe, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hat“, wurde der 4:0-Sieg im ersten Freiluft-Kick des Jahres, den Torben Hein – war erstmal seit seiner im November 2023 erlittenen Schulterverletzung wieder dabei – mit einem Blitz-Hattrick in sechs Minuten eingeleitet hatte, für den KSV-Coach getrübt.
„Warum tust du das?“, dürfte Obloch tags darauf selbst von einigen Freunden und Bekannten gefragt worden sein, nachdem das „Pinneberger Tageblatt“ vermeldete, dass er das Angebot der KSV-Verantwortlichen, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern, abgelehnt hatte. Im Gespräch mit SportNord sagte Obloch dazu: „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leichtgemacht, weil ich mich in Kummerfeld sehr wohl fühle und die dort handelnden Personen, die ein großes Engagement für den Verein an den Tag legen, ebenso schätze wie die Spieler.“
Jedoch musste Obloch in dem Jahr, das er inzwischen am Ossenpadd tätig ist, „erkennen, dass nicht alle Spieler den Ehrgeiz an den Tag legen und dem Fußball so viel Zeit und Engagement widmen können, wie ich es mir wünschen würde“. Dies habe dazu geführt, dass er in den vergangenen Wochen „immer wieder als Mahner aufgetreten“ sei und „wiederholt Forderungen gestellt“ habe, so der Wedeler, der feststellte: „Das kann ich über einen gewissen Zeitraum machen – aber irgendwann würden meine immer wiederkehrenden Worte anfangen, sowohl die Spieler als auch mich selbst zu nerven.“
Obloch stellte klar, dass die Kummerfelder Kicker keinesfalls faul seien oder lustlos gegen den Ball treten würden: „Das sind alles einwandfreie Charaktere – da gibt es keinen einzigen Stinkstiefel, der einem Mitspieler oder mir Böses wollen würde, sondern jeder Spieler stellt sich in den Dienst der Mannschaft.“ Allerdings sei es einigen Akteuren aus beruflichen oder familiären Gründen „schlichtweg nicht möglich, noch mehr Zeit für den Fußball zu investieren“, was dann „so akzeptiert werden“ müsse. Mit Keeper Yannik Neumann, der trotz Tätigkeit im Einzelhandel fast nie im Mannschaftstraining fehlt, habe er „schon an mehreren Wochentagen Vormittags-Einheiten durchgeführt“, erinnerte sich Obloch. Dabei sei es um Positionstraining im Allgemeinen und Torwart-Training gegangen, was bei normalen Einheiten oft zu kurz kommt“, so Obloch: „Wenn wir beide Zeit haben, trainieren wir zusätzlich – und mitunter haben sich dem auch schon einige Feldspieler angeschlossen.“
Der 45-Jährige, der mit Trikot-Statements ein Start-Up gründete, das Trikots und andere Bekleidung beflockt und zudem selbstständig als Daten-Analyst im Fußball-Bereich tätig ist, galt schon bei seinem vorherigen Trainer-Engagement beim Oberligisten TuS Osdorf als „positiv Besessener“, der von jedem seiner Schützlinge und allen Mitstreitern mehr Einsatz forderte. „Auch in Osdorf war es mein Ziel, jeden Spieler immer besser zu machen – aber auch dort haben wir oft nur zweimal pro Woche trainiert, gerade wenn unsere Heimspiele freitagabends waren“, erinnerte sich Obloch an seine Tätigkeit am Blomkamp, die nach knapp dreieinhalb Jahren im Oktober 2022 endete.
Auf die Frage, wo er in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen würde, entgegnete Obloch: „Das ist noch komplett offen – ich habe von keinem anderen Verein Interessensbekundungen vernommen oder gar Gespräche geführt.“ Wenn er schon im Sommer ein neues Traineramt übernehmen sollte, „müsste das aber eine Aufgabe sein, von der ich zu hundert Prozent überzeugt bin und spüre, dass dort alle mitziehen und ich wirklich etwas bewegen kann“, betonte der Wedeler, der zwischenzeitlich in Köln lebte und sich dort unter anderem um das Torhüter-Training im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln kümmerte.
Wäre es deshalb möglich, dass Obloch sich zukünftig wieder im Jugend-Leistungsbereich engagiert? „Ich will da gar nichts ausschließen, auch wenn mein Fokus in den letzten Jahren doch sehr auf dem Herren-Bereich lag“, so Obloch. Mit Blick auf seinen neunjährigen Sohn, der beim SC Cosmos Wedel kickt, stellte er allerdings auch fest: „Nirgendwo sind so schnell Weiterentwicklungen und Verbesserungen erkennbar, wie im Jugend-Fußball – insofern ist es für jeden Trainer ein interessantes Betätigungsfeld, ja geradezu ein Geschenk, mit jungen, wissbegierigen Spielern arbeiten zu dürfen.“
Es kann aber auch gut sein, dass Obloch nach seinem Mitte Mai anstehenden Abschied vom Ossenpadd erst einmal eine Pause als Trainer einlegt. „Ich hätte gerne mehr Zeit für meine Familie“, betonte der 45–Jährige, der offen zugab, dass ihn der plötzliche Tod von Arne Frank „nicht nur fassungslos, sondern auch nachdenklich machte“. Dass sein Freund, der ebenfalls in Wedel lebte und mit dem er „noch viele interessante Projekte geplant hatte“, im Alter von nur 53 Jahren starb, habe „auf jeden Fall die Gedanken an ein Sabbat-Jahr verstärkt“, gewährte Obloch einen Einblick in sein Inneres.
Zunächst einmal gilt Oblochs volle Konzentration aber ohnehin der Restrunde, auf die sich die Kummerfelder unter anderem in einem Trainingslager in Dänemark vorbereiten werden. „Meine Spieler und ich gehen mit voller Motivation in die vor uns liegenden Aufgaben“, so Obloch, der mit Blick auf die Tabelle – die KSV-Kicker liegen als Tabellen-14. aktuell aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber den punktgleichen, letztjährigen Neulingen USC Paloma II und Altona 93 II auf einem Abstiegsplatz – folgende Maxime vorgab: „Wir wollen in den nächsten Spielen punkten, punkten, punkten und so schnell wie möglich den Klassenerhalt sicher haben.“ Er werde, versicherte Obloch abschließend, „bis zum letzten Spieltag alles für den Kummerfelder SV geben“.
(Johannes Speckner)