Dass sich Geschichte innerhalb zweier Wochen punktgenau wiederholt, gibt es auch nicht alle Tage. Davon betroffen war der USC Paloma, der genau wie beim letzten Auswärtsspiel gegen den HEBC mit der letzten Aktion des Spiels gegen Union Tornesch weit in der Nachspielzeit den Ausgleich hinnehmen musste und so weitere zwei Zähler im Kampf um den Oberligaaufstieg liegenließ.
Bis zur Halbzeitpause war das Spiel an Einseitigkeit kaum zu überbieten. Die Hausherren waren dem Team von Trainer Stefan Dösselmann in allen Belangen überlegen, das nicht im Ansatz erkennen ließ, dass man aus den letzten sechs Partien ungeschlagen 16 Punkte geholt hatte. Mehr als einen Ball Richtung Paloma Tor – Kopfball von Jannek Laut nach einer Minute – brachten die Gäste nicht zu Stande.
Paloma zeigte sich extrem einsatzfreudig, bissig in den Zweikämpfen und demonstrierte mit viel Laufbereitschaft, wohin die Reise hingehen sollte. Das 1:0 war nur eine Frage der Zeit und fiel dann in Minute 16, nachdem Dominik Ulaga den Ball aus dem rechten Halbfeld Richtung langem Pfosten schlug, wo Torsten Hartung auf Geburtstagskind Tom Bein ablegte, der dann mühelos vollendete. Nach dem gleichen Schema fiel das 2:0. Diesmal aber vollendete Hartung per Kopfball am langen Pfosten gegen eine schwache Abwehr selber (30.).
Nachdem die Gäste ein wenig Luft geholt hatten und der Halbzeitpfiff nahte, führte ein vermeintliches Foul von Gäste-Keeper Tim Brüggemann an Dominik Ulaga zum Elfmeter, über dessen Berechtigung Zweifel aufkamen. Denny Schiemann scherte dies nicht und verwandelte sicher zum 3:0 Pausenstand.
Nach einer ersten Halbzeit, in der die Gäste „alles vermissen ließen, was sie eigentlich an den Tag legen wollten“ – O-Ton Trainer Stefan Dösselmann nach dem Spiel – kehrten sie mit dem Willen zurück, die „zweite Halbzeit gewinnen zu wollen“ und zeigten dann auch mit dem Wiederanpfiff eine ganz andere Körpersprache. Zunächst verzog Dennis Beckmann den Ball bei der ersten guten Chance der Gäste (49.). Kurz darauf traf Maik Stahnke aus 22 Metern nur die Latte (52.). Die Hausherren zeigten sich beeindruckt und reagierten nur noch, ohne annähernd an die starke Leistung zuvor anknüpfen zu können. Sören Badermann zwang drei Minuten nach seiner Einwechslung Palomas Torwart Carsten Spielberg erstmals mit einem beherzten Schuss zu einer starken Parade (66.). Als dann Jannek Laut noch links im Paloma-Sechzehner nur den Außenpfosten traf (79.) waren die Zweifel schon groß, dass die Gäste überhaupt noch treffen würden. Doch nur 60 Sekunden später traf Laut dann doch aus kurzer Distanz nach Rechtsflanke von Sören Badermann, dessen Einwechslung ein wahrer Glückgriff oder eben dem guten Näschen von Coach Dösselmann geschuldet war.
Dennoch lief Union Tornesch die Zeit davon und auf der anderen Seite vergab Francisco Ebongo gleich zweimal leichtfertig die endgültige Entscheidung für die Barmbeker (83./89.). Vier Minuten Nachspielzeit signalisierte Schiedsrichter Florian Schwarze, der ohne klare Linie wirklich keinen guten Tag erwischt hatte. Das 2:3 durch einen Kopfballtreffer von Philipp Pohlmann in der zweiten Nachspielminute schien aus Sicht des Tornescher Anhangs „zu spät zu kommen“.
Doch dann war da noch Torwart Tim Brüggemann, den in den Schlussekunden nichts mehr hinten hielt und mit dem Schlusspfiff – es waren bereits über 95 Minuten gespielt, warum eigentlich? – eine Kopfballablage von Patrick Marcks aus drei Minuten zum Last-Second- Ausgleich über die Linie drückte. 3:3, Schluss, Ende, Aus. Riesenjubel bei den Torneum- Akteuren und deren Anhängern, die diesen Punktgewinn natürlich wie einen Sieg feierten.
Wie geprügelte Hunde verließen die Paloma-Spieler den Platz und konnten nicht fassen, was sich da abgespielt hatte. Natürlich war das Remis extrem unglücklich zu Stande gekommen, aber irgendwie mussten sie sich dann doch an die eigene Nase fassen.
„Im Moment fehlt uns wohl noch ein Quäntchen, damit der große Wurf gelingt“ brachte es Palomas Trainer Steffen Harms auf den Punkt und ergänzte: „Wir müssen nach diesen beiden Tiefschlägen jetzt Charakter zeigen. Aber wir glauben an uns und unsere Entwicklung.“
hvp