Aktuell. Hamburgs Profivereine fordern Klarheit vom Senat

Das am Dienstag, 18. Januar anstehende DFB-Pokal-Achtelfinale des FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund wird im Millerntor-Stadion vor leeren Tribünen stattfinden.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Waren die Profi-Sportler und speziell die Bundesliga-Fußballer im späten Frühjahr 2020 und während des zweiten Lockdowns noch privilegiert, indem sie ihren Spielbetrieb fortsetzen konnten, hat sich der Wind nun gedreht. Zwar dürfen die Profis nun auch weiterhin ihre Spiele austragen – doch sehen die neuesten Corona-Beschränkungen bedauerlicherweise vor, dass sie dies wieder unter einem kompletten Ausschluss der Öffentlichkeit tun. Dagegen dürfen bei Amateur- und Breitensportveranstaltungen unter freiem Himmel immerhin 1.000 Personen (in geschlossenen Räumen beträgt die Höchstgrenze 200) zugegen sein.

Diese vom rot-grünen Senat der Freien und Hansestadt getroffenen Entscheidungen stoßen bei den Verantwortlichen der Hamburger Profisportvereine natürlich auf Unverständnis. Deshalb gab es von den Zweitliga-Fußballern des FC St. Pauli und des Hamburger SV, den Bundesliga-Handballern des HSV Hamburg, den Bundesliga-Basketballern der Hamburg Towers und dem Eishockey-Oberligisten Hamburg Crocodiles am Freitag eine gemeinsame Stellungnahme, in der eine klare Forderung an die politischen Entscheidungsträger gerichtet wurde – auch mit Hinweis auf die wirtschaftlichen Folgen und Wettbewerbsnachteile.

 

Hier der Wortlaut der Mitteilung:

„Die Crocodiles Hamburg, der Handball Sport Verein Hamburg, die Hamburg Towers, der Hamburger SV und der FC St. Pauli nehmen das Gesprächsangebot des Hamburger Senats an, um gemeinsam über einen klaren und für alle (Sport)Veranstalter gültigen Weg für die kommenden Wochen und Monate zu sprechen. Transparente Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Expertise auch im Vergleich zu anderen Bundesländern und europäischen Ländern müssen aus Sicht der Hamburger Profisportvereine dafür die Basis bilden.

„Wir brauchen nachvollziehbare und vor allem für alle Sektoren aus den veranstaltenden Bereichen gleiche Konzepte, um die handelnden Vereine, Mitarbeiter*innen und vor allem die Bevölkerung nicht weiter zu verunsichern“, sagt Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli. Dabei gehe es in erster Linie um Verständnis für weitere Einschränkungen, aber auch um ein gemeinsames Verständnis und die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen für alle.

HSV-Vorstand Dr. Thomas Wüstefeld ergänzt in dieser Thematik: „Mir erschließen sich die unterschiedlichen Verordnungslagen für Veranstaltungen in Innen- wie Außenbereichen ebenso wenig wie die Unterscheidungen zwischen Kultur und Sport. Diesbezüglich haben wir dringenden Klärungs- und Gesprächsbedarf. Wir als Profisportorganisation wollen keine Sonderbehandlung, sondern eine angemessene Gleichbehandlung.“

Auch der Handball Sport Verein Hamburg sieht dringend Gesprächsbedarf. „Grundsätzlich sind wir mit allen Schutzmaßnahmen einverstanden, aber wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und klare Vorgaben, die wir auch rechtzeitig kennen. Für uns ist neben der Abdeckung von wirtschaftlichen Mindererlösen insbesondere eine termingerechte Planbarkeit wichtig, weil uns das Timing zuletzt immer wieder vor enorme Herausforderungen gestellt hat. Sehr kurzfristige Neuregelungen haben zu einer Verunsicherung bei den Fans geführt und machen uns die Umsetzung für den Rest der laufenden Saison unter Wettbewerbsbedingungen sehr schwer“, sagt Präsident Marc Evermann.

Besonders in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit der Profisportvereine und deren Existenz befürchtet Sven Gösch (Geschäftsführer der Crocodiles Hamburg) Konsequenzen: „Die neue Verordnung wirft viele Fragen auf. In Bezug auf die Gleichbehandlung der Veranstalter*innen, aber auch in Bezug auf die Zukunft der Profisportvereine Hamburgs, deren Wettbewerbsfähigkeit oder gar Existenz ohne wirtschaftliche Unterstützung der Stadt oder des Bundes stark gefährdet ist. Es besteht Gesprächs- und Handlungsbedarf, um der Verunsicherung der Vereine und deren Geschäftspartner (Catering, Sicherheitsdienste, Ticketanbieter usw.) entgegenzuwirken.“

Marvin Willoughby (Geschäftsführer der Hamburg Towers) begrüßt die von der Behörde für Inneres und Sport angebotene Bereitschaft, sich zeitnah mit den wirtschaftlichen Auswirkungen auseinanderzusetzen. „Dieser Gesprächsfaden muss schnellstens aufgenommen werden, um den Profisportstandort Hamburg nicht nachhaltig zu schädigen und vor weiteren Wettbewerbsnachteilen zu schützen.“

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