Landesliga 1: Erster Abstieg für Marc Zippel

Trainer Marc Zippel (Mitte), Liga-Obmann Theodoros Ourgantzidis (rechts) und Betreuer Hans-Jürgen Schulze nach dem Abpfiff des Spiels beim Harburger TB.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Auf zahlreiche Aufstiege, die er in seiner Trainerkarriere mit dem SC Teutonia 10 (in die Bezirks- und Landesliga), mit dem FK Nikola Tesla (in die Landesliga) sowie dem Hetlinger MTV (in die Bezirksliga) feiern durfte, folgte nun für Marc Zippel der erste Abstieg. „Es fühlt sich nicht gut an“, erklärte der 54-Jährige, nachdem am vergangenen Sonnabend durch eine 1:9-Klatsche beim Harburger TB der Absturz des VfL Pinneberg in die Bezirksliga besiegelt worden war.

In der Winterpause hatte es noch gut ausgesehen für die Kreisstädter. „Aber im Frühjahr kamen viele unglückliche Faktoren zusammen“, stelle Marc Zippel rückblickend fest. Der gravierendste war laut Theodoros Ourgantzidis, Liga-Obmann des VfL und enger Vertrauter des Übungsleiters, „dass uns mehrere Köpfe weggebrochen sind“. Besonders auf dem Posten zwischen den Pfosten drückte der Schuh: Während Stammkeeper Marvin Kiesewetter sich im Derby bei der SV Halstenbek-Rellingen (1:1) verletzte und mehreren Knie-Operationen unterziehen musste, erlitt sein Stellverteter Luca Protzek einen Kreuzbandriss. Bastian Buß mühte sich zwar nach Kräften, kam aber nicht an Kiesewetter heran.

Weitere Führungsfiguren brachen insofern weg, als dass neben verletzungsbedingten Ausfällen Verteidiger Dominik Füßmann seit dem Winter Wechselgedanken in die Oberliga mit sich herumtrug und um die Entbindung von seinem Kapitänsamt bat, bevor er zur kommenden Saison bei Halstenbek-Rellingen anheuerte. Im Frühjahr litt Füßmann dann unter einer extrem hohen Fehlerquote. Ramy Mansour und Lennart Zippel studierten auswärs, Aleksandar Pavlvovc musste eine lange Rot-Sperre absitzen, der im Winter auf Leihbasis vom Oberligisten FC Union Tornesch geholte Tim Aufgebauer wurde nicht zur erhofften Verstärkung – und David Heuer, der vom Hamburger SV zum VfL stieß, wurde vom Hamburger Fußball-Verband die Freigabe verweigert.

„Für diese Vorgehensweise des HFV habe ich überaupt kein Verständnis“, wetterte Marc Zippel: „Da ist ein junger Mann, der davon abgehlaten wird, Fußball zu spielen – und das, obwohl sein Ex-Klub HSV klar kommuniziert hat, dass es bei den Freigabemodalitäten ein Fehler des alten Vereins war, sprich weder Heuer noch uns eine Schuld daran trifft.“ Nicht die einzige personelle Enttäuschung, die die VfL-Verantwortlichen verkraften mussten: „Wir haben mit mehreren potentiellen Neuzugängen gute Gespräche geführt, aber dann haben sie sich plötzlich anders entschieden oder gar nicht mehr gemeldet“, musste Marc Zippel berichten.

Hinzu kamen zahlreiche Corona-Infektionen und -Verdachtsfälle, durch die sich die Pinneberger Offiziellen wiederholt dazu gezwungen sahen, Partien abzusagen. Die Konsequenz daraus waren eine extreme Nachhholspielflut und eine Termin-Hatz, wobei es Marc Zippel nicht verstand, „dass Nikola Tesla seine Begegnung bei Inter Eidelstedt noch nach dem eigentlichen letzten Spieltag absolvieren darf, während es für uns zuvor Englische Wochen en masse gab“. Es sei „schwer gewesen, die Spieler immer wieder zu motivieren“, gab der Coach rückblickend zu. Viele Komplimente von gegnerischen Trainern nahm der Coach gequält lächelnd zur Kenntnis, währnd Ourgantzidis sinnierte: „Vielleicht waren wir in einigen Spielen auch zu lieb, wenn wir uns im Abstiegskampf keine einzige Gelbe Karte anholen.“

Dass Fortuna den Pinnebergern ebenfalls in vielen Partien nicht hold war, steht außer Frage. „Wir hätten im Frühjahr auch ein paar mehr Punkte mehr holen können – aber oftmals hat uns das Spiel-Glück gefehlt“, befand Ourgantzidis. Die einzige Ausnahme war der 3:0-Sieg im nachzuholenden Hinspiel gegen den HTB, als alles für die VfL-Kicker lief. „Aber dann haben wir das Schlüsselspiel beim FTSV Altenwerder verloren, nachdem wir auf der Anreise eine Dreiviertelstunde im Stau standen – und gegen den SC Nienstedten oder gegen den SSV Rantzau, wo wir mit einem Heimsieg dem Klassenerhalt einen großen Schritt nähergekommen wären, haben wir selbst beste Torchancen vergeben“, stöhnte Marc Zippel rückblickend. Dass seine Schützlinge zuletzt vier Elfmeter in Folge vergaben, ließ den 54-Jährigen feststellen: „Das liegt an einem Kopf-Problem.“

So schmerzhaft der Abstieg auch ist, so sieht der Trainer in ihm auch eine Chance: „In den letzten beiden Spielzeiten standen wir von Beginn an mit dem Rücken zur Wand, in der Landesliga ging es für uns einzig und allein um das nackte Überleben – und in der neuen Serie wäre es wohl nicht anders gewesen.“ In der Bezirksliga, in der er sich „auf viele reizvolle Derbys freut“, geht der Übungsleiter „von mehr Erfolgserlebnissen“ für seine Schützlinge aus. Außerdem geht der Halstenbeker „positiv gestimmt“ in die neue Saison, da „kein personeller Umbruch notwendig“ sei: „Wir haben zahlreiche Gespräche mit den Spielern aus unserem aktuellen Kader geführt und fast ausnahmslos Zusagen bekommen, worüber ich mich sehr gefeut habe“, beteuerte der Coach.

Der freie Fall des VfL, der sich im Sommer 2019 sang- und klanglos aus der Oberliga Hamburg verabschiedet und den dann wohl nur der durch die Corona-Beschränkungen erzwungene Abbruch der Saison 2019/2020 davor bewahrt hatte, in die Bezirksliga durchgereicht zu werden, setzte sich jedoch fort. Und nun ist der sofortige Wiederaufstieg kein Thema am Rande des Fahlt: „Wenn ich sehe, wie TBS Pinneberg seinen ohnehin schon starken Kader noch weiter aufgerüstet hat, kann nur TBS den Titel holen“, sieht Marc Zippel seinen Ex-Klub im Meisterschaftsrennen der Serie 2022/2023 vorne.

(Johannes Speckner)

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