
Nun ging es doch schneller als erwartet: Am Mittwochabend hatte Jens Harder, Obmann des Voßlocher SV, gegenüber SportNord angekündigt, dass am Donnerstagabend noch ein zweites Gespräch mit der Mannschaft stattfinden würde. Aber nun haben die VSV-Verantwortlichen ihre Erste Herren-Mannschaft als Konsequenz aus dem am Sonntag abgebrochenen Gastspiel beim TSV Seestermüher Marsch II und wiederholt unschönen Vorkommnissen (SportNord berichtete) doch schon am Donnerstagmittag mit sofortiger Wirkung beim Hamburger Fußball-Verband vom Spielbetrieb der Kreisklasse 1 abgemeldet.
Werner Brand, Fußball-Spartenleiter des Voßlocher SV, sagte dazu auf Nachfrage von SportNord: „Wir haben unsere Herren-Mannschaft zurückgezogen, weil sich einige Spieler wiederholt vereinsschädigend verhalten haben!“ Gefragt, weshalb sich der VSV-Vorstand nicht für die andere von Harder vorgeschlagene Variante, nämlich drei Spieler aus dem Verein auszuschließen, entschieden habe, entgegnete Brand: „Meinen Informationen nach geht es hier um zwei Spieler, die sich nicht im Griff hatten ‒ und diese beiden Akteure haben wir bereits fristlos aus dem Verein entfernt. Allerdings war es leider so, dass einige andere Spieler von dem fortgesetzten Fehlverhalten der beiden besagten Akteure angesteckt worden sind. Wie viele es waren, wissen wir nicht genau ‒ aber nachdem es vor dem Spielabbruch in Seestermühe schon bei unserem Gastspiel beim Hetlinger MTV und bei einem Hallenturnier unschöne Vorfälle gab, war es jetzt höchste Zeit, zu handeln!“ Bei den beiden besagten Spielern handelt es sich um Zouheir A. und Mohamed A..
Ralf Petersen, der das Traineramt in Voßloch im Sommer 2007 von Harder übernommen hatte, war bereits vor der Vorstandsentscheidung, das Team abzumelden, als Coach zurückgetreten. „Er hat aus zwei Gründen aufgehört: Erstens, weil er private Probleme hat ‒ und zweitens, weil er das Gefühl hatte, dass einige Spieler in der Mannschaft nicht mehr mit ihm zurechtgekommen sind“, erklärte Brand. Die Vorfälle in Seestermühe brachten dabei laut Brand auch bei Petersen das Fass zum Überlaufen: „Er hat nach dem Abbruch versucht, die Spieler in Ruhe in die Kabine zu bringen ‒ aber sie haben nicht auf ihn gehört. Und daraufhin hat er für sich die Reißleine gezogen“, schilderte Brand, wie es zum Rücktritt des Langzeit-Trainers kam. Allerdings gab Brand zu bedenken, dass der Coach auch eine Mitschuld daran tragen könnte, dass die Situation überhaupt erst so eskalierte: „Vielleicht hätte Herr Petersen vorher häufiger auf den Tisch hauen müssen ‒ er ist allerdings eher ein Kumpel-Typ, der die Spieler an der langen Leine lässt. Und damit konnten einige Akteure nicht umgehen ...“
Brand machte keinen Hehl daraus, dass er den Rückzug vom Spielbetrieb sehr bedauert: „Es ist unglaublich schade, dass wir unser Team abmelden mussten. Wir hätten noch Dritter werden können und die Saison natürlich lieber zu Ende gespielt ‒ auch, weil einige der anderen Mannschaften jetzt Punkte verlieren, was gerade zu einem so weit fortgeschrittenen Zeitpunkt der Saison eine unschöne Wettbewerbsverzerrung bedeutet. Aber es ging leider nicht anders!“ Mehrere intensive Gespräche, die mit den Spielern A. geführt wurden, verliefen laut Brand mehr oder weniger ergebnislos: „Die beiden waren leider gar nicht einsichtig. Sie sind sehr gute Fußballer ‒ aber wenn sie sich menschlich nicht ändern wollen oder können und nicht zu einer Mannschaft passen, dann hat es keinen Sinn. Diese beiden Akteure werden, egal wo sie spielen, immer Ärger machen. Ich hatte beim HFV bereits einen Coolness-Tag für sie beantragt ‒ aber ich befürchte, dass sogar diese Maßnahme bei ihnen keinen Erfolg haben würde. Selbst, wenn man sie etwas härter rannimmt, ist keine Besserung erkennbar!“
In Bokholt-Hanredder soll aber, das stellte Brand klar, weiterhin Herren-Fußball gespielt werden. „Wir werden mit den übrig gebliebenen Spielern der bisherigen Mannschaft ‒ meiner Meinung nach handelt es sich dabei um zwölf Akteure ‒ bis zum Saisonende weitertrainieren und dann einen Neuanfang einleiten!“ Dafür benötigen die Voßlocher nach Petersens Rücktritt nicht nur einen neuen Übungsleiter, sondern auch neue Spieler. „Wir werden versuchen, Akteure für unseren Verein zu gewinnen, die auch menschlich passen“, so Brand, der betonte: „Wir sind für fairen, sauberen Sport. Dafür bin ich mein Leben lang eingetreten und unter anderem 50 Jahre als Schiedsrichter aktiv gewesen. Gerade, wenn man bei einem anderen Verein zu Gast ist, muss man sich gut benehmen ‒ doch das haben einige unserer Spieler zuletzt nicht geschafft!“ Nun schaut Brand aber nach vorne: „Es sind schon einige Gespräche geführt worden, die uns zuversichtlich in die Zukunft blicken lassen. Wir wollen in der kommenden Saison 2015/2016 auf jeden Fall wieder eine Herren-Mannschaft melden!“
Traurig aber wahr: Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren hatten die Voßlocher, ebenfalls nach unschönen Vorkommnissen, ihre Herren-Mannschaft schon einmal vom Spielbetrieb zurückgezogen, damals sogar aus der Kreisliga 8 (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Zusammen mit Dogan Celik, der im Januar 2005 das Traineramt beim VSV übernommen hatte, waren damals auch einige Neuzugänge gekommen, „die menschlich nicht passten“, wie Brand es rückblickend ausdrückte. Der Fußball-Abteilungsleiter sieht nun aber einen entscheidenden Unterschied zu damals: „Im Frühjahr 2005 waren viele südländische Spieler für uns aktiv, die sich nicht benehmen konnten. Jetzt kann unsere Mannschaft selbst kaum etwas dafür, weil für das Chaos nur zwei einzelne Akteure gesorgt haben. Aber einige Spieler haben sich leider mitreißen lassen ‒ sicher auch, weil mannshaftsintern Freundschaften entstanden sind.“ Für Brand ist dies „ein trauriges Beispiel dafür, dass ein, zwei Spieler eine ganze Mannschaft durcheinander bringen können“, und er kam zu dem Schluss: „Das Fehlverhalten Einzelner müssen nun alle ausbaden ‒ denn wir mussten die Reißleine ziehen!“