
Ein Mensch möchte einem anderen Menschen, den er schon seit vielen Jahren kennt und mit dem er einst lange und erfolgreich zusammenarbeitete, einen Gefallen tun. Daran ist nichts Verwerfliches zu finden. Problematisch wird dies nur, wenn daraus nicht nur einem Dritten ein Nachteil entsteht, sondern auch die Gefahr heraufbeschworen wird, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern zweier Vereine, die nicht zwangsweise in Pflichtspielen aufeinander treffen müssten, kommt.
Die positive Nachricht auf den Hamburger Amateur-Bereich bezogen ist, dass die Gefahr dieser besagten Auseinandersetzungen nun nicht mehr existent ist. Denn das Verbandsgericht des Hamburger Fußball-Verbandes wusste anders, als einige ebenfalls beim HFV in verantwortlicher Position Tätig, noch um die die kriegerischen Auseinandersetzungen, die es auf dem Balkan in den 90er-Jahren gab. In der vergangenen Woche schien deshalb bei der Einteilung der Landesliga-Staffeln ‒ wenn auch mit gehöriger Verspätung ‒ alles so zu kommen, wie es gleich hätte kommen können, ja müssen: Der FK Nikola Tesla wurde nach einer Anordnung des HFV-Verbandsgerichtes in die Landesliga Hammonia eingeteilt und dafür der TSV Sasel nachträglich in die Hansa-Staffel versetzt.
Die Saseler Verantwortlichen wollten aber ‒ obwohl sie nach geographischen Gesichtspunkten eher in die Landesliga Hansa gehören und dort auch schon zahlreiche Spielzeiten, letztmals von 1994 bis 2001 und von 2006 bis 2011, verbrachten ‒ um keinen Preis in der Hansa-Staffel starten ‒ dies hatten sie bereits im Mai, als sie ihren Meldebogen für die Saison 2015/2016 beim Verband einreichten, kundgetan. Wäre der TSV Sasel bei der ersten Klassen-Einteilung des HFV in die Landesliga Hansa gekommen, hätte ein TSV-Protest hiergegen kaum Aussicht auf Erfolg gehabt. Er wäre wohl, wie die Proteste so vieler anderer Teams auch, zunächst vom Spielausschuss und bei einem weiteren Einspruch auch vom HFV-Verbandsgericht mit dem Hinweis auf den „Ermessensspielraum des Spielausschusses“ abgelehnt worden.
Anderthalb Wochen vor dem Punktspielstart wurde der Saseler Protest gegen die nachträgliche Versetzung nun aber stattgegeben: Die TSV-Verantwortlichen argumentierten, sie hätten ihre gesamte Saison-Vorbereitung auf einen Start in der Hammonia-Staffel, der ihnen bei der Mitte Juni veröffentlichten Klasseneinteilung vom HFV schließlich auch avisiert worden sei, ausgelegt und ihre dortigen Gegner beobachtet ‒ und überzeugten damit den ihnen wohlgesonnenen Spielausschuss. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Nun wird die Landesliga Hammonia mit 17 Teams und die Hansa-Staffel nur mit 15 Mannschaften starten. „Dann müssen wir jetzt wohl Protest einlegen“, sagte der Trainer eines etablierten Hammonia-Staffel-Vertreters sichtlich genervt von der ganzen Thematik.
Dass der HFV-Spielausschuss dem Saseler Protest stattgab, ist, nach einigen unverständlichen Entscheidungen dieser Instanz in der Vergangenheit, durchaus nachvollziehbar. Um einem Verein die Probleme, die durch einen so späten Staffelwechsel entstehen würden, zu ersparen, werden nun allerdings die Spielpläne aller 31 anderen Landesligisten durcheinander gewirbelt ‒ wo ist da die Verhältnismäßigkeit? Für die Hammonia-Staffel muss nun ein komplett neuer Spielplan erstellt werden, statt 30 Spieltagen gibt es hier jetzt 34 Spieltage und über die Abstiegsregelung wird das HFV-Präsidium erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Hierfür müssten erst noch „die Durchführungsbestimmungen geändert werden“, hieß es in der HFV-Mitteilung (siehe unten verlinkten Bericht).
Fakt ist: Sowohl in der Landesliga Hansa als auch in der Hammonia-Staffel hat nun in der Saison 2015/2016 an jedem Spieltag jeweils eine Mannschaft spielfrei. Den Hammonia-Staffel-Teams entstehen durch ein Auswärtsspiel mehr höhere Reisekosten, die Hansa-Staffel-Vertreter haben durch ein Heimspiel weniger geringere Einnahmen. Zudem ist die Belastung der Hammonia-Mannschaften mit 32 Punktspielen ungleich höher als die der Teams aus der Parallelstaffel, die nur 28 Mal um Punkte kämpfen. Der Hansa-Staffel-Vizemeister würde also deutlich ausgeruhter in die Aufstiegsspiele, in denen nach dem Ende der regulären Saison im Sommer 2016 eventuell ein möglicher dritter Aufsteiger in die Oberliga Hamburg ermittelt werden könnte, gehen. Und so wurde aus einem Gefallen ein riesengroßes Problem ...