
25 von 27 möglichen Zählern hatte der ASV Hamburg aus seinen ersten neun Saisonspielen geholt (SportNord berichtete über den guten Saisonstart, siehe unten stehenden Link). In den danach bis zur Winterpause noch anstehenden neun Partien wurden aber „nur“ noch elf weitere Punkte eingefahren. Im Winter gab es beim ASV einen Trainerwechsel: Auf Erdal Katik, der das Traineramt erst im Sommer 2014 übernommen hatte, folgte Ghazi Moustapha, der zuvor als Coach und Team-Manager beim DSC Hanseat (Kreisliga 4) tätig war.
Als der afghanische Klub am Sonntag beim Harburger SC einen 6:0-Kantersieg einfuhr, war das unter Moustaphas Regie der dritte Sieg im vierten Spiel und eine gute Antwort auf die 0:2-Heimpleite, die es eine Woche zuvor im Topspiel gegen den FK Nikola Tesla gesetzt hatte. „Wir hätten eigentlich sogar noch höher gewinnen müssen – ein 8:0 wäre problemlos möglich gewesen“, urteilte Moustapha, der allerdings einschränkend hinzufügte: „Die Platzverhältnisse waren so katastrophal, dass die Partie eigentlich gar nicht hätte ausgetragen werden dürfen!“ Schiedsrichter Hendrik Gerloff (vom TSV Glinde) pfiff die Partie am Rabenstein aber an. Müslüm Teoman Kayin schnürte dann einen Dreierpack (28., 41., 58.); zudem waren Mansoor Ahmadi (11.), Faseehla Kohistani (82.) und Mahmut Armut (85.) erfolgreich. Bemerkenswert war, dass sich Faseehla Kohistani, der nach einer langen Verletzungspause erstmals wieder eingewechselt wurde, auch gleich wieder in die Torschützenliste eintrug. „Das Wichtigste war, dass sich auf diesem Acker kein Spieler verletzt hat“, betonte Moustapha.
Nach seiner Zielsetzung mit dem ASV befragt, entgegnete Moustapha: „Für uns gibt es nur ein Ziel: Den Aufstieg in die Landesliga!“ Den erstmaligen Sprung in die zweithöchste Hamburger Spielklasse hatte der afghanische Verein im Sommer 2014 als Tabellen-Vierter der Bezirksliga Süd knapp verpasst. Damit es in der nun vierten Bezirksliga-Saison in Folge besser läuft, wurde in der Winterpause nicht nur ein neuer Coach verpflichtet, sondern auch Stürmer Ilias Jawan Shir nach einem Jahr Abstinenz zurück an die Snitgerreihe gelotst. Der 24-Jährige hatte sich im Kalenderjahr 2014 zwei Etagen höher bei der TuS Dassendorf versucht, mit der er im Sommer auch Hamburger Meister wurde. Insgesamt stehen nun 19 Einsätze in der Oberliga Hamburg (zwei Tore) in Shirs Vita. „Leider ist Shir momentan noch verletzt – aber in der heißen Endphase der Saison wird er uns noch gut unterstützen können“, ist Moustapha überzeugt. Verletzungsbedingt kann aktuell auch Kapitän Mortaza Naseri nicht auf dem Platz mitwirken – der 34-Jährige unterstützt Moustapha aber bei dessen Trainer-Tätigkeit, genauso wie Präsident Fahim Ahmadi. „Wir tragen als Trio die Verantwortung“, so Moustapha.
Für den Aufstiegsfall kündigte Fahmi Ahmadi übrigens laut Moustapha bereits an, sich aus dem Trainerbereich komplett zurückzuziehen. „Dann würden Naseri und ich die Mannschaft zukünftig alleine betreuen“, so Moustapha, der aber froh ist, dass ihn Ahmadi aktuell noch unterstützt: „Er hat schon viele gegnerische Mannschaften beobachtet, was uns sehr geholfen hat“, so Moustapha, der selbst ebenfalls häufig auf „Gegner-Spionage“ unterwegs ist. „Wir wollen alle Mittel nutzen und nur so können wir es gewährleisten, dass wir unser Team unter der Woche exakt auf unseren nächsten Gegner einstellen können – und das machen wir, unabhängig davon, ob wir gegen ein Spitzen-Team oder eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller spielen“, betonte Moustapha. Auf die Frage, ob er es heute unterschreiben würde, dass seine Mannschaft auch am Saisonende auf dem zweiten Platz steht und an der Aufstiegsrunde zur Landesliga teilnimmt, entgegnete Moustapha selbstbewusst: „Eigentlich wollen wir Meister werden – denn wer erinnert sich in zehn Jahren noch an den Vizemeister? Unsere Spieler sind auf jeden Fall absolut motiviert und in einer guten Verfassung – und wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel ...“
Gefragt, wen er im Titelkampf als die härtesten Konkurrenten sehen würde, nannte Moustapha neben Nikola Tesla auch die SV Este 06/70: „Este hat eine sehr starke Mannschaft und meiner Meinung nach die beste Abwehr der Liga!“ Moustapha weiß, dass sich sein Team vor allem gegen die direkten Konkurrenten keine Punktverluste mehr erlauben darf: „Wir spielen Ende März und im April nacheinander gegen Este, gegen den SV Wilhelmsburg und beim FC Kurdistan Welat – das werden drei harte Spiele. Aber wenn wir da heil durchkommen, haben wir gute Chancen, am Ende ganz oben zu stehen!“ Aber Moustapha warnte seine Schützlinge auch vor dem nächsten Gegner, dem FC Süderelbe II, der am Sonntag, 15. März ab 15 Uhr an der Snitgerreihe vorstellig wird: „Wir dürfen die Reserve von Süderelbe auf gar keinen Fall unterschätzen. Sie hat zuletzt verdient gegen Este gewonnen und insgesamt drei Siege in Folge gefeiert, was vielleicht auch an ein paar Liga-Leihgaben lag – aber wenn wir aufsteigen wollen, müssen wir Süderelbe II schlagen!“