
(Foto-Credit: SC Hansa 11)
Vom Stadtpark auf den Kiez – so ungefähr lautet das Motto für die Spieler, die bis Mitte Mai noch für den VfL 93 Hamburg II aktiv, dann aber am Borgweg vom VfL-Vorstand quasi „vor die Tür gesetzt worden“ waren. Nun haben sie an der Feldstraße eine neue sportliche Heimat gefunden: „Wir haben uns mit der bisherigen zweiten Mannschaft des VfL 93 zusammengetan“, berichtete Andre Kordts, Coach des SC Hansa 11, gegenüber SportNord.
Stand jetzt haben 14 Akteure, die in der vergangenen Saison noch für die Reserve des Stadtpark-Klubs in der Bezirksliga Ost aktiv waren, bei Hansa 11 zugesagt. „Und es gibt noch ein paar weitere Spieler, die sich in den nächsten Wochen das Training bei uns anschauen und danach eine Entscheidung treffen wollen“, erklärte Kordts, der nun vor einem Luxusproblem steht: „Aktuell haben wir über 40 Spieler im Liga-Kader.“ Um diesen XXL-Kader dürfte Kordts von vielen Trainerkollegen, die unter Personalknappheit leiden, beneidet werden. Allerdings bringt er auch Probleme mit sich: „Wir haben entschieden, dass wir mit einem Aufgebot von 32 Spielern in die neue Saison gehen werden – eine noch höhere Zahl würde mit Blick darauf, dass ja auch jeder Einsatzzeit bekommen soll, keinen Sinn ergeben“, erklärte Kordts.
In den vergangenen drei Jahren gab es bei Hansa 11 jeweils einen großen Umbruch, was 2023 zum Abstieg aus der Landesliga und zwölf Monate später zum Verlust der Bezirksliga-Zugehörigkeit führte. Dagegen verließen in diesem Sommer nur sieben Akteure – darunter Keeper Dustin Reddig, der seine Karriere wegen eines Knorpelschadens vierten Grades beenden muss – die Feldstraße. „Unser Trainerteam und der Staff bleiben zusammen, außerdem konnten wir 23 Spieler des bisherigen Kaders halten“, berichtete Kordts, der seine Mannschaft „aber auch gerne noch verstärken“ wollte. Deshalb wurde er hellhörig, als er von der Problematik beim VfL 93 hörte, und schrieb Henoch Förster, der bis zum Mai noch für die Reserve der Stadtpark-Kicker stürmte. „Er hat schnell geantwortet – wir haben offen kommuniziert und klar gesagt, dass wir nicht alle Spieler, sondern nur zwölf bis 13 Mann in unserem Team aufnehmen können“, so Kordts.
Eigentlich war es der klare Wunsch von Förster (39) und seinen Mitstreitern, als Mannschaft geschlossen zu einem anderen Verein zu wechseln. In der Bezirksliga, ihrer bisherigen Spielklasse, seien sie jedoch „nicht fündig geworden“, so Kordts – und auch das Bemühen, geschlossen bei einem Kreisligisten unterzukommen, habe sich „als schwierig erwiesen, auch wenn es zwei, drei Interessenten gab“, wie der Coach verriet. Schließlich wurde in Gesprächen mit den Verantwortlichen von Hansa 11 vereinbart, dass die Spieler, die nicht bei der Liga-Mannschaft unterkommen, in das Reserve-Team – ebenfalls in der Kreisliga aktiv – integriert werden: „Donnerstags trainieren die 1. und 2. Herren immer zusammen mit den Alten Herren auf einem Platz, danach sind die Spieler aller Teams gemeinsam im Klubheim – so bleiben die Jungs vom VfL 93 miteinander in Kontakt“, umschrieb Kordts die Perspektive, die den Ex-Stadtpark-Kickern aufgezeigt wurde.
Dies stieß bei Förster und seinen Mitstreitern ebenso auf offene Ohren wie der Vorschlag, dass sie in der neuen Saison gegenseitig ihre Heimspiele – die Liga-Mannschaft von Hansa 11 kickt freitagabends, die zweite Mannschaft sonntags – besuchen und dies mit einem Dom- oder Kiez-Bummel verbinden können. „Und für viele der Jungs, die jetzt vom VfL zu uns kommen, ist unser Sportplatz entweder fußläufig beziehungsweise mit dem Fahrrad erreichbar, oder sie müssen nur ein, zwei Stationen mit der U-Bahn fahren“, erklärte Kordts. Der 45-Jährige wird nun in den Übungseinheiten dieser Woche sowie in den ersten beiden Testspielen eine „interne Sichtung“ vornehmen. Am Sonnabend, 28. Juni, vor Kordts’ Haustür im Test beim Wedeler TSV (Kreisliga 1) sowie tags darauf beim Farmsener TV (Kreisklasse 5) kämpfen rund 40 Akteure um einen der 32 Plätze im Liga-Kader, von denen drei für Torhüter vorgesehen sind.
Mit Verteidiger Göksel Gök (24), der nach einem Jahr beim Hammonia-Landesligisten FC Eintracht Lokstedt zurückkehrt zu Hansa, sowie Mittelfeldmann Burak Genc (vom TuS Hamburg) und Stürmer David Kuehl (28, SC Victoria Hamburg IV) stehen schon drei weitere externe Neuzugänge fest. Nach der Zielsetzung befragt, machte Kordts keinen Hehl daraus, dass „natürlich der Aufstieg angepeilt“ werde: „Hansa 11 gehört einfach in die Bezirksliga – weiter wollen wir aktuell nicht denken.“ Dass er in seiner Premieren-Saison 2024/2025 als Hansa-Trainer „nur“ Siebter in der Kreisliga 8 geworden war, begründete Kordts neben „einem sagenhaften Verletzungspech“ auch damit, dass das Team im Sommer 2024 nahezu komplett neu formiert worden war. „Daraus folgte, dass sich die Spieler erst einmal finden mussten – diesen Umbruch habe ich etwas unterschätzt“, gab Kordts rückblickend zu.
Nun wurde das Hansa-Team vom Spielausschuss des Hamburger Fußball-Verbandes zwar für die kommende Spielzeit in die Kreisliga 7 versetzt, würde dort aber „auf zahlreiche Bekannte aus der vergangenen Saison treffen“, stellte Kordts fest. Unter anderem kommt es dort zum Platz-Derby gegen den FC St. Pauli V sowie zu Nachbarschaftsduellen mit dem VfL Hammonia II und dem SC Sternschanze II. Die Hansa-Reserve, die zuletzt in der Kreisliga 6 nur knapp dem Abstieg entging, wanderte dafür in die Staffel 8, wo sie unter anderem auf St. Paulis Sechstvertretung, Sternschanze III und Hammonia III trifft. „Unsere zweite Mannschaft will in der Kreisliga nicht länger unten herum krebsen und freut sich deshalb ebenfalls über starke Neuzugänge“, stellte Kordts klar, dass von der Aufnahme der Ex-Spieler des VfL 93 nicht nur sein Team, sondern „der SC Hansa 11 insgesamt sehr profitieren wird“.
(Johannes Speckner)