
„Das ist eine Konzessionsentscheidung!“ Diese von Nico Plocharska, Trainer des Tangstedter SV, während des Kreisliga-Spiels beim FC Union Tornesch II getätigte Äußerung fasste Schiedsrichter-Assistent Matthias M. als „Beleidigung“ auf und drohte Plocharska einen „Verweis“ an. Kurios: Als sich der 35-Jährige Plocharska, der seinen Namen wegen des knappen Kaders auch auf den Spielberichtsbogen eingetragen hatte, für die Schlussphase nach einer Verletzung tatsächlich selbst einwechseln musste, wies ihn der Assistent dann darauf hin, dass er daran denken solle, dass er bereits mit einer Gelben Karte vorbelastet sei. „Dabei war mir keine Gelbe Karte gezeigt, sondern nur ein Verweis angedroht worden“, versicherte Plocharska. Da Plocharska als Ersatzspieler auf dem Spielberichtsbogen stand, hätte er die Gelbe (oder auch die Rote) Karte sehen können. Eine offizielle Gelbe Karte gegen Trainer gibt es noch nicht ‒ der Fußball-Weltverband testet aber im Jugend-Bereich eine entsprechende Regeländerung und Einführung dieser Strafe, die es in anderen Sportarten in einer ähnlichen Form schon gibt. Beim Handball beispielsweise können Gelbe Karten und Zwei-Minuten-Strafen „gegen die Bank“ verhängt werden.
Zurück zum Geschehen im „Torneum“: Laut Plocharska litt „eine zunächst absolut faire Partie“ darunter, dass „der Schiedsrichter zahlreiche Fehlentscheidungen traf und dadurch Hektik aufkam“. Die Tornescher, die zuvor zwei klare Niederlagen kassiert hatten (1:6 gegen Rasensport Uetersen II und 0:4 beim TuS Hemdingen-Bilsen), starteten denkbar schlecht. Als gerade einmal sechs Minuten gespielt waren, leisteten sie sich einen Ballverlust, den die Gäste zum 0:1 nutzten: Ein 16-Meter-Schuss von Julian Schacht zappelte im rechten unteren Eck. Nach einer halben Stunde lag sogar das 0:2 in der Luft, als Union-Torwart Jan Redmann nach einem langen Pass einen Tangstedter foulte; den fälligen Elfmeter von Florian Timm parierte Redmann aber stark.
Dann kippte das Spiel zugunsten der Hausherren, die in der Folge mehrere hochkarätige Torchancen besaßen. Nachdem Maximilian Willmer von rechts perfekt vorbereitet hatte, scheiterte Andre Lübbig, eine von fünf (!) Leihgaben des Tornescher Alt-Herren-Teams, aus fünf Metern (35.). „Unfassbar − aber das ist Fußball“, sagte FCU-Coach Andreas Popko, der eine Minute später jubeln konnte: Nach einer Rechtsflanke zog Atalay Karul aus 16 Metern ab und Oliver Pracht hielt seinen Fuß in den Schuss, der somit unhaltbar für TSV-Torwart Björn Quassdorf im Netz zappelte. Kurz darauf hatte Pracht Pech, dass er nach einem schönen Spielzug und Karuls finalem Pass nur den Pfosten traf (42.). Doch wiederum nur eine Zeigerumdrehung später tanzte Willmer seinen Gegenspieler aus und bediente Pracht, der sich um zwei Tangstedter herumdrehte und zum 2:1 einschob. „Dieses Tor haben wir perfekt herausgespielt“, freute sich Andreas Popko.
Im zweiten Durchgang gab es weitere gute Gelegenheiten für die Heim-Elf. Lübbig gelang immerhin auch das 3:1, als er einen schönen Spielzug über Fabian Behrens und Felix Kühl abschloss (63.). In der Folge verpassten es Karul, der nach einer Rechtsflanke am langen Pfosten zu hoch zielte, und der eigentliche Torwart Björn Schramm, der als Feldspieler eingewechselt worden war, das Ergebnis noch höher zu gestalten. Plocharska und Andreas Popko erklärten unisono, dass die FCU-Reserve „absolut verdient gewonnen“ habe. Andreas Popko dankte zudem den fünf Alt-Herren-Spielern, die in seinem Team aushalfen: „Ohne sie hätten wir zu diesem Spiel nicht antreten können.“
Leider gab es aber auch nach dem Abpfiff noch eine unschöne Szene: Einige Union-Akteure sollen sich bei Schiedsrichter Marek Niclas M. beschwert haben, dass es eine Kopfnuss eines Tangstedters gegeben habe. Kurios: Obwohl der Referee selbst wohl keine Tätlichkeit gesehen hatte, forderte er Plocharska auf, den „Täter“ zu benennen. „Er hat uns auch angedroht, dass er einen Sonderbericht verfasst“, so Plocharska, der seine Sicht der Dinge wie folgt schilderte: „Es gab keine Kopfnuss, sondern einer unserer Spieler hat sich, als ihm ein Tornescher in den Hoden gekniffen hat, vor Schmerzen nach vorne gebeugt.“ Via facebook dementierten die Verantwortlichen der Union-Reserve die besagte Kneif-Attacke; die Tangstedter erhielten derweil wegen der Kopfnuss für Mittwoch, 12. September, eine Vorladung vor das HFV-Sportgericht ...