Aktuell: Fünf Fragezeichen im Lizenz-Chaos


Wie SportNord bereits berichtete, hat der FC St. Pauli II vor den beiden letzten Spieltagen in der Regionalliga Nord von den fünf Teams, die noch um den sportlichen Klassenerhalt zittern müssen, als Vorletzter die schlechteste Ausgangsposition (siehe unten stehenden Link). Möglicherweise genügt der Reserve des Kiez-Klubs aber auch schon der 15., 16. oder sogar der jetzige 17. Platz zum Verbleib in der Regionalliga ...


Momentan gibt es im Lizenz-Chaos jedenfalls fünf Teams, hinter deren zukünftiger Spielklasse noch ein großes Fragezeichen steht:


DSC Arminia Bielefeld

Der westfälische Traditionsverein, der die Zweite Bundesliga als Tabellen-Siebter abschloss, muss bis Freitag, 4. Juni, insgesamt 10,5 Millionen Euro aufbringen, um von der Deutschen Fußball-Liga die Lizenz für die kommende Zweitliga-Saison zu erhalten. Bereits im Frühjahr 2010 war der letztjährige Erstliga-Absteiger von der DFL wegen Verstößen gegen die Lizenzierungsauflagen zu einem Vier-Punkte-Abzug und einer Geldstrafe verurteilt worden. Sollten die Bielefelder die 10,5 Millionen Euro nun nicht rechtzeitig aufbringen können, droht wohl nicht nur der Sturz in die Dritte Liga, sondern in die Regionalliga West oder in die Nordrhein-Westfalen-Liga (fünfthöchste Spielklasse). Die Arminia-Reserve ist in jener NRW-Liga momentan Tabellen-Zweiter, könnte als Vizemeister den Direkt-Aufstieg in die Regionalliga West schaffen und damit den Absturz der Bielefelder in die totale Bedeutungslosigkeit verhindern ...


FC Carl Zeiss Jena

Der Traditionsverein aus Thüringen muss bis zum Donnerstag, 3. Juni eine Summe von 1,5 Millionen Euro aufbringen, um vom Deutschen Fußball-Bund die Lizenz für die kommende Drittliga-Saison zu bekommen. Gelingt dies nicht, droht dem FC Carl Zeiss der Sturz in die Regionalliga oder die Oberliga Nordost-Süd (fünfthöchste Spielklasse), in der die Zweite Mannschaft der Jenaer momentan Tabellen-Dritter ist. Ärgerlich aus Carl Zeiss-Sicht: Als Tabellen-Fünfter der Dritten Liga wurde zuletzt nicht nur der Aufstieg in die Zweite Liga, sondern auch die Qualifikation für die Erste Runde des DFB-Vereinspokals der nächsten Saison (dafür hätte Platz vier erreicht werden müssen) und eine dadurch garantierte Einnahme von 150.000 Euro verpasst. CZ-Präsident Hartmut Beyer erklärte zwar unlängst, bereits die Hälfte der nötigen Summe zusammen zu haben – dies könnte aber auch nur Taktik sein, um weitere potentielle Geldgeber aus der Reserve zu locken ...


SSV Jahn 2000 Regensburg

Sportlich schaffte Jahn Regensburg als Tabellen-16. den Klassenerhalt in der Dritten Liga – allerdings halten sich hartnäckig Gerüchte, dass die Oberpfälzer gehörige Probleme haben werden, vom DFB für die kommende Saison eine Drittliga-Lizenz zu erhalten. Der Jahn-Vorstand gab dazu am 27. April 2010 auf der vereinseigenen Internet-Seite bekannt: „Der erste Zwischenbescheid des DFB hinsichtlich der Lizenzierung für die Spielzeit 2010/11 ist ohne größere Auflagen eingegangen. Für den Erhalt der Lizenz muss von der SSV Jahn 2000 Regensburg GmbH & Co KGaA der übliche Nachweis der Sponsorenverträge sowie im ersten Halbjahr der Nachweis des Zahlungseingangs eines Teils der Sponsorengelder geführt werden. Die Verantwortlichen zeigen sich zuversichtlich, dass dies in der Kürze der Zeit machbar sein wird.“ Eine weitere Mitteilung zu diesem Thema gab es bisher nicht – man darf gespannt sein, wie es in Ostbayern weiter geht ...


FC Hansa Rostock II

Nachdem am Montag die Erste Mannschaft der Mecklenburger als Drittletzter aus der Zweiten Bundesliga abstieg (nach der 0:1-Hinspiel-Niederlage wurde das Relegations-Rückspiel gegen den Drittliga-Dritten FC Ingolstadt 04 in der heimischen DKB-Arena mit 0:2 verloren, der einst beim FC St. Pauli aktive Fabian Gerber traf dabei doppelt), muss auf der „Hansa-Kogge“ ein strikter Spar-Kurs her. Um überhaupt die Drittliga-Lizenz vom DFB zu erhalten, müssen die Ostseestädter noch einige Bedingungen erfüllen. Eine Zweite Mannschaft in der Regionalliga wollen sich die Rostocker wohl nicht mehr leisten – einige Hansa-Verantwortliche kündigten jedenfalls an, dass ihr Reserve-Team in der kommenden Saison in der Oberliga Nordost-Nord antreten solle. Bitter für das Team um Trainer Axel Rietentiet, das den sportlichen Klassenerhalt dank einer guten Rückrunde (bisher sieben Siege, vier Unentschieden und nur vier Niederlagen) als Tabellen-Zwölfter bereits sicher hat!

Allerdings: Sollte Arminia Bielefeld tatsächlich keine Zweitliga-Lizenz erhalten, würde der FC Hansa in der Zweiten Liga bleiben – und dann würde die Rostocker Reserve auch in der Regionalliga Nord bleiben ...


Tennis Borussia Berlin

Sportlich hat Tennis Borussia den Klassenerhalt als Tabellen-14., jeweils nur einen Platz und Punkt über dem ersten Abstiegsrang liegend, noch längst nicht sicher. Noch schlimmer aus Sicht der Berliner: Bis zum Freitag, 4. Juni, muss der Hauptstadt-Klub eine halbe Million Euro auftreiben – andernfalls erhält er vom DFB keine Regionalliga-Lizenz und muss nach nur einem Jahr wieder in die Oberliga Nordost-Nord absteigen. Der im Frühjahr als Sportdirektor verpflichtete Werner Lorant konnte bisher noch keine Sponsoren ins Mommsenstadion locken. Zuletzt führte TB-Vorstandschef Mario Weinkauf Gespräche mit potenziellen Investoren aus Ajman, dem kleinsten arabischen Emirat. Mit einem dubiosen Hauptsponsor, der in diesem Emirat seinen Hauptsitz hatte, sammelte bereits der mittlerweile in der Zweiten Bundesliga spielende Stadt-Rivale 1. FC Union Berlin unangenehme Erfahrungen – wie wird es nun bei Tennis Borussia ausgehen?


Fakt ist: Sollte sich Hansa Rostock II aus der Regionalliga Nord zurückziehen und Tennis Borussia Berlin zwar den sportlichen Klassenerhalt schaffen, aber keine Regionalliga-Lizenz erhalten, würden auch der Viert- und Drittletzte des Abschlussklassements der Regionalliga Nord, die sportlich eigentlich absteigen müssten, den Klassenerhalt schaffen. Auch, wenn die KSV Holstein Kiel, die als Vorletzter der Dritten Liga eigentlich in die Regionalliga Nord absteigen müsste, beispielsweise durch Lizenz-Entzüge für Carl Zeiss Jena und Jann Regensburg doch noch in der Dritten Liga bleiben sollte, würde es in der Regionalliga Nord einen Absteiger weniger geben – in der für die sportlichen Absteiger der Regionalliga Nord besten Konstellation könnte also sogar noch der Vorletzte den Klassenerhalt am „Grünen Tisch“ bejubeln. Und zuletzt gab es Gerüchte, dass es beim Rang-Elften ZFC Meuselwitz ebenfalls Gedanken an einen Rückzug aus der Regionalliga Nord geben soll ...


(JSp)

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