
„Seitdem ich das Traineramt beim SC Cosmos Wedel übernommen habe, setzen wir klar auf Offensiv-Fußball“, erklärte Andree Otto. Dies hatte zur Folge, dass die „Cosmonauten“ die Hinrunde in der Kreisliga 7 mit einem Torverhältnis von 61:34 abschlossen ‒ nachdem es für sie am Freitagabend ein 5:5-Unentschieden beim Heidgrabener SV II gegeben hatte. „Für uns fühlt sich das Ergebnis allerdings nach einer Niederlage an“, sagte Otto mit Verweis darauf, dass sich seine Schützlinge viermal einen Zwei-Tore-Vorsprung herausgeschossen , diesen aber nicht gehalten hatten. So bedrückt die Stimmung bei den Wedelern war, so positiv war sie bei den Heidgrabenern: „Für uns ist das ein gewonnener Punkt“, erklärte HSV-Coach Frank Rockel, der „beeindruckt“ davon war, wie sein Team zum Abschluss der ersten Halbserie „immer wieder neue Rückschläge weggesteckt hat“.
Die Partie begann denkbar schlecht für die Hausherren, die bereits in der dritten Minute ein Gegentor kassierten: Nach einem Eckstoß von Felix Mühlich schob Felix Loyal am langen Pfosten zum 0:1 ein. Nur drei weitere Zeigerumdrehungen später verwandelte Mühlich einen Eckstoß direkt ‒ der Ball sprang vom langen Innenpfosten zum 0:2 in das Netz. „Danach haben wir uns kurz geschüttelt, dann aber spielerisch die richtige Antwort gefunden“, berichtete Frank Rockel. So passte Lasse Leowald nach einem schönen Spielzug zu Ben Dieckmann, der zum 1:2 einschob (19. Minute). Dann ließ sich die Heim-Elf aber erneut nach einem ruhenden Ball düpieren: Ein Einwurf rutschte über den Kopf eines Heidgrabeners hinweg und gelangte zu Joe Lorenzo Kehde, der das 1:3 erzielte (23.). Kurz vor der Pause funktionierte das Zusammenspiel der beiden am ersten HSV-Tor beteiligten Akteure auch andersherum: Nach Dieckmanns Pass verkürzte Leowald zum 2:3-Pausenstand (41.).
„In der Kabine haben wir uns viel vorgenommen, zumal wir schon in der ersten Halbzeit ein klares Chancen-Plus hatten“, erklärte Frank Rockel. Für Ernüchterung bei den Hausherren sorgte erneut der überragende „Cosmonaut“ Mühlich, der einen Freistoß so exakt in den Winkel zimmerte, dass HSV-Torwart Luc-Willi Weber-Klüver (vertrat den erkrankt fehlenden Stammkeeper Yannik Ersahin) keine Abwehrchance hatte (53.). Die HSV-Reserve antwortete mit einem weiteren schönen Spielzug, den Jan Aufgebauer zum 3:4 nutzte (61.). Dann entschied Schiedsrichter Dominik Ronke (vom SV Rugenbergen) auf Foulelfmeter für die Gäste, was laut Frank Rockel „diskutabel“ war ‒ und Mühlich verwandelte zum 3:5 (66.). Doch auch auf den vierten Zwei-Tore-Rückstand des Abends ließen die Heidgrabener den Anschlusstreffer folgen: Leowald tankte sich schön durch und sorgte mit dem 4:5 (73.) für eine spannende Schlussphase.
In dieser hatte Dieckmann, dem Ronke ein laut Frank Rockel „reguläres Tor“ wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt hatte, Pech, dass seine Kopfball-Bogenlampe knapp über die Latte ging (80.). Kurz darauf wollte Aufgebauer von rechts eigentlich in die Mitte flanken ‒ doch der Ball rutschte ihm so ab, dass er immer länger wurde und zum 5:5 im linken Eck einschlug (83.). „Am Ende hätten wir sogar noch gewinnen können“, sagte Frank Rockel mit Verweis auf „einige Halbchancen“. Die beste vergab sein Sohn Joshua Rockel, der nach einem Eckstoß knapp über die Latte köpfte ‒ direkt danach ertönte der Schlusspfiff. „Meine Jungs haben eine überragende Moral bewiesen“, war Frank Rockel voll des Lobes. Während Michael Zibull, der sich als Obmann des Bezirksschiedsrichter-Ausschusses Pinneberg als Beobachter eifrig Notizen machte, überlegte, was er Ronke nun sagen solle, urteilte Otto: „Fünf Tore in der Fremde sollten eigentlich für einen Sieg genügen.“