Oberliga: „Der FC Teutonia 05 wird die Liga halten“

Gibt seit dem Beginn der Saisonvorbereitung im Team-Kreis des FC Teutonia 05 den Ton an: Trainer Mehdi Saeedi-Madani.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

„Außer dem Zeugwart“, wie Mehdi Saeedi-Madani anführte, ist beim FC Teutonia 05 kein Verantwortlicher und kein Spieler mehr aus der Mannschaft aktiv, die in den vergangenen fünf Jahren in der Regionalliga Nord am Ball war. Saeedi-Madani, der in der Vorsaison den Eimsbütteler TV II zum Aufstieg in die Landesliga führte, wurde Mitte März von der Führung des Kreuzkirchen-Klubs als neuer Coach für die Serie 2025/2026 präsentiert.

Im Interview mit SportNord sprach der Inhaber der UEFA-A-Lizenz über seine neue Aufgabe, die Zielsetzung sowie Parallelen und Unterschiede zu seinem Ex-Klub ETV ...

 

SportNord: Wie schwer ist es Ihnen gefallen, den Eimsbütteler TV II nach der nahezu perfekten Saison 2024/2025 in der Bezirksliga Nord zu verlassen?
Mehdi Saeedi-Madani: „Mir ist der Abschied sehr leicht gefallen, weil ich zwölf Jahre beim ETV tätig war: Zehn Jahre im U17- und U19-Bereich, die letzten beiden Jahre dann bei der U23. Wir haben dort gemeinsam wirklich etwas Großartiges aufgebaut – mehr geht nicht. Und nachdem sich schon Jasper Hölscher und einige Trainer verabschiedet hatten, war es nun auch für mich an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Ich bin froh, dass das mit dem FC Teutonia 05 geklappt hat. Beim ETV bleibt das, was wir auf die Beine gestellt haben. Und ich bin davon überzeugt, dass die jetzt dort tätigen Personen den Weg weiter beschreiten werden. Da meine Söhne noch bei der U9 und U15 des ETV spielen, werde ich weiterhin regelmäßig am Lokstedter Steindamm sein. Es war also wirklich kein schmerzhafter Abschied.“

SportNord: Mussten Sie, als die Anfrage des FC Teutonia 05 kam, lange überlegen? Oder war Ihnen sofort klar, dass Sie die Aufgabe übernehmen?
Saeedi-Madani: „Ich wollte gerne bei einem Verein einsteigen, dessen Verantwortliche ihren Fokus auf die eigene Jugendabteilung und die Entwicklung junger Spieler legen, um eine schlagkräftige Truppe für den Herrenbereich auf die Beine zu stellen. Und ich habe das Gefühl, dass dies beim FC Teutonia 05 der Fall ist, nachdem hier ein Umdenken stattgefunden hat. Genauso ein Umdenken gab es damals auch beim ETV: Auch als Reaktion darauf, dass sich nach dem Pokalsieg die ganze Liga-Mannschaft verabschiedet hatte, wurde ein neues Jugendkonzept erstellt und fortan mit Leben gefüllt. Den Weg möchte ich nun auch beim FC Teutonia 05 gehen und als Stadtteilverein möglichst viele Eigengewächse im Herren-Bereich einbauen.“

SportNord: Aus der bisherigen Regionalliga-Mannschaft ist niemand geblieben. Wie sind Sie die Aufgabe angegangen, ein komplett neues Team zusammenstellen zu müssen?
Saeedi-Madani: „Doch, der Zeugwart ist geblieben (lacht). Nein, im Ernst: Ich habe innerhalb von vier Wochen 80 bis 90 Einzelgespräche mit Spielern geführt, von denen ich einen Großteil schon in der Vergangenheit trainiert habe. Diese Jungs wissen, wie ich denke – es sind aber auch ein paar Spieler dazugekommen, die sich von sich aus gemeldet haben. Viele unserer Spieler verfügen schon über Oberliga-Erfahrung und sind zwischen 20 und 26 Jahren alt; wir haben aber auch einige erfahren, die 27 bis 29 sind, einen 31-Jährigen sowie auch ein paar Talente der Jahrgänge 2005 und 2006 im Kader. Unter dem Strich haben wir eine gute Mischung und mit einem Altersschnitt von knapp 23 ein sehr junges Team. Aber genau das will ich ja: Auf Jugendlich setzen, die Bock und Ambitionen haben.“

SportNord: Konnten Sie die potenziellen Neuzugänge auch mit monetären Anreizen locken, oder gibt es bei Teutonia nach den „fetten Jahren“ in der Regionalliga inzwischen gar kein Geld mehr zu verdienen?
Saeedi-Madani: „Wir können unseren Spielern eine kleine Aufwandsentschädigung bieten – aber das ist nicht der Rede wert, was hier bezahlt wird. Die Jungs, die zu uns gekommen sind, wollen ihre Chance nutzen, sich in der Oberliga zu beweisen, und können dabei auch auf viel Spielzeit hoffen. Denn ich bin kein Fan von einem 38-Mann-Kader, das finde ich auch den Spielern gegenüber nicht fair. Wir haben jetzt 25 Spieler in unserem Team, denen ich versprechen kann, dass sie viel Spielzeit bekommen werden. Und natürlich arbeiten wir auch eng zusammen mit unseren 2. Herren, die eine U23-Mannschaft werden sollen. Auch da wollen wir ähnliche Wege gehen, wie sie beim ETV eingeschlagen worden sind.“

SportNord: Vielerorts gilt der FC Teutonia 05 als Abstiegskandidat Nummer eins. Was entgegnen Sie diesen Kritikern und was trauen Sie Ihrem Team zu?
Saeedi-Madani: „Wir werden die Liga halten! Wir haben zwar keine großen Namen in unserer Mannschaft, aber wir haben eine Mannschaft. Für das, was in der Vergangenheit passiert ist, kann keiner von uns etwas. Wir haben schon in mehreren Testspielen gezeigt, dass wir mit Oberligisten mithalten können, und auch gegen den SC VW Billstedt 04 eine passable erste Halbzeit gespielt – darauf können wir aufbauen. Letztlich wird Fußball auf dem Platz gespielt: Da sind wir gut und ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Inhalt Gegner schlagen können. In den nächsten Wochen schauen wir von Spiel zu Spiel und hoffen auf stetige Verbesserungen.“

SportNord: Haben Sie einen bestimmten Tabellenplatz als Ziel ausgegeben oder zumindest im Blick?
Saeedi-Madani: „Nein, das haben wir ganz bewusst nicht gemacht. Wir wissen, dass es einige Widerstände gibt: Wir sind ein neu formiertes Team, mit der Oberliga betreten einige Akteure Neuland. Deshalb sollen sie lernen, damit umzugehen, und sie dürfen auch Dinge falsch machen. Wir geben unseren Spielern die Chance, Fehler zu machen, das ist ausdrücklich erlaubt. Ich bin überzeugt davon, dass uns in zwei, drei Monaten vieles leichter fallen und von alleine gehen wird. Und dabei geht es uns nicht um Tabellenplätze, sondern um die Spielkultur, die wir versuchen wollen, zu etablieren.“

SportNord: Was wollen Sie mittelfristig mit dem FC Teutonia 05 erreichen?
Saeedi-Madani: „Ich möchte gerne Einfluss auf die Jugendarbeit nehmen – dafür muss ich aber erst einmal richtig im Verein ‚ankommen‘. Aktuell sind in unserem Nachwuchsbereich viele Kollegen tätig, die schon sehr gute Arbeit leisten. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass da immer noch mehr geht und wir gemeinsam noch mehr erreichen können. Denn es ist ganz klar, dass alles über die Jugend läuft, darauf muss und wird unser Fokus liegen – und hier möchte ich den Verein gerne dabei unterstützen, den nächsten Schritt zu vollziehen, damit wir in vier, fünf Jahren Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich hochziehen können und sie bereit dafür sind, in der höchsten Herren-Liga der Stadt zu spielen.“

SportNord: Die ETV-Herren sind, vornehmlich mit Talenten aus der eigenen Jugend, im Juni 2023 in die Regionalliga aufgestiegen. Könnte das irgendwann auch für Teutonia 05 ein Thema werden?
Saeedi-Madani: „Wir dürfen Eines nicht vergessen: Der ETV-Weg hat zehn Jahre gedauert. Und wir hatten damals in Eimsbüttel eine komplett andere Konstellation. Wir haben damals alles auf Null gestellt und uns mit Loic Fave sowie Jasper Hölscher sehr viel Zeit gelassen. Das war wirklich ein langer Weg. Ob er hier auch funktioniert, wird sich zeigen – aber wir wollen auf jeden Fall unseren Weg gehen. Ein Vorteil beim FC Teutonia 05 ist, dass es sich hier um einen Fußball-Club handelt, das macht vieles einfacher als in einem Mehrsparten-Verein wie dem ETV. Und ich habe auf jeden Fall richtig Bock darauf, hier zusammen mit meinen Mitstreitern etwas Großartiges zu entwickeln.“

Interview: Johannes Speckner

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