Oddset-Pokal: Buchholz siegt nach Anlaufproblemen am Ende klar


Als einziger Aktiver des Hetlinger MTV (Kreisliga 7) schnupperte Ishmael Brown bereits den Duft der großen, weiten Fußballwelt: Der Verteidiger traf dabei auch mehrmals auf den TSV Buchholz 08 und war unter anderem für den FC Bergedorf 85 aktiv, wo er in der Saison 2011/2012 auch mit Andreas Metzler zusammenspielte. „Wir haben uns vor der Partie begrüßt“, sagte der 34-Jährige Brown, für dessen ausnahmslos jüngere Mitspieler das am Dienstagabend anstehende Oddset-Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger Oberligisten Buchholz 08, für den inzwischen auch Metzler aktiv ist, dagegen wohl das „größte Pflichtspiel ihrer bisherigen Karriere“ war. „Ein Spiel für die Ewigkeit ‒ mit Herzblut und Leidenschaft zum Sieg! Nur der HMTV“ stand auf Zetteln, die die Zuschauer, die vor der Multifunktionstribüne Ost standen, zum Einlaufen der Teams präsentierten.

Dass die Partie überhaupt im Hetlinger Deichstadion stattfand, war durchaus überraschend ‒ nachdem sie dort im Herbst 2017 zweimal ausgefallen war, hatte der Hamburger Fußball-Verband den HMTV-Verantwortlichen auferlegt, einen Kunstrasenplatz als Ausweichspielstätte zu benennen, falls am Dienstag in Hetlingen erneut nicht gespielt werden könne. „Zahlreiche fleißige Helfer haben aber natürlich alles dafür getan, dass wir unser Heimrecht wahrnehmen können“, betonte HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse. Schiedsrichter Janik Möller (von der SV Lieth) erklärte den Platz auch für bespielbar, obwohl er an einigen Stellen hart gefroren war. Bei den Buchholzer Verantwortlichen stieß dies auf wenig Verständnis ‒ sie erklärten, sie würden „nur unter Protest antreten“. Dazu sagte HMTV-Trainer Marc Zippel: „Sollten die Buchholzer den Oddset-Pokal gewinnen und in der Ersten Runde des DFB-Pokals einen drei Klassen höher spielenden Gegner, in ihrem Fall also einen Zweitligisten, empfangen, würden sie sicher auch alles dafür tun, in der Otto-Koch-Kampfbahn spielen zu können, und nicht beispielsweise nach Harburg ausweichen zu müssen ... Und ich fand, dass unser Platz für diese Jahreszeit relativ weich und ordentlich bespielbar war.“

In der Anfangsphase waren die Gäste dominant und kamen nach Eckstößen auch zu ersten Chancen. So zielte Baris Schulze aus 20 Metern nur knapp vorbei (12. Minute). In der Folge verteidigten die Hausherren aber hervorragend und kamen in der 41. Minute selbst zum ersten aussichtsreichen Angriff − für eine Rechtsflanke von Milan Adamovic fand sich aber kein Abnehmer. Im direkten Gegenzug klärte der Hetlinger Jesse Plüschau eine halbhohe Linksflanke der Gäste vor dem Buchholzer Niklas Jonas. „Ich habe den Ball weggeschlagen, ehe mein Gegenspieler sich in mich hinein gedreht hat und zu Boden gegangen ist“, schilderte der Hetlinger die Situation. Möller, der gute Sicht auf den „Tatort“ hatte, ließ erst weiter spielen, entschied dann aber nach Intervention seines vom Geschehen weit entfernt stehenden Assistenten auf Elfmeter. Diesen verwandelte Andreas Metzler zum 0:1-Pausenstand in das linke Eck (43.) und dieser Treffer sorgte für spürbare Erleichterung in den Reihen des Fünftligisten.

Im zweiten Durchgang dauerte es aber nur handgestoppte 77 Sekunden, bis der Ausgleich gelang. Nach einem langen Pass von Adnan Kubat startete Maximilian Wichern auf der rechten Seite aus zugegeben abseitsverdächtiger Position und zögerte zunächst beim Abschluss, woraufhin ihn zwei Buchholzer einholten und die Chance schon vertan schien ‒ doch dann schoss Wichern am herausstürzenden 08-Keeper Kennett-Julian Wentzien vorbei zum 1:1 in die lange Ecke ein − der Jubel im Deichstadion kannte keine Grenzen. Doch nur neun Minuten später ging der Favorit wieder in Front: Nach einem Eckstoß, den Brown per Kopf geklärt hatte, nahm Schulze den Ball aus 25 Metern mit vollem Risiko direkt und jagte ihn in hohem Bogen an die Unterkante der Latte, von wo aus er zum 1:2 in das Netz sprang. „Diesen Schuss hätte nicht einmal Manuel Neuer pariert“, lautete das Fazit der Hetlinger Ersatzspieler, während sich Michael Kirmse ärgerte: „Schade, dass wir den ausgeglichenen Spielstand nicht etwas länger halten konnten.“

Nur vier weitere Minuten später fiel dann die Vorentscheidung: Nach einem Freistoß, den der Buchholzer Julian Kühn fast von der rechten Eckfahne auf den langen Pfosten schlug, verschätzte sich Brown und Jonas köpfte zum 1:3 ein. In der 75. Minute zeigte Möller erneut auf den ominösen Punkt, weil Jan-Niklas Schulga von Brown gefoult worden sein soll. „Ich bin hochgesprungen und habe nur den Ball gesehen“, verteidigte sich Brown und fügte süffisant hinzu: „Wenn ich den Buchholzer wirklich mit meinem Ellenbogen getroffen hätte, würde er jetzt im Krankenhaus liegen.“ Fakt ist: Kühn jagte den Strafstoß oben rechts zum 1:4 unter die Latte. Kurz vor Ultimo wollte Möller bei einem von Jesse Plüschau klar gewonnenen Luftkampf ebenfalls ein Foul gesehen haben und entschied auf Freistoß für die Gäste; in dessen Folge traf Cedric Fuß nach einem Querpass von der rechten Seite aus Nahdistanz zum 1:5-Endstand (86.). Es steht außer Zweifel, dass die Buchholzer, die deutlich mehr nach vorne spielten als die Hausherren, am Ende verdient gewannen ‒ durch das zweifelhafte Zustandekommen gleich mehrerer Gäste-Treffer fiel das Ergebnis aber nicht nur zu hoch aus, sondern es bekam auch einen faden Beigeschmack.

Marc Zippel nannte „beide Elfmeter lächerlich“ und stellte fest, es sei „aus Sicht der Buchholzer bitter, dass sie ein Geschenk des Schiedsrichters zum Führungstor benötigten und der Referee auch bei zwei weiteren Treffern entscheidend beteiligt war“. Zur Leistung seiner Mannschaft sagte der HMTV-Trainer: „Ich bin stolz auf mein Team, das als Kreisligist mit viel Herzblut und Leidenschaft einem starken Gegner lange Paroli geboten hat.“ Dennoch war für die Hetlinger so, wie schon am 31. Oktober 2017 für den SV Hörnerkirchen (Kreisliga 8), das Achtelfinale die Endstation. so dass im Viertelfinale kein Kreisligist mehr vertreten ist. Die Buchholzer gastieren in der Runde der letzten acht Mannschaften beim Hamburger Serienmeister TuS Dassendorf. Kurioserweise ist diese Partie im DFB-Net noch immer für Sonnabend, 9. Dezember 2017 angesetzt ‒ die HFV-Verantwortlichen werden aber sicher zeitnah eine korrigierte Ansetzung vornehmen.

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