Aktuell: Blau-Weiß Berlin mit Protest gegen Pokal-Reduzierung

Zwei Tage, nachdem Borussia Dortmund das DFB-Pokal-Endspiel gegen RasenBallsport Leipzig mit 4:1 gewonnen hatte, fand am Sonnabend in der Bundeshauptstadt wieder ein Pokalspiel statt. Der nach dem Saison-Abbruch in der Regionalliga Nordost zu deren Meister erklärte FC Viktoria 1898 Berlin schlug seinen bisherigen Klassen-Rivalen Tennis Borussia Berlin mit 3:0 und qualifizierte sich damit für das Halbfinale des AOK-Pokals. In ihrem Verbandspokal wollen die Verantwortlichen des Berliner Fußball-Verbandes durch die Verringerung der Teilnehmer auf die noch im Wettbewerb vertretenen Regionalligisten im Rahmen des „Finaltags der Amateure“ am Sonnabend, 29. Mai den Pokalsieger und DFB-Pokal-Starter der kommenden Serie ermitteln.

Dies missfiel den Verantwortlichen der SpVg Blau-Weiß Berlin, die in der Oberliga Nordost-Nord nur eine Etage unter den Regionalligisten um Punkte kämpft. Die Verantwortlichen des Klubs aus Berlin-Marienborn legten, ermutigt von einem Urteil des Sportgerichts des Thüringer Fußball-Verbandes (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), Protest gegen die Reduzierung des Pokal-Teilnehmerfeldes auf die Viertligisten ein.


Diesen Schritt kommentierten die Offiziellen des Berliner Fußball-Verbandes wie folgt:

„Ein Oberligist hat Einspruch gegen die Beiratsentscheidung eingelegt, den Wettbewerb nur mit den fünf Regionalligisten zu Ende zu spielen.

Das Sportgericht des Berliner Fußball-Verbandes hat das Präsidium am heutigen Freitag aufgefordert, innerhalb der nächsten sieben Tage eine Stellungnahme einzureichen. In einer Abstimmung des Spielausschusses wurde entschieden, dass angesetzte Viertelfinale am Samstag, den 15. Mai 2021 zwischen dem FC Viktoria 1889 Berlin und Tennis Borussia planmäßig stattfinden zulassen. Dieses wird darin begründet, dass die Senatsverwaltung für Inneres und Sport den Oberligisten und dem Berliner Fußball-Verband mehrmals schriftlich dargelegt hat, dass die Vereine der Oberliga keine Trainings- und Spielerlaubnis erhalten.

Die vom BFV-Beirat bestätigte Beschlussvorlage sieht vor, dass der seit November 2020 unterbrochene Wettbewerb unter den fünf verbliebenen Regionalligisten BFC Dynamo, Berliner AK 07, VSG Altglienicke, Viktoria Berlin und Tennis Borussia Berlin ausgespielt wird. Alle anderen Vereine sollen für den Verzicht auf die weitere Beteiligung in angemessener Höhe entschädigt werden. Der Spielausschuss des BFV hatte den weiteren Ablauf im AOK-Landespokal mit den 32 im Wettbewerb verbliebenen Klubs zuvor in mehreren Videokonferenzen abgestimmt. In den Gesprächen waren alle beteiligten Vereine zu der mehrheitlichen Übereinkunft gekommen.

Joachim Gaertner, Präsidialmitglied Spielbetrieb im Berliner Fußball-Verband, sagt: „In allen Gesprächen mit den verbleibenden 32 Pokalmannschaften war stets der gemeinsame Nenner, dass Berlin am 29. Mai 2021 am Finaltag der Amateure teilnehmen soll. So sehr ich die persönlichen Interessen des Beschwerdeführers nachvollziehen kann, so fehlt mir gleichzeitig der Blick für das allgemeine Interesse des Berliner Amateurfußballs. Die Senatsverwaltung hat eindeutig festgelegt, dass die Teams unterhalb der Regionalliga keine Trainings- und Spielerlaubnis erhalten. Das kann man kritisieren, die Fakten kann jedoch der Beschwerdeführer nicht ausblenden. Insofern hoffe ich sehr, dass das Sportgericht die Rechtsposition des Spielausschusses bestätigt und der Zeitplan für die vier verbleibenden Pokalspiele nicht in Frage gestellt wird.“


Die Entscheidungsträger von Blau-Weiß Berlin stellten ihre Sicht der Dinge ebenfalls via facebook wie folgt dar:

„AOK-Landespokal nur für “Auserwählte”?

Reaktion auf die aktuelle Mitteilung des BFV

Unsere Sichtweise zu dem Einspruch gegen den vom Berliner Fußball Verband (BFV) beschlossenen Modus zur Fortsetzung des AOK-Landespokals.

Unser Präsidium um Michael Meister hat am Montagabend entschieden, den Beschluss des Beirats des Berliner Fußball-Verbands (BFV) vom 4. Mai 2021 vor dem Sportgericht des BFV anzufechten.

Der Einspruch richtet sich gegen die Beiratsentscheidung, den Berliner Landespokal der Amateure ausschließlich mit den fünf Berliner Regionalligisten zu Ende spielen zu wollen. Entgegen der heutigen BFV-Pressemitteilung wurde diese Entscheidung, die der BFV in Absprache mit der Senatsverwaltung für Inneres und Sport getroffen hat, nicht damit begründet, dass die Berliner Fußballvereine unterhalb der Regionalliga keine Trainings- und Spielerlaubnis haben, sondern vielmehr damit, dass nur die Regionalliga-Mannschaften überwiegend „Berufssportler“ in ihren Kadern hätten, was Fußballspiele unter den Bedingungen der aktuellen Corona-Verordnungslage im Land Berlin ausnahmsweise erlaube.

Aus unserer Sicht ist diese Begründung in doppelter Hinsicht ein Schlag ins Kontor des Berliner Amateursports:

Der besondere Reiz des Landespokals, dass sich die Davids gegen Goliaths in diesem Wettbewerb, dessen Sieger sich für den DFB-Pokal qualifiziert, mit viel Willen und Kampf durchsetzen können, wird durch den von Anfang an vom BFV präferierten Plan vollkommen ignoriert.

Die Bevorzugung der Regionalliga-Mannschaften, die übrigens lediglich für die geplanten vier Pokalspiele eine Sonderspielgenehmigung erhalten würden, schließlich wurde die Regionalliga-Saison des NOFV im April abgebrochen, so dass es aktuell keine Spiel-, sondern lediglich Trainingserlaubnisse gibt, ist sachlich nicht zu rechtfertigen.

In einem durchlässigen und offenen Ligasystem sind die in den jeweiligen Vereinen vorhandenen Strukturen, insbesondere auch die Spieleretats, nicht gleichförmig. Ob ein Oberligist am Ende mehr Spieler unter Vertrag hat, die ihren Lebensunterhalt überwiegend durch den Fußballsport verdienen als ein Regionalligist, also definitionsgemäß „Berufssportler“ sind, ist meistens von den sportlichen Ambitionen der Vereinssponsoren und Mäzene abhängig. Eine entsprechende Überprüfung bei allen Oberliga- und Regionalliga-Mannschaften, die den Wunsch geäußert haben, weiterhin mitzuspielen zu wollen, hat aber überhaupt nicht stattgefunden, sondern wurde allein zu Gunsten der Regionalliga-Mannschaften unterstellt.

Die vom BFV-Spielausschuss vorbereitete Beschlussvorlage, die der Beirat bestätigt hat, hätte nach der Rechtsauffassung unserer Verfahrensbevollmächtigten gar nicht getroffen werden dürfen, weil es sich hierbei um einen schwerwiegenden Eingriff in die Mitgliedschaftsrechte der teilnehmenden Vereine handelt, über den allein der Verbandstag als höchstes Organ des BFV beschließen darf. Für den Berliner Landespokal wurde im Gegensatz zum Ligaspielbetrieb der Berliner Spielklassen anlässlich der Corona-Pandemie vom letztjährigen Verbandstag keine Änderungen der Spielordnung vorgenommen, die den BFV-Beirat unter bestimmten Voraussetzungen ermächtigen, Änderungen des Spielmodus vorzunehmen. Somit war die Änderung des Spielmodus zu Lasten der Vereine unterhalb der Regionalliga durch den BFV-Beirat nicht rechtmäßig.

Wir hatten auf Grund unserer Anträge erwartet, dass das Sportgericht dem BFV per Einstweiliger Anordnung aufgibt, das Viertelfinale zwischen Viktoria Berlin und Tennis Borussia bis auf Weiteres abzusetzen, um einer Entscheidung des Sportgerichts nicht vorzugreifen. Der Spielausschuss des BFV setzt mit seiner Entscheidung, das Spiel stattfinden zu lassen, das falsche Signal. Wir prüfen jetzt, ob wir den Schritt vor die ordentlichen Gerichte gehen müssen, um unsere Rechtsposition zu sichern.

Unser Präsident Michael Meister bezieht zur Situation wie folgt Stellung: „Wir haben in den Abfragen und Videokonferenzen von Anfang an deutlich zum Ausdruck gebracht, dass wir mit dem vom BFV favorisierten Modus nicht einverstanden sind und einen eigenen Vorschlag gemacht, der allerdings aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen nie zur Abstimmung gestellt worden ist. Die Sportfreunde des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) haben mit ihrer Entscheidung heute gezeigt, dass unser Vorschlag mehrheitsfähig ist, sofern man ihn richtig präsentiert. Auch wir treten für eine sportlich gerechte Lösung ein, aber wir wollen dabei niemanden benachteiligen, sondern allen die gleiche Chance geben, auch wenn auf Grund der Corona bedingten Verordnungslage notfalls bis zu den Halbfinals das Los entscheiden müsste. Das Finale am Tag der Amateure hätte jeder der 32 im Pokal verbliebenen Mannschaften verdient, nicht nur fünf Regionalligateams. Das widerspricht meinem Sportsgeist. Wir kämpfen nicht gegen den Berliner Amateurfußball, sondern für ihn.“

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