Bezirksliga West: Trainer-Rücktritt beim FC Elmshorn

Feyyaz Kilic erklärte seinen Rücktritt als Trainer des FC Elmshorn, weil nicht alle Spieler in der Mannschaft hinter ihm standen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Weil er aktuell für einen Monat in Elternzeit ist, konnte Feyyaz Kilic das Weihnachtsfest mit seiner Familie „noch mehr genießen“. Während es also daheim harmonisch zugeht, machte Kilic beim FC Elmshorn zuletzt „gewisse Dissonanzen“ aus, die nun dazu führten, dass er nach einem Jahr als FCE-Chefcoach zusammen mit seinem Co-Trainer Erhan Yilmaz zurücktrat. „Und das mit sofortiger Wirkung“, so Kilic, der am Donnerstagabend Uwe Wölm von diesem Schritt in Kenntnis setzte. Der Team-Manager und Vizepräsident des FCE informierte daraufhin am Freitagmittag die Spieler.

Dieser Schritt überrascht insofern, als dass die Elmshorner in der Bezirksliga West als Tabellen-Achter mit 24 Punkten aus 17 Partien gut dastehen. „Wir sind voll im Soll und bisher vielleicht sogar etwas besser, als es uns vor der Saison vielerorts zugetraut worden war“, findet Wölm, der deshalb auch zu dem Schluss kam: „Sportlich können wir Kilic nichts vorwerfen.“ Allerdings soll sich zuletzt ein Teil der Mannschaft unzufrieden mit dem Coach gezeigt haben: „Deshalb hatten wir schon im Oktober Gespräche geführt und die Wogen geglättet“, verriet Wölm.

Ein Kuriosum sorgte allerdings für neuen Zwist: Als Kilic berufsbedingt zu einer Partie erst nach dem Anpfiff eintraf, war Fisnik Kelmendi im DFB-Net nicht im 18er-Kader eingetragen worden, weil ausnahmsweise 19 Akteure zur Verfügung standen. Kilic hätte Fisnik Kelmendi beinahe eingewechselt, ehe Betreuer Kevin Roggenbock ihn darauf hinwies, dass er nicht im Kader stehen würde, was die Elmshorner vor einer drohenden Spielumwertung ersparte. Allerdings hätte Fisnik Kelmendi daraufhin „uns als Verantwortliche übel beleidigt“, so Kilic, der den Angreifer deshalb „aus dem Team entfernte“, woraufhin sich auch dessen Bruder Petrit Kelmendi verabschiedete.

Zu der von Teilen des Teams geäußerten Kritik am Übungsleiter sagte Wölm: „Dass einige Spieler das Training nicht schön finden, kommt leider häufiger vor – Nörgler gibt es immer.“ Auch diesbezüglich brach Wölm eine Lanze für Kilic und Yilmaz: „Sie haben es geschafft, das Team fit zu bekommen.“ Obwohl FCE-Vizepräsident Rainer Klaar das Ultimatum einiger Spieler, den Klub im Winter zu verlassen, wenn es keinen Trainerwechsel geben würde, sehr missfiel („Es kann nicht sein, dass wir so bedroht werden.“), gab es vom Vorstand „nicht die Rückendeckung für uns als Trainer, die wir uns gewünscht hätten“, wie Kilic klagte.

Der 34-Jährige fügte hinzu, die Arbeit von ihm und Yilmaz habe „insgesamt nicht die Wertschätzung erfahren, die sie verdient gehabt hätte“. In der Tat ist das, was Kilic und sein Assistent in den vergangenen zwölf Monaten für den FCE leisteten, aller Ehren wert. Denn nachdem sich in der Winterpause der vergangenen Saison neben dem damaligen Coach Hesham Hassan und Manager Daniel Witt auch zahlreiche Spieler von der Krückau verabschiedet hatten, holte Kilic mit einem Team, dem größtenteils Spieler angehörten, die zuvor unter seiner Regie die FCE-Reserve in der B-Kreisklasse gebildet hatten, im Frühjahr aus zehn Bezirksliga-Partien immerhin acht Punkte.

Das genügte, um dank der besseren Tordifferenz gegenüber dem punktgleichen Drittletzten SC Pinneberg die Klasse zu halten. Kilic selbst lobte dafür vor allem seine Schützlinge: „Ich fand es bemerkenswert, wie schnell einige B-Klassen-Akteure in der Bezirksliga zu Leistungsträgern geworden sind.“ In der aktuellen Serie habe auch ihn die Entwicklung der Mannschaft „insgesamt positiv überrascht.“ Die Siege beim VfL Pinneberg und beim Nachbarn SV Lieth seien „die sportlichen Höhepunkte gewesen“, so Kilic, der allerdings auch einen Kritikpunkt fand: „Es haben nicht immer alle Spieler so mitgezogen, wie wir als Trainer es uns gewünscht hätten.“

Dafür soll nun zukünftig ein anderer Coach sorgen. Wölm zeigte sich „zuversichtlich, zeitnah einen Nachfolger präsentieren zu können“, der möglichst schon am Montag, 3. Januar 2023, wenn das erste Training in der Vorbereitung auf die Restrunde ansteht, die Kommandos geben soll. Kilic wird an dem Abend möglicherweise seinen knapp zehn Monate alten Sohn ins Bett bringen und nannte einen dritten Grund für seinen Rücktritt: „Es ist mir zuletzt immer schwerer gefallen, nach der Arbeit noch zum Training zu gehen – ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben.“

(Johannes Speckner)

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