
(Foto-Credit: Johannes Speckner)
Die Sorge, dass es „schwer werden würde, eine gute Saison in der Kreisliga zu spielen und den Wiederaufstieg anzupeilen“, trieb Felix Mühlich schon in den vergangenen Wochen um. Wie ernst es aber wirklich um die Liga-Mannschaft des SC Cosmos Wedel steht, erfuhr der Offensivspieler erst am vergangenen Sonntag, 1. Juni: „Da hat sich der Mannschaftsrat mit Guido Krenz ausgetauscht.“ In seiner Rolle als Sportlicher Leiter der „Cosmonauten“ sprach Krenzk Klartext und die Personalnot offen an. Inzwischen ist das Ergebnis bekannt: Krenzk tritt zurück, Neu-Coach Patrick Bethke sein Amt nicht an – und die im Mai aus der Bezirksliga West abgestiegene Liga-Mannschaft des Vereins wird abgemeldet.
Gefragt, ob dieser harte und endgültige Schritt richtig sei, entgegnete Mühlich: „Ich finde es sehr schwer, eine solche Entscheidung zu treffen. Aber am Mittwoch der vergangenen Woche ist auch mir klar geworden, dass es aufgrund der jüngsten Entwicklung keinen Sinn mehr macht.“ Daraus, dass ihm die Abmeldung „sehr weh tun würde“, machte Mühlich, der abgesehen von einem kurzen Abstecher zum FC Roland Wedel in der Saison 2019/2020 seit 2015 für die „Cosmonauten“ aktiv ist, keinen Hehl. Und der 32-Jährige benannte auch einen wichtigen Punkt, der seinen Teil zum „Desaster“ beigetragen hat: „Das ganze Übel fing damit an, dass Bilal Afrane, nachdem er Anfang März seine Zusage für die kommende Spielzeit gegeben hatte, Wortbruch begangen und seinen Abschied zum Saisonende verkündet hat.“
So tat sich für Krenzk eine Baustelle auf, die er bereits als erledigt angesehen hatte. Der 45-Jährige holte Anfag April mit Bethke zügig einen neuen Coach, was Mühlich wie folgt kommentierte: „Einerseits war es natürlich gut, dass den Spielern so schnell ein Nachfolger präsentiert wurde – andererseits wäre eine intensivere Suche vielleicht besser gewesen. Und grundsätzlich ist es so, dass jeder Trainer, der auf Afrane folgt, es sehr schwer hat.“ Denn laut Mühlich war Afrane „nach seinen Tätigkeiten in Nachwuchsleistungszentren eigentlich überqualifiziert für unsere Mannschaft“; mit seiner Erfahrung aus klassenhöheren Ligen habe der Coach den Wedeler Kickern aber „gute taktische Dinge vermitteln“ können: „Gerade von unseren jungen Spielern hatten viele das Gefühl, dass sie sich unter Afrane extrem gut weiterentwickeln können.“
Neben Afranes Wortbruch machte Mühlich „die fehlende Kooperationsbereitschaft der zweiten Herren des Vereins“ als zweites großes Problem aus. „Das war ein jahrelanges Thema und von unserer Seite wurde immer wieder gesagt, dass wir gerne Spieler von der zweiten Mannschaft bei uns hätten.“ Laut Mühlich kam vom Reserve-Team immer nur folgender Grundtenor zurück: „Damit schwächt ihr uns sehr, ohne dass diese Spieler bei euch Stammspieler wären.“ Als Chris Coskunmeric vom August 2020 bis zum Juli 2024 noch Liga-Trainer war, habe es „von Seiten der zweiten Herren immer geheißen, dass einige ihrer Spieler und Verantwortlichen ein Problem mit Chris hätten“, doch habe sich nach Cosnkunmerics Rücktritt „nichts geändert“.
Für Afrane und Krenzk fand Mühlich in Bezug auf deren Umgang mit der Zweitvertretung lobende Worte: „Sie haben wirklich viel versucht, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen der ersten und zweiten Mannschaft reinzubringen.“ Auch seine Mitstreiter im Mannschaftsrat und er selbst hätten „viel getan“, versicherte Mühlich: „Wir haben unter anderem gemeinsame Trainingseinheiten und Turnierformen angedacht, bei denen es kleine Prämien gab – und das alles mit dem Ziel, näher zusammenzurücken.“ Mehr als sieben Akteure des Reserve-Teams seien aber nie zu diesen Einheiten gekommen: „Das hat uns gezeigt, dass dort kein großes Interesse an einem Zusammenspiel besteht.“ Stattdessen seien die zweiten Herren ein „Verein im Verein“ geblieben.
Das in andren Klubs im Falle von mehreren Abgängen bei der ersten Mannschaft übliche Prozedere, Spieler der zweiten Herren in den Liga-Kader hochzuziehen, kam deshalb in den letzten Wochen bei den „Cosmonauten“ nicht infrage. „Da hätte irgendjemand ein Machtwort sprechen müssen“, findet Mühlich, der allerdings einräumte: „Natürlich hätte dann die Gefahr bestanden, dass die zweite Mannschaft zerschossen wird – insofern war faktisch die Frage, welches der beiden Teams jetzt kaputtgeht.“ Dafür, dass ein solches Machtwort ausblieb, wollte Mühlich „keinem Verantwortlichen die Schuld in die Schuhe schieben wollte“ – auch nicht seine Mutter Susanne, die sich als Präsidentin „eher um übergeordnete Dinge kümmern“ würde: „Sie ist nicht so tief im Tagesgeschäft der Fußball-Teams drin.“
Hegt Mühlich gegenüber seinen Mitspielern, die Afranes Negativbeispiel folgten und ebenfalls wortbrüchig wurden, Groll? Oder kann er ihr Verhalten verstehen? „Sowohl als auch“, sagte der Offensivmann salomonisch und präzisierte: „Diese Spieler hatten im Frühjahr unter anderen Voraussetzungen – nämlich, auch in der kommenden Saison unter Afrane trainieren und sich weiterentwickeln zu können – zugesagt. Deshalb finde ich es ein bisschen unfair, für die jüngste Entwicklung jetzt den Spielern die Schuld in die Schule zu schieben.“ Zudem wisse er, dass sich etwa der „Ur-Cosmonaut“ Moritz Otto „sehr schwer getan habe mit seiner Entscheidung“, die Schulauer Straße gen Kummerfelder SV zu verlassen: „Er hatte wohl gute Gespräche mit dem dortigen Trainer – aber leicht ist es ihm nicht gefallen.“
Auch Mühlich, der in den vergangenen Jahren wiederholt Anfragen anderer Vereine abgelehnt hatte, wird es dem eigenen Bekunden nach „schwer fallen“, in der kommenden Serie nicht mehr das Cosmos-Trikot zu tragen. Nachdem am Freitagabend in der Video-Konferenz Klartext gesprochen und alle Spieler gebeten wurden, sich zu überlegen, ob sie sich vorstellen könnten, zukünftig für die zweiten Herren aufzulaufen, stellte Mühlich klar: „Das kommt für mich nicht infrage.“ Er wisse „noch nicht, wohin für ihn die Reise geht“, könne sich aber „gut vorstellen, mit vier, fünf bisherigen Mitspielern zusammen zu einem anderen Verein zu wechseln“, so Mühlich. Abschließend betonte der 32-Jährige: „Es gibt mehrere Optionen – aber die liebste Option wäre mir gewesen, beim SC Cosmos bleiben und in der neuen Saison den Wiederaufstieg anpeilen zu können.“
(Johannes Speckner)