
Als seine Versuche, Schiedsrichter Michel Saber Ben Nouri Ghazouani anzusprechen, gescheitert waren, wandte sich Andreas Jeschke an dessen Assistenten: „In der gegnerischen Coaching-Zone stehen mehr als zwei Personen ‒ das ist nicht erlaubt“, sagte „Boller“ Jeschke, der in der Sache unbestritten Recht hatte ‒ trotzdem kommt so ein „Petzen“ nicht oft vor. Marc Zippel, Chefcoach des Hetlinger MTV, gehörte nicht zu den von Jeschke monierten Personen ‒ er verpasste das Gastspiel an seiner früheren Wirkungsstätte, weil er auf einer wichtigen Familienfeier weilte.
So erreichte Zippel via whatsapp die frohe Kunde, dass die Hetlinger im Topspiel der Kreisliga 7 einen sagenhaften 7:1-Kantersieg feierten und damit auch den zweiten Tabellenplatz vom Gegner übernahmen. „Für uns ist es perfekt gelaufen und wir haben am Ende auch in der Höhe verdient gewonnen“, frohlockte HMTV-Co-Trainer Jonas Hübner. Obwohl der Anpfiff an der Altonaer Max-Brauer-Allee zur für die Hetlinger ungewohnten Zeit von 11 Uhr erfolgte, waren sie von Beginn an hellwach ‒ und gingen bereits in der ersten Spielminute in Führung. Nach einem Ballgewinn von Dominik Zink passte Adnan Kubat das Spielgerät zu Alexander Bandholt, der parallel zur Strafraumgrenze lief und dann von halblinks aus 16 Metern zum 0:1 in das kurze Eck vollendete. „Er kann einfach gut schießen“, sagte Hübner über Bandholt, der in den letzten Wochen kaum trainieren konnte, aber in der Schlussphase der Saison trotzdem sehr wertvoll für sein Team ist ‒ denn auch das 0:2 ging auf sein Konto. Nach einem schönen Spielzug drückte er im Fallen eine Rechtsflanke ins Netz (18.).
In der Folge versuchten die Hausherren, in die Partie zurückzufinden, und hatten Pech, als ein Schuss von Octavio Manuel Cadilhe Amorim an den linken Innenpfosten sprang und HMTV-Torwart Daniel Kleinwort den Abpraller unter sich begrub. Allerdings war die Abwehr der Teutonen, die Jeschke aufgrund großer Personalnot komplett neu formieren musste, ein Sicherheitsrisiko: Fast jeder lange Ball der Hetlinger sorgte für Gefahr. So köpfte Philipp Drews nach einer Flanke von Jan Steffen an den Außenpfosten (28.), zudem wurde den Hetlingern ein Elfmeter verweigert, wie Ralf Pantelmann, der als Trainer von Teutonias Liga-Mannschaft unter den Zuschauern weilte, einräumte. Kurz vor der Pause fiel trotzdem das 0:3, als Bandholt einen Pass über die gegnerische Abwehr hinweg schlug und Zink den Ball herrlich annahm, um dann Teutonias herausstürzenden Torwart Marco Reimann zu tunneln (39.). Dieses klare Ergebnis zur Pause nannte Hübner „verdient“, da sein Team „sicher in der Abwehr agiert und vorne sehr viele gute Möglichkeiten besessen“ habe.
An diesem Bild änderte sich auch im zweiten Durchgang nichts. Als Reimann einen Bandholt-Schuss abprallen ließ, schoss Kubat zum 0:4 ein (61.) ‒ spätestens nach diesem Tor fügte sich auch Jeschke in die Niederlage. Nach Bandholt traf auch Zink doppelt, als er nach einem Freistoß, den Julian Moldenhauer von der Mittellinie herein geschlagen hatte, als einziger Spieler durchlief und seinen Fuß hinhielt (63.). Zwei weitere Minuten später veredelte der frisch eingewechselte Samet Baygündüz einen Freistoß von Maximilian Wichern zum 0:6. Sogar 0:7 hieß es, als Kubat einen indirekten Freistoß versenkte (80.). Akif Can Aytac gelang kurz darauf noch der Ehrentreffer, den sich die Teutonen absolut verdient hatten. Und das Rennen um die Vizemeisterschaft bleibt eng: Die Hetlinger liegen nun zwar zwei Zähler vor den Teutonen, treffen aber ebenso wie Jeschkes Team noch auf den spielstarken Rang-Fünften FC Roland Wedel II. Die Elbstädter selbst können allerdings nicht mehr Zweiter werden, nachdem sie am Sonntag eine 2:3-Heimpleite gegen den Rissener SV kassierten.