
Von Beginn an unter keinem guten Stern stand das Holsten-Pokal-Zweitrunden-Duell zwischen dem SC Poppenbüttel II (A-Kreisklasse 4) und dem TuS Germania Schnelsen II (Kreisliga 8). In der vergangenen Woche fiel die Partie aus, weil der Platz an der Bültenkoppel nach den starken Regenfällen unbespielbar war. Nun wurde die Begegnung am Dienstagabend nachgeholt ‒ und in der Verlängerung beim Stand von 2:2 von Schiedsrichter Sven Femfert (vom Meiendorfer SV) abgebrochen, weil von der Germania-Reserve nach fünf Platzverweisen nur noch sechs Spieler auf dem Platz standen. Mindestens sieben Akteure sind nötig, um eine Partie fortzuführen. Unschön: Nach dem Abbruch sollen mehrere Spieler und Zuschauer der Schnelsener auf die Poppenbütteler losgegangen sein ‒ es rückten mehrere Polizeiwagen an.
Gerolf Timmann, Coach der SCP-Reserve, nahm sich am späten Dienstagabend noch Zeit, um im Gespräch mit SportNord die Geschehnisse zu schildern:
„Das Spiel lief eigentlich ganz gut. Wir lagen zur Pause mit 0:1 zurück und haben in der zweiten Halbzeit das 0:2 kassiert. Dann gab es leider einen Tumult, woraufhin das Schiedsrichter-Gespann mehreren Spielern die Gelbe Karte gezeigt hat ‒ darunter auch einem Schnelsener, der bereits mit ,Gelb' vorbelastet war, sodass er mit der Ampelkarte vom Feld musste. Anschließend haben wir durch Marcel-Jens Kurnaz auf 1:2 verkürzt und ab der Mitte der zweiten Halbzeit, als wir in Überzahl waren, auch ein gutes Spiel gemacht. Endlich haben wir uns getraut, Fußball zu spielen, während in der Schlussphase bei unseren Gästen die Nerven durchgegangen sind. Es hagelte gefühlt eine Gelb-Rote Karte nach der nächsten ‒ schließlich haben wir nur noch gegen acht Schnelsener gespielt. In der letzten Sekunde der Naschspielzeit konnte Yasar Schroer den 2:2-Ausgleich erzielen, so dass die Partie in die Verlängerung ging.
Meiner Meinung nach war der Ausgleich auch verdient ‒ und zwar deshalb, weil wir die diszipliniertere Mannschaft waren. Bevor die Verlängerung begann, gab es eine kurze Pause. Während die Partie unterbrochen war, hat ein Spieler der Germanen die Rote Karte kassiert. Als die Verlängerung angepfiffen wurde, haben wir somit nur noch gegen sieben Akteure gespielt. Es war sehr kurios: Die Schnelsener haben mit einer Viererabwehrkette agiert und davor zwei Spieler gestellt, und wir sind die ganze Zeit angerannt. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir treffen ‒ aber soweit kam es leider nicht mehr, denn als die Verlängerung ungefähr drei Minuten alt war, ist noch ein weiterer Schnelsener vom Platz geflogen. Daraufhin hat das Schiedsrichter-Gespann die Partie dann abgebrochen, weil Germania nur noch sechs Akteure auf dem Platz hatte, was nicht genügte, um die Partie weiter fortsetzen zu können.
Einige unserer Spieler haben sich nach dem Abbruch über den vermeintlichen Sieg, der uns nun wohl am ,Grünen Tisch' zugesprochen wird, gefreut; andere waren deutlich zurückhaltender. Trotzdem ist die Situation dann leider total eskaliert und es entwickelte sich eine Schlägerei, woraufhin wir die Polizei rufen mussten, die auch mit mehreren Wagen angerückt ist. Die Schlägerei ausgelöst hat ‒ so haben wir es beobachtet ‒ wohl eine Mischung aus Zuschauern und Spielern der Gäste-Mannschaft. Einer meiner Spieler ist direkt nach dem Abbruch von einem Schnelsener Spieler geschlagen worden. Ein ,Gast' ‒ so nenne ich diese Person nun einfach einmal ‒ hat auch ganz unvermittelt versucht, mir direkt ins Gesicht zu schlagen; der ,Gast' hat mich allerdings nur gestreift und sich dann ins Getümmel, das insgesamt aus rund 40 bis 50 Personen bestand, gestürzt, wo er dann wahllos auf Spieler und Verantwortliche des SCP eingeschlagen hat.
Einige Poppenbütteler haben Blessuren davongetragen. Am schlimmsten hat es unseren Betreuer, der zugleich der Vater eines Spielers ist, erwischt: Ihm wurde mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen, weshalb nicht nur seine Nase kräftig geblutet hat, sondern er auch einen Cut erlitten hat. Leider hat er sich geweigert, ins Krankenhaus zu fahren ‒ mir wäre wohler, wenn er sich vorsorglich einmal untersuchen lassen würde. Bei der Schlägerei und den Tumulten waren zwei ,Haupttäter' zu beobachten, die das Sportgelände nach einigen Minuten verlassen haben. Den einen von ihnen konnte die Polizei vor dem Gelände noch auffinden und dingfest machen, der andere ist wohl leider nicht mehr aufzufinden gewesen. Glücklicherweise haben der Schiedsrichter und seine beiden Assistenten keine Blessuren davongetragen: Sie standen noch auf dem Platz, als der Tumult neben dem Platz begann, und haben die Geschehnisse aus sicherer Entfernung verfolgt.
Weder in meiner Zeit als aktiver Fußballer noch jetzt als Trainer habe ich so etwas schon einmal erlebt. Der Umstand, dass ein Spiel abgebrochen werden muss, weil die eine Mannschaft nach fünf Platzverweisen kein spielfähiges Team mehr stellen kann, ist ebenso eine neue Erfahrung für mich gewesen wie die Schlägerei. Ich hoffe sehr, dass ich so etwas nicht noch einmal erleben muss. Wir waren erst gegen 22 Uhr fertig damit, bei der Polizei unsere Aussagen zu machen ‒ dabei hätte es doch so ein schöner und vor allem ,normaler' Fußballabend werden können. Ich bin nur froh, dass sich offenbar niemand ernsthaft verletzt hat, dass das Schiedsrichter-Gespann nicht körperlich attackiert worden ist und dass meine Mannschaft keinen Platzverweis kassiert hat, obwohl bei uns natürlich auch Emotionen mit im Spiel waren. Aber unsere Spieler hatten sich im Griff. Alles andere als eine Wertung der Partie für uns würde mich sehr überraschen.“