
Der Hetlinger MTV hat einen Lauf! Dem hervorragenden Auftritt beim eigenen Vorbereitungsturnier um den „STW-Energie-Cup 2017“, bei dem der Gastgeber dem Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst nach einem 1:1 erst im Elfmeterschießen unterlag, dem erstmaligen Triumph beim „Fußballturnier um den Wanderpokal der Raiffeisenbank Elbmarsch“ (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) und dem 6:0-Kantersieg zum Auftakt der Kreisliga 7 folgte nun am Dienstagabend der bis dato wohl größte Husarenstreich. In der Zweiten Runde des Oddset-Pokals schlugen die Hetlinger den FC Union Tornesch, der zwei Klassen höher in der Landesliga Hammonia um Punkte kämpft, mit 4:2 im Elfmeterschießen. „Glücklich, aber nicht unverdient“, nannte HMTV-Trainer Marc Zippel diese Pokal-Überraschung.
Dabei waren die Tornescher keinesfalls nur mit ihrem B-Team angetreten: Lediglich auf drei Positionen verändert agierten sie im Vergleich zum 7:0-Kantersieg, den sie zum Start in der Landesliga Hammonia gegen Inter Hamburg gefeiert hatten(Tim Brüggemann, Jannik Swennosen und Dennis Beckmann ersetzten Marco Wendt, Maik Stahnke und Philipp Pohlmann). FCU-Coach Stefan Dösselmann haderte: „Wir haben aus zehn Großchancen kein Tor gemacht und uns die Niederlage selbst zuzuschreiben.“ Marc Zippel hatte eine etwas andere Sicht auf die Anzahl an guten Gelegenheiten: Das Chancenverhältnis hätte „mit 6:3 für die Tornescher gesprochen“, erklärte er.
Im Deichstadion erwischte der Außenseiter einen Auftakt nach Maß: Daniel Schröder setzte sich über außen stark durch und ließ sich im Gäste-Strafraum auch von einem Foul, das Schiedsrichter Andreas Voß (VfL Pinneberg) übersah, nicht stoppen: Er rappelte sich auf und flankte über Union-Torwart Tim Brüggemann hinweg. Milan Adamovic verpasste den Ball knapp, aber Maximilian Heilborn schob am langen Pfosten aus vier Metern zum 1:0 ein. Beckmann verpasste das postwendende 1:1, als er den Ball aus Nahdistanz in die Wolken jagte. Kurz darauf haderten die Hetlinger mit Voß, der ihnen „einen klaren Elfmeter verweigerte, weil er schlecht stand“, wie HMTV-Betreuer Marco Newill berichtete.
Während Dösselmann in der ersten Halbzeit noch „den nötigen Biss in den Zweikämpfen vermisste“, stellte er fest: „Im zweiten Durchgang haben wir klar das Tempo vorgegeben.“ So kamen die Gäste nach einer Stunde auch zum Ausgleich, als Swennosen einen Abpraller zentral aus 20 Metern direkt nahm und in den Winkel jagte. Der Jubel bei den Spielern und den Verantwortlichen des FC Union war riesig, doch in der Folge versäumten sie es, die Partie komplett zu ihren Gunsten zu drehen. „Nach dem 1:1 sind wir 20 Minuten lang eingeschnürt worden und waren wir paralysiert“, gestand Marc Zippel. Aber die Hetlinger Abwehr um den überragenden Ishmael Brown, der laut Marc Zippel „jeden Zweikampf und jedes Kopfballduell gewann“, hielt. In der Nachspielzeit rettete HMTV-Torwart Daniel Kleinwort sein Team mit einer Parade gegen den frei vor ihm auftauchenden Serge Haag in die Verlängerung.
In dieser gab es in der hitzigen Pokal-Schlacht auch einige unschöne Szenen − so sah Serge Haag die Rote Karte, weil er, nachdem ihm bereits ein Freistoß zugesprochen worden war, gegen einen Hetlinger noch nachtrat. Auch Dösselmann wurde wegen eines verbalen Vergehens von der Trainerbank verwiesen. Die Tornescher hatten trotz Unterzahl weiter ein klares Übergewicht. In der 120. Minute schnupperten aber die Hausherren am Siegtor − doch Brüggemann fischte einen Freistoß von Aleksandar Pavlovic sensationell noch aus dem Winkel. Im Elfmeterschießen trafen mit Philipp Drews (Brüggemann berührte den Ball noch), Jesse Plüschau, Heilborn und Jan Wenzel die ersten vier HMTV-Schützen allesamt. Für die Tornescher verwandelten der eingewechselte Pohlmann sowie Flemming Lüneburg − doch da Fabian Tiedemann und Swennosen über das Ziel hinausschossen, war das „Pokal-Sensatiönchen“ perfekt.
„Wir hatten das nötige Quäntchen Glück − für uns hat einfach alles gepasst“, sagte Marc Zippel, der „unglaublich stolz“ darauf war, dass es seinem Team „mit enormem Einsatz gelang, einen Landesliga-Titelanwärter zu besiegen“. Dass die Tornescher in der Hammonia-Staffel wirklich zu den Titelanwärtern gehören, müssen sie am Sonntag, 6. August zeigen, wenn sie beim Niendorfer TSV II gastieren. „Wir müssen das Pokal-Aus schnell abhaken und uns voll auf die Liga fokussieren“, forderte Dösselmann, der den Hetlingern übrigens „als fairer Sportsmann gratulierte und noch lange nach dem Spiel mit uns im Deichstadion zusammensaß“, wie HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse berichtete. Marc Zippels Team genießt am Sonntag um 13.30 Uhr erneut Heimrecht und will gegen den SC Pinneberg II der eingangs erwähnten Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.