Hallenturnier: Rantzau ruiniert Fürstenbergs Tipp


„Ich habe keine Ahnung vom Fußball!“ Dieser halb reumütig und halb selbstkritische Satz kam Trainer Marcus Fürstenberg über die Lippen, nachdem sein SSV Rantzau (Landesliga Hammonia) am Sonnabend beim Hallenturnier des VfL Pinneberg um den „Bert-Meyer-Cup“ im Halbfinale den klassenhöheren SV Rugenbergen (Oberliga Hamburg) im Neunmeterschießen eliminiert hatte – jenen SV Rugenbergen, auf den sich Fürstenberg als Turniersieger festgelegt hatte, während die ersten Vorrunden-Spiele liefen. Am Ende holten stattdessen Fürstenbergs Rantzauer den Titel, weil sie auch im Endspiel geben ihren Staffel-Rivalen SV Halstenbek-Rellingen von der Neunmeterlinie aus die Nerven behielten. „Das ist ein kleines Märchen“, jubelte SSV-Liga-Manager Otto Hartlieb, der hinzufügte: „In den letzten Jahren haben wir beim Bert-Meyer-Cup nie gut ausgesehen, und jetzt holen wir den Titel – das ist wirklich unfassbar.“

Bei der Veranstaltung, die vielerorts als inoffizielle Pinneberger Kreismeisterschaft angesehen wird, drohte den Rantzauern das Vorrunden-Aus. Die HR-Kicker hätten sich selbst ihr späteres Final-Trauma ersparen können, wenn sie, nachdem sie ihre ersten drei Gruppen-Aufgaben in überzeugender Manier gewonnen hatten, auch ihr letztes Vorrunden-Spiel gegen die Rantzauer für sich entschieden hätten. Doch im Gefühl des sicheren Halbfinal-Einzugs ließen es die Bönningstedter ruhiger angehen, weshalb die Rantzauer mit 1:0 triumphierten und im Klassement noch am Heidgrabener SV (Bezirksliga West), der als Qualifikant stark aufgetrumpft und unter anderem den späteren Kreismeister mit 3:2 geschlagen hatte, vorbei auf den zweiten Platz zogen. Noch mehr als die Mannschaft des Gastgebers, die immerhin vier Punkte holte, enttäuschte deren Landesliga-Hammonia-Rivale Blau-Weiß 96 Schenefeld: Der Überraschungs-Finalist von 2018 verabschiedete sich dieses Mal als punktloser Gruppen-Letzter.

In der Gruppe B behaupteten sich die beiden favorisierten Oberligisten vor den drei West-Bezirksligisten. Allerdings schien auch dem von Fürstenberg favorisierten Team von Rugenbergen das Vorrunden-Aus zu drohen, als es sich zum Auftakt gegen den Kummerfelder SV (Bezirksliga) mit einem 4:4-Remis begnügen musste und dann gegen den West-Staffel-Spitzenreiter Rasensport Uetersen mit 0:1 in Rückstand geriet. Doch in der Schlussminute drehten die Bönningstedter das Ergebnis noch zu ihren Gunsten: Ein Schuss von Edouard Mesenholl von rechts zappelte im kurzen Eck und Kilian Utcke, der kurz vor der Rasensport-Führung eine Zwei-Minuten-Strafe kassiert hatte, gelang sogar noch der 2:1-Siegtreffer. Auch die beiden darauf folgenden Aufgaben gewann das Team von SVR-Trainer Andjelko Ivanko, weshalb es vor seinem Oberliga-Rivalen FC Union Tornesch Gruppen-Erster wurde. Die Tornescher retteten mit einem 2:2-Remis gegen Kummerfeld den zweiten Platz vor den Rasensportlern, die nach zwei Siegen gegen ihre Bezirksliga-Konkurrenten Dritter wurden.

Im Halbfinale zeigte die Mannschaft von Halstenbek-Rellingen ihr wohl bestes Turnierspiel und legte mit gnadenloser Effizienz – fast jeder Schuss war auch ein Treffer – durch Marcel Schöttke, Ilyas Ait Oufkir und Sergio Batista Monteiro eine 3:0-Führung vor. Union-Trainer Thorben Reibe reagierte und brachte für den etatmäßigen Keeper Tim Brüggemann mit dem eigentlichen Stürmer Björn Dohrn einen mitspielenden Torwart. Jan Eggers verkürzte zum 1:3. Den vierten HR-Treffer durch Ümit Karakaya konnte Dohrn aber nur noch mit dem 2:4 beantworten – und erstmals seit 2016 fand beim „Bert-Meyer-Cup“ ein Endspiel ohne Beteiligung des FC Union statt. Im anderen Halbfinale lag Rugenbergen lange in Front, doch Flemming Bruns per Doppelpack und Marvin-Jay Gibau fünf Sekunden vor Ultimo retteten den Rantzauern ein 3:3. Im Neunmeterschießen behauptete sich dann das Team von Fürstenberg, der zusammen mit Otto Hartlieb von der Tribüne aus zuschaute, während Co-Trainer Tobias Thiede an der Seitenlinie die Kommandos gab.

Im Neunmeterschießen um den dritten Platz kam es somit zum schnellen Wiedersehen zwischen den Oberligisten Tornesch und Rugenbergen. Mit Fabian Knottnerus, Dohrn und Eggers trafen drei Union-Schützen, während SVR-Akteur Jannick Wilckens an Dohrn scheiterte. Somit reichte es für die Tornescher, die in den beiden vorherigen Jahren in den Endspielen Schenefeld (2018) und Rugenbergen (2019) jeweils mit 2:0 geschlagen hatten, zwar nicht zum dritten Sieg in Folge, aber immerhin zum dritten Platz. „Das war ein versöhnlicher Ausklang“, so Reibe, der befand: „Wir sind gut in das Turnier hineingekommen, haben dann aber plötzlich die nötige Zweikampfstärke in der Abwehr vermissen lassen.“ Natürlich sei es „schade“, ergänzte Reibe, dass seinen Schützlingen „bei diesem großartigen Turnier der Titel-Hattrick verwehrt geblieben“ sei – aber andererseits stellte der 37-Jährige auch erleichtert fest, dass sich keiner seiner Spieler verletzte: „Das war mir sehr wichtig.“

Im Finale brachte Yannick Schlichting die Rantzauer früh in Front, doch Oufkir egalisierte zum 1:1. Weil trotz guter Chancen hüben wie drüben kein weiterer Treffer mehr fiel, musste das Neunmeterschießen als des Dramas letzter Akt über den Turnierausgang entscheiden. Karakaya oben links, Marcel Schöttke links halbhoch, Hendrik Ebbecke links halbhoch und Sascha Bernhardt flach links verwandelten für die Halstenbeker. Die Rantzauer zogen durch Marvin Jensen flach links, Marvin-Jay Gibau flach links, Jan-Niklas Rohr oben links und Björn Lefenau mittig jeweils nach. Dann traf der fünfte HR-Schütze Jannik Arnold nur die Latte, ehe Lars Schulz links zum 5:4 verwandelte – der Rest war Jubel der zahlreichen mitgereisten SSV-Anhänger, die großen Anteil daran hatten, dass die Sporthalle der Pinneberger Theodor-Heuss-Schule so, wie schon an den beiden vorherigen Abenden bei den Vorturnieren, wieder mit 500 Zuschauern randvoll gefüllt war.

Während zwei Einzel-Auszeichnungen an Oberliga-Kicker gingen, nämlich Utcke mit sieben Treffern Torschützenkönig und der Tornescher Christian Kulicke zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, wurde Christopher Knapp (Rasensport Uetersen) als bester Torwart geehrt.


Gruppe A

Ergebnisse:
VfL Pinneberg – SSV Rantzau ... 2:3
Blau-Weiß 96 Schenefeld – Heidgrabener SV ... 1:3
SV Halstenbek-Rellingen – VfL Pinneberg ... 3:2
SSV Rantzau – Blau-Weiß 96 Schenefeld ... 2:1
Heidgrabener SV – SV Halstenbek-Rellingen ... 0:4
VfL Pinneberg – Blau-Weiß 96 Schenefeld ... 4:0
SSV Rantzau – Heidgrabener SV ... 2:3
Blau-Weiß 96 Schenefeld – SV Halstenbek-Rellingen ... 0:6
Heidgrabener SV – VfL Pinneberg ... 3:3
SV Halstenbek-Rellingen – SSV Rantzau ... 0:1

Tabelle:
1. SV Halstenbek-Rellingen ... 4 Spiele, 13:3 (+ 10) Tore, 9 Punkte
2. SSV Rantzau ... 4 Spiele, 8:6 (+ 2) Tore, 9 Punkte
3. Heidgrabener SV ... 4 Spiele, 9:10 (- 1) Tore, 7 Punkte
4. VfL Pinneberg ... 4 Spiele, 11:9 (+ 2) Tore, 4 Punkte
5. Blau-Weiß 96 Schenefeld ... 4 Spiele, 2:15 (- 13) Tore, 0 Punkte


Gruppe B

Ergebnisse:
FC Union Tornesch – Rasensport Uetersen ... 4:2
SV Rugenbergen – Kummerfelder SV ... 4:4
SC Egenbüttel – FC Union Tornesch ... 1:6
Rasensport Uetersen – SV Rugenbergen ... 1:2
Kummerfelder SV – SC Egenbüttel ... 1:1
FC Union Tornesch – SV Rugenbergen ... 2:3
Rasensport Uetersen – Kummerfelder SV ... 4:1
SV Rugenbergen – SC Egenbüttel ... 6:0
Kummerfelder SV – FC Union Tornesch ... 2:2
SC Egenbüttel – Rasensport Uetersen ... 0:3

Tabelle:
1. SV Rugenbergen ... 4 Spiele, 15:7 (+ 8) Tore, 10 Punkte
2. FC Union Tornesch ... 4 Spiele, 14:8 (+ 6) Tore, 7 Punkte
3. Rasensport Uetersen ... 4 Spiele, 10:7 (+ 3) Tore, 6 Punkte
4. Kummerfelder SV ... 4 Spiele, 8:11 (- 3) Tore, 3 Punkte
5. SC Egenbüttel ... 4 Spiele, 2:16 (- 14) Tore, 1 Punkt


Halbfinale

SV Halstenbek-Rellingen – FC Union Tornesch ... 4:2
SV Rugenbergen – SSV Rantzau ... 3:3, 0:1 im Neunmeterschießen


Platzierungsspiele

Neunmeterschießen um den dritten Platz:
FC Union Tornesch – SV Rugenbergen ... 3:2

Finale
SV Halstenbek-Rellingen – SSV Rantzau ... 1:1, 4:5 im Neunmeterschießen


Abschluss-Platzierungen

1. SSV Rantzau (Landesliga Hammonia)
2. SV Halstenbek-Rellingen (Landesliga Hammonia)
3. FC Union Tornesch (Oberliga Hamburg, Titelverteidiger)
4. SV Rugenbergen (Oberliga Hamburg)

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