Über guten Wein heißt es, dass er mit zunehmendem Alter immer besser werde. Genauso scheint es sich bei den Spielern des SC Egenbüttel II zu verhalten: „Herbstmeisterschaft! Ohne Worte, sind wir hässlich und alt.“ Dieser Spruch wurde am Freitagabend auf der facebook-Seite der SCE-Reserve veröffentlicht und zielte ab auf das hohe Durchschnittsalter des Teams, das laut Coach Mario Schacht „gefühlt bei 35 Jahren liegt“. Zuvor hatten die erfahrenen SCE-Kicker mit einem 5:0-Kantersieg gegen den TSV Seestermüher Marsch den ersten Platz zur Saison-Halbzeit in der Kreisliga 8 perfekt gemacht. „Wir sind sehr glücklich und stolz“, sagte Schacht, der betonte, der inoffizielle Titel sei „kräftig gefeiert worden“, zumal er „auch für uns selbst sehr überraschend gekommen“ sei.
Auf dem tiefen Rasenplatz am Rellinger Moorweg nahmen die Hausherren das Heft des Handelns von Beginn an in die Hand. Allerdings standen die Gäste in der ersten Halbzeit gut in der Abwehr: „Wir haben sicher verteidigt und nicht viel zugelassen“, erklärte TSV-Trainer Sven Glück. Kurz vor der Pause ging der Spitzenreiter dann aber in Führung: Ein strammer 18-Meter-Linksschuss von Lukas Nickels Krüß wurde noch so abgefälscht, dass er unhaltbar für Gäste-Torwart Brian Averhoff zum 1:0 im Netz zappelte (44. Minute). „In der Kabine haben wir uns für den zweiten Durchgang eigentlich viel vorgenommen, uns dann aber bei einem Freistoß überrumpeln lassen“, haderte Glück. Nachdem sich der Seestermüher Andre Hinz kurz vor der Grenze des eigenen Strafraums ein vollkommen überflüssiges Foul geleistet hatte, sprangen die beiden Gäste-Akteure, die in der TSV-Abwehrmauer standen, hoch ‒ und Sören Gehlhaar schoss den Ball unter ihnen hindurch zum 2:0 in das Tor (47.).
„Danach gingen bei vielen unserer Spieler die Köpfe nach unten“, stellte Glück fest. In der Folge zog die Heim-Elf immer wieder ihr Pressing auf und setzte bei Ballverlusten der Seestermüher entschlossen nach. Lars Reimer behauptete sich im TSV-Strafraum und schoss aus der Drehung flach zum 3:0 in das Eck ein (65.). Dann verwandelte Sören Gehlhaar nach einem Foul an Pietro Saccho den fälligen Elfmeter (68.), ehe der eingewechselte Maximilian Weidner in der Schlussminute eine Sacchi-Flanke zum 5:0-Endstand veredelte. „Wir hätten noch ein paar Tore mehr schießen und höher gewinnen können“, befand Schacht mit Verweis auf einige vergebene Chancen. Auf der Gegenseite ließ die starke SCE-Abwehr um Björn Czech und Tobias Müller erst in der 84. Minute einen Torschuss der Seestermüher zu.
„In der zweiten Halbzeit ist von uns viel zu wenig Gegenwehr gekommen“, sagte Glück, dessen Team zur Saison-Halbzeit auf einem Abstiegsplatz liegt. In Rellingen fehlten allerdings auch zahlreiche Stammkräfte; während Metin Tefci wohl am kommenden Wochenende wieder mitwirken kann, dürfte Hendrik Mühlenkamp, der an einer hartnäckigen Schulterverletzung laboriert, in diesem Jahr kaum noch zur Verfügung stehen. So prekär die Situation der Seestermüher, die von 2015 bis 2017 noch der Bezirksliga West angehörten, aktuell ist, so gut steht die SCE-Reserve da: „Wir genießen diesen Moment ganz bewusst“, sagte Schacht, der im höheren Alter seiner Spieler neben der Erfahrung noch einen weiteren Vorteil ausgemacht hat: „Im Herbst ihrer Karriere wissen unsere Akteure eine gute Gemeinschaft, die der Basis für unseren Erfolg ist, noch mehr zu schätzen.“ Und ein Gläschen guten Wein dürfte der eine oder andere SCE-Spieler auch gerne trinken ...