An „viele enge Duelle“ erinnerte sich Jörg Repenning, Coach des SC Egenbüttel. Und ein Blick in die Geschichtsbücher gibt ihm Recht, denn in den vier vorherigen Auseinandersetzungen gab es stets wechselnde Gewinner. Diese Serie hielt am Dienstagabend, da die Rellinger mit 5:3 im Deichstadion triumphierten. Während sich Jörg Repenning über „eine irre Partie und einen am Ende verdienten Sieg“ freute, urteilte HMTV-Trainer Burak Bayram: „Es war kein schönes Spiel und von uns kein guter Auftritt, weil wir nach unserer 3:1-Führung viel zu wenig gemacht haben.“
Die Begegnung im Deichstadion wurde schon nach drei Minuten unterbrochen, weil SCE-Verteidiger Alexander Wulf im Mittelfeld zu Boden sank. Mit Schmerzen im rechten Oberschenkel wurde er von seinen Mitspielern Patrick Marciniak (Ersatztorwart) und Daniel Caniera vom Platz geführt, den anschließend Collin Heist neu betrat. Dies bedeutete eine zusätzliche Schwächung für die Egenbütteler, denen fünf Akteure fehlten, weil sie beim zeitgleich stattfindenden Champions-League-Spiel von Schachtor Donezk gegen den FC Barcelona (1:0) im Volksparkstadion weilten. „Insofern hat uns der Hamburger Fußball-Verband mit der Terminierung der Partie keinen Gefallen getan“, so Jörg Repenning, der mit seinem Wunsch nach einer Spielverlegung aber bei den HMTV-Verantwortlichen auf taube Ohren stieß.
Die erste Torchance besaß Daniel Schröder: Zwei Tage zuvor beim 4:1-Sieg gegen den SSV Rantzau II noch Führungstorschütze, köpfte der HMTV-Stürmer nun nach 13 Minuten genau in die Arme von Marcel Ahrendt. Der SCE-Keeper musste fünf Zeigerumdrehungen später sein ganzes Können aufbieten, um ein Kopfball-Eigentor nach einer Freistoßflanke zu verhindern. Die erste gute Gäste-Gelegenheit vergab Paul Jürs, der von links aus das lange Eck anvisierte, aber in HMTV-Torwart Lasse Wolff seinen Meister fand (25.). Kurz darauf brannte es lichterloh im SCE-Strafraum, wo Ahrendt aber im Verbund mit seinen Mitspielern letztlich die Gefahr nach einem ruhenden Ball bereinigen konnte. Und als HMTV-Kapitän Adnan Kubat den Ball von halblinks aus erstmals in das kurze Eck schoss, zählte der Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht (36.).
Kurz darauf war es aber soweit: Samet Baygündüz flankte von rechts in die Mitte, wo HMTV-Torjäger Jeremy Wachter sich der Bewachung mehrerer Egenbütteler entzogen hatte und zum 1:0 einschoss (39.). Kurz darauf unterlief SCE-Akteur Fabio Steen das Missgeschick, dass er einen Eckstoß der Hetlinger per Kopf so verlängerte, dass der Ball von der Lattenunterkante in das eigene Netz sprang (45.). Aufgrund der besagten Verletzung von Wulf gab es aber schon nach dem Ablauf des ersten Durchgangs eine längere Nachspielzeit, in der die Gäste zum Anschlusstor kamen: Kevin Nehls krönte „einen schönen Spielzug“, so Jörg Repenning, der dieses 1:2 (45.+4) „ganz wichtig“ nannte: „Das hat uns vor der Pause neuen Mut gegeben.“
Entmutigen ließen sich die Egenbütteler auch nicht davon, dass Kubat kurz nach dem Seitenwechsel auf 3:1 erhöhte (49.). Stattdessen verkürzte Lennard Bolick erneut postwendend (3:2/50.) und als Nehls elf Zeigerumdrehungen später von links in die Mitte flankte, traf der Hetlinger Alpay Dobrucali den Ball mit seiner Hacke so, dass er eine kuriose Flugbahn bekam und zum 3:3-Ausgleich in das Netz flog. „Danach wollte meine Mannschaft mehr“, stellte Jörg Repenning zufrieden fest. Und sie bekam mehr: Nach Nehls (74.) erzielte auch Bolick (81.) noch sein zweites Tor des Tages, was den erst zweiten Hetlinger Auswärtssieg in dieser Saison perfekt machte.
„Wenn wir so schlecht verteidigen und undiszipliniert agieren, müssen wir uns nicht darüber wundern, dass wir den Sprung an die Tabellenspitze verpasst haben“, haderte Bayram. Damit spielte er auch an darauf, dass in der Schlussphase noch zwei seiner Schützlinge vom Platz flogen. Erst sah Mert Aygün glatt „Rot“, weil der Schiedsrichter eine Beleidigung gehört hatte (85.). Und in der ersten Nachspielzeit-Minute „erwischte“ es dann auch noch Flemming Christiansen, der wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte bekam. „Letztlich sind wir an uns selbst gescheitert“, urteilte Bayram, dessen Schützlinge nach sieben ungeschlagenen Partien, in denen 19 von 21 möglichen Punkten geholt worden waren, erstmals wieder verloren.
(Johannes Speckner)