
In welcher Spielklasse der SV Lurup in der kommenden Saison kickt, ist zurzeit fraglich. Zugegeben, dieses Schicksal teilen die Luruper mit vielen Teams, die momentan noch um den Klassenerhalt kämpfen oder auf den Aufstieg hoffen. Aber beim SVL ist die Sache eben doch etwas anders gelagert: Dass sich die „Perlwitz Armaturen GmbH“, die die Luruper bereits seit 2005 unterstützt, mit dem Ende dieser Saison als Hauptsponsor zurückzieht, stellt die SVL-Kicker vor ein großes Problem.
Deshalb ist es fraglich, ob die Luruper sich einen Aufstieg in die Oberliga Hamburg oder einen Verbleib in der Landesliga Hammonia, in der sie zurzeit Spitzenreiter sind, überhaupt finanziell leisten können.„Im Moment ist noch gar nichts sicher“, sagte SVL-Fußball-Abteilungsleiter Marco Logowski, der im Gespräch mit SportNord präzisierte: „Wir kämpfen zurzeit darum, neue Sponsoren für uns zu gewinnen und vor allem einen Großsponsoren zu finden ‒ aber das ist sehr schwer und leider gibt es aktuell noch nichts Neues zu vermelden!“ Den Kampf darum, die Brüder Christian und Mike Perlwitz doch noch als Gönner behalten zu können, haben die Luruper definitiv verloren. „Wir wissen bereits sein Februar davon, dass sie sich mit dem Ende dieser Saison zurückziehen wollen, und ich kann sie in gewisser Weise ja auch verstehen. Wir haben immer wieder versucht, sie zu einem Rückzug vom Rückzug zu bewegen ‒ aber das war leider erfolglos“, so Logowski, der auf Nachfrage auch die Summe von 140.000 Euro, die zuletzt in den „Luruper Nachrichten“ genannt wurde, bestätigte: „Ja, diese Summe hat die Perlwitz GmbH zuletzt für den Etat unserer Liga-Mannschaft zur Verfügung gestellt!“
Von diesem Geld verpflichteten SVL-Manager Andreas Klobedanz und Trainer Berkan Algan zahlreiche starke Neuzugänge. Unter anderem kamen Marc-Kemo Kranich und Tim Petersen, die in der vergangenen Saison noch beim VfB Oldenburg beziehungsweise beim SV Eichede zwei Etagen höher in der Regionalliga Nord kickten, an die Flurstraße. Ohne dieses Geld sieht Klobedanz offensichtlich keine Möglichkeit, in Lurup ein konkurrenzfähiges Team zusammenhalten zu können, und erklärte deshalb ebenfalls seinen Rücktritt zum Saisonende. Die von Klobedanz getätigte Aussage, die Verantwortlichen des Gesamtvereins SV Lurup würden „keinen Leistungsfußball wollen“, dementierte Logowski auf das Schärfste: „Diesen Vorwurf kann ich so nicht stehen lassen, denn das ist definitiv nicht der Fall. Wir wollen sehr wohl Leistungsfußball bei uns im Verein, deshalb haben wir auch einen Teil der Mitgliedsbeiträge in den Fußball gesteckt.“
Um die These, dass die SVL-Verantwortlichen sehr wohl leistungsbezogenen Fußball wollen, zu untermauern, betonte Logowski: „Wir werden unsere Ersten Herren nicht abmelden, sondern bleiben auch dabei, dass unsere Liga-Mannschaft die Meisterschaft anstreben und ihr Aufstiegsrecht wahrnehmen soll!“ Da der aktuelle Kader ohne die Perlwitz-Brüder und ohne einen neuen, potenten Großsponsoren nicht finanziert werden könnte, gibt es Überlegungen, in die kommende Saison in der Ober- oder Landesliga „mit vielen jungen, ambitionierten Spielern zu gehen“, so Perlwitz, der davon überzeugt ist: „Wirtschaftlich könnten wir die Rahmenbedingungen für eine Teilnahme an der Ober- oder Landesliga schaffen und das Drumherum finanzieren ‒ nur Aufwandsentschädigungen für Spieler könnten wir uns nicht mehr leisten!“
Die Durchführungsbestimmungen des Hamburger Fußball-Verbandes sagen unter 3.4.1. ganz klar, dass ein Landesliga-Meister, der sein Aufstiegsrecht in die Oberliga nicht wahrnimmt, in der darauf folgenden Saison in der Spielklasse antreten muss, in der zuletzt seine Zweite Herren-Mannschaft am Ball war ‒ so erging es im Vorjahr dem VfL 93 Hamburg, der nach seinem Titelgewinn in der Hammonia-Staffel heuer nicht in der Oberliga, sondern in der Kreisklasse 7 kickt (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Die Luruper wollen ein Absinken in die Kreisliga 2, in der ihr Reserve-Team aktuell den achten Platz belegt, „unbedingt vermeiden“, wie Logowski betonte. Der Luruper Fußball-Abteilungsleiter ließ nicht unerwähnt, dass er die vom HFV vorgenommene Regelung, dass ein Aufstiegsverzicht einen Abstieg zur Folge habe, „fragwürdig“ findet, und führte als Beispiel an, dass alljährlich mehrere Ober- und Regionalligisten auf einen Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse verzichten würden, ohne dass dies sanktioniert werden würde. „Spätestens, wenn der HFV für seine Oberliga auch ein Lizenzierungsverfahren einführt ‒ und diese Überlegungen gibt es ja ‒, sollte diese Regelung, dass ein Landesliga-Meister sein Aufstiegsrecht wahrnehmen muss und andernfalls bestraft wird, überdacht werden“, findet Logowski.
An Algan und seine Mannschaft jetzt die Vorgabe zu geben, dass sie am Ende höchstens den dritten Platz belegen dürfe, schließt Logowski aus. „Das wäre zwar vom Prinzip her sinnvoll, um für die kommende Saison einen Landesliga-Platz sicher zu haben. Aber das wollen wir dem Trainer und der Mannschaft, die bisher ganz hervorragende Arbeit geleistet haben, nicht antun ‒ sie sollen für ihre Arbeit auch den Lohn einfahren“, betonte Logowski. Außerdem würde es der SVL-Fußball-Abteilungsleiter als „Wettbewerbsverzerrung“ empfinden, wenn die Luruper ihre nächsten Partien absichtlich verlieren würden: „Das wäre gegenüber den anderen Mannschaften, für die es ja auch noch um etwas geht, extrem unfair!“ Abschließend versprach Logowski, dass seine Mitstreiter und er versuchen würden, „die Luruper Zukunft zeitnah zu klären“. Am liebsten wäre es Logowski, wenn bereits vor dem letzten Spieltag Klarheit herrschen würde, wo die Luruper Reise, was die finanziellen Voraussetzungen betrifft, hingeht: „Wir versuchen, alles vor dem 11. Mai in trockenen Tüchern zu haben“, so Logowski, der abschließend um Verständnis für die Situation seines Klubs warb: „Wir wollen niemanden ärgern, das ist nicht unsere Absicht. Leider sind wir durch den Rückzug unseres Hauptsponsoren in eine Notlage gekommen ‒ aber ich denke, das könnte auch anderen Vereinen passieren!“